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Sonntag, 05.03.2006 | von: mw

De 2e DataByte zes uur van Steenbergen

Am 23.01.2005 fand bei trockener Kälte und Sonnenschein die 1. Auflage des 6-Stunden-Laufes von Steenbergen/NL statt. Ich nahm damals an dieser Erstveranstaltung teil und erzielte 47.412 m. Die Organisation war tadellos, die Strecke (ein Rundkurs von exakt vermessenen 2.102 m) kurzweilig, die Gastfreundschaft großartig, und die Ergebnisse stimmten auf Anhieb. Da war für mich klar: Hier bist du nicht zum letzten Mal gelaufen. Sobald sich die nächste Gelegenheit ergibt, wirst du wieder in Steenbergen/NL an den Start gehen. Bei UltraNED las ich dann, dass der diesjährige 6-Stunden-Lauf von Steenbergen/NL erst am 05.03.2006 durchgeführt werden würde. Ich freute mich hierüber sehr. "Träumte" ich doch davon, diesmal bei herrlichem Frühlingswetter dort meine Runden zu drehen und mit einem ähnlichen Ergebnis wie im Vorjahr bereits früh im Jahr eine "Duftmarke" für 2006 zu setzen. Doch es kam ganz anders:

Am vorherigen Donnerstag (02.03.2006) kündigten die unterschiedlichen Internet-Wettervorhersagen übereinstimmend für die gesamte folgende Woche "winterliche Unwetter" und "Schneechaos" in ganz Deutschland an. Auch Belgien und die Niederlande sollten betroffen sein. Die beeindruckenden Fernsehbilder vom Donnerstag und Freitag aus den Großräumen Würzburg und Frankfurt, in denen ich mich erst am vorangegangenen Wochenende noch aufgehalten hatte, ließen in mir die Einsicht wachsen, dass man den Schlechtwetter-Ankündigungen Glauben schenken sollte. Dennoch redete ich mir ein, es würde in Belgien und den Niederlanden schon nicht so schlimm werden und ich könnte ja so frühzeitig zu Hause abfahren, dass ich den Veranstaltungsort selbst bei einem 50-km/h-Schnitt noch rechtzeitig erreichen würde. Dann ging jedoch ein E-Mail-Rundschreiben des Veranstalters bei mir ein, in dem dieser auf zahlreiche besorgte Anfragen niederländischer Sportfreunde antwortete. Nun wurde mir deutlich, dass die Lage auch in Belgien und den Niederlanden ernster war, als ich glauben wollte. Zum Glück wiederholte der umsichtige und auch am Wettkampftag jederzeit ansprechbare Hauptorganisator Peter Suijkerbuijk das bereits auf der Website der Sportvereniging Diomedon unterbreitete, von mir aber bislang überlesene Angebot, im Sportvereinsheim kostenfrei auf/in mitzubringenden Utensilien zu übernachten. In einem kurzen Anruf erhielt ich die Bestätigung, dass noch genügend Platz vorhanden und ein Eintreffen bis 22.00 Uhr möglich sei. Als dann am Samstag in den Großräumen Bonn/Köln/Aachen sowie in Belgien und den Niederlanden entgegen aller Prognosen freundliches Wetter (schwach sonnig, trocken, völlig schnee- oder eisfreie Straßen) zu verzeichnen war, gestaltete sich die ca. 280 km weite PKW-Anreise als Vergnügen. Mit der Unterstützung hilfsbereiter Steenbergener war ich auch nach kurzer Zeit zu dem etwas peripher gelegenen, aber recht großzügig und nobel eingerichteten Sportvereinsheim gelangt. Dort hatten sich bereits 3 Dänen und 2 Niederländer eingefunden. Die Dänen hatten sich nach vielstündiger Anreise in einem angrenzenden Saalraum bereits zur Ruhe begeben. Die beiden Niederländer und ich klönten an der Bar bei ein paar Gläsern Bier und Fernsehen noch bis gegen 24.00 Uhr. Dann war Nachtruhe angesagt. Ich hatte vorgegeben, "Schnarcher" zu sein (was aber nicht zutrifft), und mich unter diesem Vorwand in einen stillen Winkel zurückgezogen. Dort gelang es mir, auf meiner Luftmatratze/in meinem Schlafsack eigentlich ganz akzeptabel dahinzudämmern bzw. zeitweise sogar zu schlafen. Als am nächsten Morgen gegen 8.00 Uhr dann 2 Helferinnen aus dem Veranstalterteam "auftauchten" und einen reich gedeckten Frühstückstisch "hinzauberten", war ich schon sehr beeindruckt, was vor allem die dänischen Sportfreunde so alles "wegzuputzen" vermochten (sie belegten übrigens dennoch die Gesamteinlaufplätze 2, 4 und 6). Ich hingegen, der ich vor einem Rennen kaum etwas "hinunterbekomme", schaffte mit Mühe ein Stückchen mitgebrachten trockenen Kuchen. Um noch einen günstigen Parkplatz zu ergattern, begab ich mich dann unverzüglich zu dem etwa 800 m entfernten Veranstaltungsgelände. Dort standen zwar die letztjährigen Parkgelegenheiten wegen einer Umbaumaßnahme im Bereich der Sporthalle nicht zur Verfügung. Man hatte aber ersatzweise die in unmittelbarer Nähe gelegenen Parkplätze eines Schwimmbades (Zufahrt zwischen 2 Häusern versteckt) angeboten, wodurch es keinen Platzmangel gab. Nun setzte eine wahre "Begrüßungsorgie" ein, und hierbei erfuhr ich, dass die aus oder (wie ich am Vortag) über Belgien angereisten Teilnehmer/innen besonders im Großraum Bergen op Zoom mit Schneegraupelglätte zu kämpfen hatten. Noch schlimmer hatte es die aus dem/über den Norden der Niederlande angereisten Teilnehmer/innen getroffen. Sie hatten längere schneebedeckte Autobahnabschnitte zu bewältigen, wobei angeblich manchmal nur eine Fahrspur genutzt werden konnte. Ich hatte also bezüglich der Anreise alles richtig gemacht. Hingegen vermisste ich einige ebenfalls vorangemeldete, aber nicht eingetroffene Laufbekannte, so zum Beispiel Claudia Weber (die vorjährige Damengesamtsiegerin) und Thomas Wenning. Lag dies bei diesen an den Straßenverhältnissen oder daran, dass sich Thomas nach seiner großartigen neuen persönlichen Bestleistung von 227,414 km als deutscher Vertreter bei den am 25./26.02.2006 in Taipeh ausgerichteten 24-Stunden-IAU-World-Challenge selbst eine Regenerationspause verordnet hatte?

 
In den Morgenstunden vor dem Start und während der ersten 3 Laufstunden wechselte das Wetter permanent. Schönwetterphasen (Sonnenschein aus großen Flächen blauen Himmels zwischen weißer oder nur leicht angegrauter Bewölkung, Meisenläuten) und Schlechtwetterphasen (Schauer mit großkörnigem Schneegraupel oder dicken Schneeflocken aus tiefgrauen Wolkenwänden) folgten aufeinander in kurzen Zeitabständen. In der 4. und 5. Laufstunde blieb dann das schöne Wetter einigermaßen konstant. Dafür kam nun aber ein ungemütlicher und ziemlich störender Wind auf. In der letzten Laufstunde hatte sich der Himmel erneut mit tiefgrauer Bewölkung überzogen. Zwar gab es jetzt keinerlei Niederschläge mehr. Dafür zehrte aber der kalte Wind umso mehr an den Kräften der noch im Rennen verbliebenen Teilnehmer/innen.

Ich selbst war nach meinem o.a. Vorjahresergebnis mit großen Hoffnungen in dieses Rennen gegangen. Bei Halbzeit wäre eine erneute 47-km-Leistung auch noch möglich gewesen, sofern ich in der 2. Hälfte nur wenig nachgelassen hätte (was aber erfahrungsgemäß für mich derzeit kaum umsetzbar ist). Also beschloss ich, auch mit einer "hohen" 46-km-Leistung durchaus zufrieden sein zu wollen. Doch ich hatte die mich seit Monaten plagenden Probleme an der Wurzel meiner linken großen Zehe, die mir ab der 7. Runde große Schmerzen bereiteten, nicht gebührend einkalkuliert. Sie ließen in meinen nun regelmäßigen Gehpausen lediglich ein "Mehr-Hinken-als-zügiges-Marschieren" zu. Also "freundete" ich mich mit dem Gedanken an, auch ein 45-km-Ergebnis noch als "akzeptable Leistung" zu werten. Bis zum Ablauf von 4 1/2 Stunden schienen diese deutlich reduzierten Erwartungen auch nicht in Gefahr zu sein, zumal ich die Zehenschmerzen inzwischen einigermaßen zu verdrängen vermochte. Dann aber stellte etwas ein, was ich in den letzten Jahren kaum mehr kannte: Besonders im oberen Bereich meiner rechten Wade traten immer wieder "Zuckungen" auf, die ich aus den 60er-/70er-Jahren, als man in Läuferkreisen noch nichts von der Ursache "Magnesiummangel" wusste, als Vorboten eines Krampfes in Erinnerung hatte. Nun ließen die ständige Beobachtung der Unstimmigkeiten, vorbeugende Selbstmassagen der Waden und die Konzentration auf das Geläuf zur Vermeidung eines "unglücklichen" Auftretens kein Agieren, sondern nur noch ein Reagieren zu. Auch die von mir im täglichen Leben zwar gemiedene, gegen Ende von Marathon-/Ultraläufen aber sehr geschätzte Cola vermochte mich nicht mehr "aufzumöbeln". Ich hatte mich längst damit abgefunden, einfach das hinzunehmen, was als Ergebnis herauskommen würde. Während ich sonst gegen Ende von 6-Stunden-Läufen noch zulegen kann und oft gerne noch ein paar Minuten zur Verfügung hätte, um noch die eine oder andere Marke zu erreichen, sehnte ich diesmal das Schlusssignal herbei. Woran lag das nun? Hatte ich im Vorfeld des Laufes zu wenig Magnesium gespeichert? Bot meine dünne Tighthose zu wenig Kälteschutz? Hatte mich der kalte Wind zu sehr ausgezehrt? Ich will der zu erwartenden Kommentierung eines sehr bekannten Läufers und Veranstalters aus Kaltenkirchen zuvorkommen, die garantiert gelautet hätte: "Nimm 's hin, FranksVater, Du bist eben ein alter Sack geworden!" Wahrscheinlich liegt in dieser Einschätzung der wahre Grund. Wächst doch in dem von mir erreichten Altersbereich der Leistungsabfall mit jedem weiteren Lebensjahr überproportional!

Noch ein paar Informationen zur Veranstaltung selbst: Die Rundenzählung erfolgte per Championchip, was ich natürlich gut fand. Ich hatte dies aber in der Ausschreibung überlesen und bei meiner Anmeldung nicht berücksichtigt, weshalb ich für die üblichen 2,50 Euro Miete einen Leihchip zugeordnet bekam. Selbst schuld, dass ich unachtsam war und zudem meinen eigenen Chip zu Hause gelassen hatte. Sofern jemand der Leser/innen dieses Berichtes beabsichtigt, im nächsten Jahr in Steenbergen an den Start zu gehen, Chipnummerangabe nicht vergessen. - Noch einmal zur Klarstellung: Auch wenn es bei mir diesmal nicht so gut lief, kann ich diesen Wettkampf besten Gewissens weiterempfehlen. Die Organisation und die Atmosphäre sind hervorragend. Nichtsdestoweniger stellte ich folgende drei Mängel fest: <1> Nach dem Rundenbeginn folgen etwa 400 m, auf denen der Kurs etwas eckig ist, die Verbundsteinpflasterung stellenweise Schrägen oder Buckel aufweist und Bordsteine zu überlaufen sind. Wer damit schlecht umgehen kann, hat in diesem Abschnitt leichte Probleme. <2> Manche Teilnehmerinnen des parallel durchgeführten 6-Stunden-Staffel-Laufes wurden selbst an schmalen Stellen des Kurses von Familien- oder Vereinsangehörigen auf Fahrrädern begleitet. Dies nervte mich gegen Ende ein wenig. <3> Das Duschwasser war in diesem Jahr kalt. Dies kann daran gelegen haben, dass bei meinem späten Erscheinen in den Umkleideräumen das Warmwasser bereits aufgebraucht war. Dies kann aber auch auf eine große Umbaumaßnahme im Bereich des Gebäudekomplexes zurückzuführen gewesen sein.

Im Übrigen schaffte der diesjährige Gesamtsieger, Lucien Taelman aus Belgien, 81.907 m. Die Gewinnerin der Damenwertung, Petra Knobs (eine deutsche Staatsbürgerin, die derzeit in Maastricht wohnt), erzielte 67.913 m. Beide Leistungen sind neue Streckenrekorde. - Von den weiteren deutschen Startern sind folgende Ergebnisse zu vermelden:

8. Dr. Stefan Weigelt, SG Neunkirchen-Hülchrath, 2./M45, 72.313 m
9. Jens Vieler, Team Ronja, 3./M35, 70.887 m
24. Jürgen Schmicker, Athletik Waldniel, 6./M45, 64.129 m
42. Uwe Schietzoldt, Selm, 14./M45, 56.763 m
46. Georg Theismann, VFL Lingen, 16./M45, 54.645 m
55. Holger Maiwald, LT Rennhamster, 10./M35, 46.238 m
58. Volker Berka, 100 Marathon Club, 9./M55, 44.687 m

73. Wolfgang Knobs, Atletiek Maastricht, 11./M35, 23.119 m


Franks Vater


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