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Samstag, 13.07.2013 | von: rw

Ruanda - Perle Afrikas


Jetzt ist dieser Bericht doch wieder etwas länger geworden als erlaubt...da muss der Vorstand eben durch...gleichzeitig dient er zur Vorbereitung einer evtl. Clubreise 2015, da kann man dann doch mal etwas mehr Fotos bringen...? Wie kam ich nach Ruanda?

Von Kampala fahren Nachtbusse unterschiedlicher Firmen nach Kigali. Und jede Firma hat ihr eigenes Büro und ihre eigene Haltestelle. Jemand setzte mich auf ein Motorradtaxi und empfahl mir „Jaguar“. Die hatten aber am Montag noch keine Passagierliste für Donnerstag vorbereitet...ich sollte morgen wiederkommen...später noch mal nach dem Preis gefragt, und dann hieß es, die Listen wären erst in 2 Tagen fertig...auf dem Rückweg per pedes in die City sah ich dann ein Schild von „Baby Coaches“ ...gleicher Preis (40.000 Uganda Shilling) und sofort gebucht.

Als ich mir dann am Donnerstagabend ein Motorrad schnappte, fuhr der Fahrer erst in die falsche Richtung. Es gibt 2 Büros von „Baby Coaches“ und das Neue für die Strecke nach Ruanda kannte er noch gar nicht. Glücklicherweise stand auf meinem Ticket eine Telefonnummer drauf...also kaufte sich der Fahrer erst neues Handyguthaben und rief dann dort an.

Die Grenze erreichten wir in der frühen Morgenstunde. Formulare und Stifte wurden verteilt...dann waren da auch noch Geldwechsler, aber so aufdringlich und dann bei kaum vorhandener Beleuchtung, lieber nicht...und in der Schlange dann die Formulare im Stehen ausgefüllt. Nachdem der Ausreisestempel von Uganda im Pass war, ging es zu Fuß auf die andere Seite. Dort wartete schon der Bus, und noch im Wagen befindliches Gepäck wurde ausgeladen. Nach der Passkontrolle musste jeder Fahrgast mit seinem Gepäck zur Zollkontrolle, die darauf bestand Plastiktüten zu entfernen.

Meine Reserveschuhe hatte ich ganz unten im Rucksack in einem Plastikgepäckbeutel von irgendeiner Marathonveranstaltung und drei weitere Plastiktüten so gut versteckt, das der Zöllner sie nicht gefunden hat. Ich sah aber, dass die Zöllner bei einigen Reisenden Plastiktüten einbehielten. Warum das Ganze? Die Nutzung von Plastiktüten ist in Ruanda verboten. Rechtsverdreher KP U spekulierte bei Sigrids Dezemberläufen, dass es sich um eine Präventionsmaßnahme gegen französische Tötungsmethoden handelt. Auch das ist möglich...aber da scheint sich wohl in Ruanda eine fortschrittliche Umweltschutzmaßnahme durchgesetzt zu haben, die fürs Ausland doch eher untypisch ist...werden in den kleinen ausländischen Geschäften die Plastiktüten den Kunden doch meist hinterhergeworfen.

Ich wollte erst die Zeit des Fußmarsches zwischen den Grenzposten stoppen wurde aber abgelenkt: Eine Frau hatte zwei schwere Kanister Apfelsaft und fragte, ob ich Einen für sie trage. Der Saft war für Burundi bestimmt...soll dort noch teurer sein, obwohl in Uganda schon ein Luxusartikel...auf meine Fragen erhielt ich die Antworten: Regelmäßige Busverbindungen nach Bujumbura bestehen von Kigali und der Krieg ist längst zu Ende und alles friedlich. Dinge, die man in Deutschland alle nicht mitbekommt, da wohl kaum Touris hinfahren, noch nicht mal einen Reiseführer gibt es...später las ich bei Ethopian Airways, dass der Stand von Burundi auf der ITB in Berlin sogar ausgezeichnet wurde...Neugier ist also geweckt und Reiseziel schon mal vorgemerkt...jetzt war ich aber erst mal in Kigali.


Mein erstes Frühstück für 500 RWF so ca. 60 Cent.Tat mir ja leid...aber bezahlen musste ich mit einem 5000er, hatte zuvor 40 Stück davon aus dem Geldautomaten bekommen.

Und 40 Scheine ist auch die Höchstzahl. Ein späteres Mal fragte mich ein Geldautomat nach einem Wunschbetrag bis 400.000 RWF...als ich dann 250.000 eingab kam die Fehlermeldung, dass die maximale Banknotenanzahl überschritten wäre...also warum dann erst diese unsinnige Angabe / Frage zum Wunschbetrag...die Banken sollten doch wissen, dass der höchste Schein einen Wert von 5000 RWF hat, und 40 mal 5000 ist gleich 200.000 nach Adam Riese.


Frisch gestärkt ging es zur Startnummernausgabe. Natürlich mit Motorrad...und natürlich mit Helm...Unterschiede zu den Motorradtaxen in Uganda: 1. Fahrer halten sich an die Verkehrsregeln und überholen nicht wild die Autos mal links und mal rechts, 2. Pro Motorrad wird nur 1 Fahrgast mitgenommen, und es gibt auch immer einen Helm

Positiv fiel mir auch die Sauberkeit im Stadion auf...und nicht nur dort...das Plastiktütenverbot zeigte Wirkung.


Aber bevor es die Nummer gab, ging es erst einmal zum Doc. Ob es was nützt? Im Jahre 2000 hatten die im polnischen Wroclaw auch so eine Untersuchung durchgezogen...wobei die Ärztin mich ausgelassen hatte, nachdem Barbara S. Ihr bei der Startnummernausgabe am Freitag gesagt hatte, dass ich kommende Nacht noch nach Bratislava führe, um dort Marathon zu laufen und dann am Sonntag in aller Frühe nach Polen zurückkehren würde...als ich dann nach dem Zieleinlauf in Wroclaw die Toiletten aufsuchen wollte, waren sie zum Lazarett umfunktioniert wurden...der Blutdruck der Vortage kennt eben nicht die Hitze von heute.


Am ersten Tag fiel mir die Orientierung doch sehr schwer. Im Know-How-Reiseführer gab es französische Straßennamen, und wenn man jemanden fragte, waren die auch bekannt. Französisch ist aber out...das kann geschichtliche Ursachen haben, Franzosen und Belgier waren am Genozid von 1994 sicherlich nicht ganz unschuldig...eine Maßnahme zur Überwindung der Frankophonie war die Aufstellung neuer Straßenschilder...allerdings sind die Nummern nicht wie in den USA logisch angeordnet.


Im Restaurant „La Classe“ aß ich zu Mittag. Auf die Nachfrage nach ruandischem Bier wurde mir eine Auswahl Bierverschlüsse gebracht. Praktisch überall erhältlich ist das „Primus“: die 720 ml Flasche kostet meist nur 700 Ruanda Franc, also keinen Euro.


Der Beweis: Wo Klasse draufsteht ist auch Klasse drin, die Preisklasse lag allerdings auch etwas über dem Landesdurchschnitt...


...ein Salatteller vom Buffet für 1000 RWF mit deutschem Gehalt aber durchaus finanzierbar.


Kreisverkehr am Place de l'Unité Nationale und Park



An dieser Haltestelle gab es keine Fahrkarten, sondern SIM-Karten.


Sinnvolle Souvenirs sind Laufshirts, der Rest liegt eh nur rum. Plastiktüte ist nicht...also gab es wie früher in der DDR eine Papiertüte. Dass das Shirt allerdings in Plastik eingewickelt war, fand ich dann doch etwas inkonsequent.


In Kigali gibt es auch eine Filiale des kenianischen Monopols „Nakumat“. Mehrwegtaschen sind hier in 2 Größen erhältlich – in Kenia, der Heimat des Supermarkts, noch nie gesehen.


Aber diese Filiale von „Nakumat“ hielt noch mehr Überraschungen bereit: undenkbar in Kenia


Es gibt zwar hier auch einige Reisebücher, aber wie viele Bücher sind diese völlig überteuerte (Import)ware. Hier eine Biografie über ein Leben in Ruanda zum Kurs 1 US$ = 1000 RWF. Teuer fand ich hier auch DVDs vom „Ambassadors of Christ Choir“...letztes Jahr hatte ich 2 DVDs dieser Gruppe aus Ruanda in Originalverpackung für nur 11.000 Tansania Schilling in Arusha erworben...wenn ich auch die Gospels nicht verstehe, sprechen mich Musik, Mimik und Stimmen an...aber seien wir doch mal ehrlich: Wer versteht bei diesen ganzen englischsprachigen Hits im Radio außer vielleicht den Refrain auch noch den Text...und wenn ja, warum wird ständig von schlechter Schulbildung geredet?...in diesem Zusammenhang möchte ich mich bei meinen Englischpaukerinnen bedanken und bei meinem Vater, der sich gleich nach meiner ersten „6“ um Nachhilfe gekümmert hat, ansonsten wären diese ganzen Auslandsabenteuer in dieser Form wohl nicht möglich.

Zurück zur Musik: Sowohl in Uganda als auch in Ruanda wurden ganz offen Kopien in kleinen Geschäften angeboten. Man suchte sich die Titel am Computer aus und bekam für relativ wenig Geld eine frisch gebrannte DVD...legal?


Der Dollar ist ein gutes Drittel weniger wert, wie der Nakumat-Umrechnungskurs vorgaukelt. Über das Postamt gibt es auch noch Folgendes zu berichten: In jedem Schalterfenster klebt eine Visitenkarte der Schalterdame mit Lichtbild, ihrer Telefonnummer und der Telefonnummer, wo man sich über sie beschweren könnte.


Nächste Überraschung: Die Stadt hat Bürgersteige und ist sehr gut beleuchtet.


Kann mich nicht erinnern, solche Lampen auf dem Straßenasphalt schon mal gesehen zu haben. Ist hier überhaupt Afrika? Die Sicherheitslage ist in Ruanda erstaunlich gut. Hatte ich in Uganda noch tagsüber bewaffnete Horden von Soldaten gesehen, traf ich in Ruanda nur vereinzelt auf scheinbar unbewaffnete Polizisten, die erst in der Dunkelheit ihre Waffen zur Schau stellten.

Bereits am ersten Abend fühlte ich mich so sicher, dass ich zwischen acht und halb neun abends zu einem Trainingslauf startete. Und dann gleich die nächste Überraschung: Ich lief einen Hügel hoch und die Farbigen applaudierten...wann applaudieren in deutschen Landen die Weißen außerhalb von Wettkampfzeiten?


Mitläuferin gesucht? Die 25jährige Synthia fragte mich nach einem deutschen Mann...da helfte ich doch gerne...Telefonnummer bei mir erhältlich...aber das Laufen bitte nicht vergessen. um die Jahrtausendwende waren der Damals-noch-nicht-Teichwiesen-Doc und ich auf der Rückreise von einem Marathon, als Christian mich fragte, ob ich „Bodo Ballermann“ kenne und nahm die Antwort gleich vorweg: „ach war ja vor Deiner Zeit“. Natürlich kannte ich den Text, hab ich auf einer LP: „Als dann die Damen ihm seinen Samen nahmen...“.

Inhalt unseres Gesprächs war, das hoffnungsvolle Sammler dabei waren, ihre noch junge Laufkarriere schon wieder an den Nagel zu hängen. Dienstältere Läufer/innen kennen vielleicht noch meinen Spruch, den ich nach diesem geistigen Input formulierte: Vor dem 500. Marathon kommt mir keine Frau ins Bett.


Hier ein Blick von der Uni auf Kigali-City. Synthia zeigte mir ihre Universität und die Stadt.


Als ich dann abends in diesem Kiosk noch einen Tee trank, kam die Bedienung mit einem aufgeschlagenen Heft an. Auf der Seite, wo ich lesen sollte, stand etwas aus der Bibel, was von den Zeugen Jehovas und zum Schluss, das mein Gegenüber gerne meinen Namen wüsste, und ich das Heft zurückgeben solle, damit noch mehrere lesen könnten. Auf der anderen Seite sah ich mir unbekannte Schriftzeichen, wahrscheinlich gab es auch eine Seite auf Deutsch, aber woher sollte die Bedienung meine Herkunft wissen. Sie verriet mir dann auch noch ihren Namen.

Und die Überraschungen gingen weiter. Da gab  es Kinder, die schüttelten dem weißen Mann einfach die Hand und gingen  weiter, ohne nach Geld zu fragen. Und ob morgens oder abends...sie sagten immer „good morning“...naja jedes zweite oder dritte Kind fügte dann auch noch die zwei oder drei Wörter „give (me) money“ hinzu...nun vergesse ich ja auch manchmal das Zauberwort und die guten Sitten, aber das Wort „please“ habe ich in diesem Zusammenhang nie gehört, eine Vokabel die wohl noch eingeübt werden muss.

Allgemein habe ich festgestellt, dass sowohl in Ruanda als auch Uganda die Bettelei gegenüber Bleichgesichtern bei weitem nicht so verbreitet ist wie in Kenia und Tansania. Vielleicht liegt das auch daran, dass noch nicht so viele „reiche“ Touristen im Land sind, und die Bevölkerung verdorben haben.


Und solche Ampeln findet man im „reichen“ Europa auch nicht an jeder Ecke.


100 Tage jährlich brennt das Feuer im Genozid Memorial...immer ab dem 6. April...in dieser Zeit wurden über 1 Millionen Menschen ermordet...Eintritt ist frei...nur für den elektronischen Guide (sogar auf Deutsch) musste Leihgebühr gezahlt werden.

Und dann arbeitete hier noch ein Wachmann, der ganz begeistert von meinem Know-How-Reiseführer war. Die ganze Zeit wo ich auf dem Gelände war, studierte er die Bilder in dem Buch und fragte mich beim Rausgehen, ob ich es ihm geben könnte, wenn ich wieder nach Hause fahre. Ich war ganz begeistert, dass sich mal ein Afrikaner für Tourismus interessiert, und versuchte eine englischsprachige Version des Buches zu bekommen...war aber nicht erhältlich...also gab ich ihm am Abreisetag mein Buch und kaufte mir in Hamburg ein Neues...da hat jemand bei Thalia dann wieder Vertriebspunkte gesammelt.


Auf 3 Ebenen des Außengeländes befinden sich Grabplatten bzw. sind noch im Entstehen.


Diese Gruppe legte Blumen nieder. Und da bereits ein Paparrazo zugegeben war, dachte ich mir, kann ich auch fotografieren. Blumengestecke auf Genozid-Gedenkstätten findet man im ganzen Land – nur meist im kleineren Rahmen.


Es wurden hier mehrere Gärten angelegt. Da gibt es den Garten der Spaltung; Die Figuren am Wasser wurden so platziert, dass keine die andere anguckt.


Und dann ist da der Garten der Versöhnung. Jedes Gefäß um den Brunnen symbolisiert ein Nachbarland Ruandas.

Die Ausstellung im Museum befasste sich mit Entstehung und Folgen des Genozids und auch mit anderen Genoziden, die es bisher auf der Welt gab: Jugoslawien, Deutschland, Türkei, Kambodscha. Ein Teil der Ausstellung war den Kindern gewidmet. Auf einer Tafel wurden die Erlebnisse eines Kindes geschildert, das erleben musste wie in kurzer Zeit ein Freund zum Feind wurde... gestern noch zusammengesessen, schlachtete er heute die Familie ab, und das Kind überlebte nur, weil es sich tot stellte.


Angefangen mit der Spaltung hatte alles schon mit den deutschen Kolonialherren. Allerdings scheinen wir in der Beliebtheit wieder gestiegen zu sein, denn außer uns, den Schweden und den Briten brauchen alle Europäer ein Visum. Nach dem 1. Weltkrieg hatten dann die Belgier das Sagen. Sie führten 1932 Pässe ein, aus denen die Zugehörigkeit zu Tutsi (15%), Hutu (84%) und Twa (1%) hervorging.


Cartoon vom Januar 1992 


Beginn der 10 Gebote der Hutus


Auch der Kirche ist in Krisenzeiten nicht immer zu trauen.


2 Bekannte Gedenkstätten liegen südlich von Kigali. Nach Nyamata fuhr ich mit dem Bus; ein Fahrradtaxi brachte mich zur Kirche. 10.000 Menschen wurden hier damals ermordet – kaum zu glauben, dass so viele Menschen überhaupt in der Kirche Platz gefunden haben. Aus dem Umkreis von Nyamata sollen 45.000 Menschen verschwunden sein.


Vorne das Grab von Tonia Locatelli. Als das systematische Töten von Tutsi begann gab die Italienerin diesen Menschen Unterkunft und Essen. Am 9. März 1992 wurde sie erschossen.


Auch hier Grabplatten und ein Eingang...als ich später die Kirche besichtigte, wartete schon ein Fremdenführer....ich dürfe in der Kirche nicht fotografieren, sondern nur außen....und das galt natürlich auch für die Gräber...zu spät, hatte schon Fotos gemacht, die ich erst am Ende des Berichts veröffentliche, entscheide jeder selbst, ob er/sie sich das antun will. Auf den Kirchenbänken waren alte Klamotten von den Opfern zu sehen.


Wieder ein Buffetrestaurant...befinden sich überall im Land...Teller für ca. 1,5 bis 2 Euro


Weiter ging es nach Ntarama. Mir wurde gesagt, dass kein Bus dorthin fährt, und ich wurde auf ein Motorrad für 1000 RWF verwiesen. Bis Kuri Arete ging es entlang der asphaltierten Hauptstraße...


...und dann so ca. 3 Kilometer auf einer Sandpiste, die ich später zu Fuß zurückging. Auch in Ntarama gab es einen Führer. Am Ausgang wurde man wie auch in Nyamata gebeten, sich gegen eine kleine Spende ins Gästebuch einzutragen.


Über das Kirchengebäude sowie die anliegende Küche und Sonntagsschule wurde nachträglich ein Dach gebaut, damit sie nicht einstürzen. Noch deutlich sind Spuren der gewaltsamen Einschläge zu sehen...


...und die Klamotten aus dem Innern schimmern durch.


Diese Wand im Inneren der Sonntagsschule durfte ich dann fotografieren. Kinder waren letztes Jahr gekommen und hatten der Toten gedacht. Links neben diesem Plakat waren an der Wand noch Blutspuren zu sehen. Der Führer erklärte mir eine beliebte Tötungsmethode für Frauen: mit dem Speer durch die Vagina, den ganzen Körper und dann am Kopf wieder raus 



Im Garten...


...steht eine Mauer, auf der die bereits identifizierten Opfer namentlich gelistet sind...es gibt aber noch vied Platz...auch wenn die Knochen nicht zugeordnet werden können, die Toten sind bekannt, da man weiß, wer früher hier gewohnt hat und jetzt nicht mehr da ist.


Genug von der grausamen Geschichte: Dieser Taxifahrer war hartnäckig und wollte mich unbedingt mitnehmen, konnte mich aber doch nicht überreden. Aber was für ein Schild hier auf dieser abgelegenen Straße? Hier befindet sich das nelson mandela educational center...gebaut mit Hilfe der deutschen green helmets...Schulunterricht durch deutsche und ruandische Lehrer seit April 2008 im Bereich Technik mit dem Spezialgebiet Solartechnologie.


Bushaltestelle in Kuri Arete. Für die Fahrt nach Kigali löhnte ich 600 RWF. Auf der Fahrkarte stand eine Abfahrtszeit, die auch in etwa stimmte...ganz ungewöhnlich für das, was ich bisher in Afrika erlebt hatte: Man versucht, Zeiten einzuhalten. Als der Kleinbus dann kam, gab der Fahrer dem Stationsvorsteher 500 RWF, der Rest war wohl seine Provision. Und was war das für ein gelber Kasten da über der Wartebank?



Häuser sind durchnummeriert.


In Kigali übernachtete ich in der Jugendherberge neben einem chinesischen Restaurant, das hier irgendwie jeder kennt. Für ein Einzelzimmer bezahlte ich 15.000 RWF inklusive Frühstück...auch Übernachtung im Garten im eigenen oder Leihzelt ist möglich.  


Am 19. Mai 2013 war aber nichts mit Frühstück. Bereits kurz nach halb sieben brachte mich ein Motorradtaxi zum Stade Amahoro...natürlich mit Helm...der Weg war gar nicht so weit, und am Nachmittag ging ich zurück zu Fuß.


Auch dieser Affe wollte den 9th Kigali International Peace Marathon mitlaufen...im Kostüm steckte eine Kanadierin.


Die Startlinie bitte noch nicht übertreten.


mit gelbem Hemd in der ersten Reihe


Aber jetzt bitte nicht den Zeitnehmer über den Haufen laufen.


So ist brav...hatte der Mann mit der roten Fahne doch für eine Gasse gesorgt.


Start pünktlich um 7:45 Uhr...wer jetzt angesichts der vielen Bleichgesichter denkt, dass so viele Europäer nur des Marathons wegen nach Afrika gekommen waren, der irrt. Viele machen hier ein Freiwilligenjahr. Im Ziel sprach ich mit einer Gruppe aus Freiburg. Sie sagten mir, sie wären über das Entwicklungshilfebudget der Bundesregierung nach Ruanda geschickt wurden. Nein, beibringen, könnten sie den Leuten hier nichts, haben nur Abitur gemacht und dann ohne weitere Ausbildung ab nach Afrika...beschäftigen sich mit irgendwelchen Projekten.

Auch einen Franzosen traf ich, der mir sagte, dass er jeden Tag Kinder zur Schule bringt. Und jeden Morgen fragen dieselben Kinder ihn nach Geld, obwohl sie doch langsam mal kapiert haben müssten, dass bei ihm nichts zu holen sei. Warum die Kinder zu jeder Tages- und Nachtzeit „good morning“ sagen, versteht er auch nicht, denn schließlich gibt es auch in der Ruandasprache unterschiedliche Bezeichnungen für morgens, mittags und abends...also eigentlich keine unnormalen Vokabeln.


Zwei Runden waren zu laufen...hier kamen mir Anwärter für die nicht zählbaren Weltrekorde entgegen...zehn Läufer sollen die Zweistundenmarke geknackt haben.


Dabei kamen mir die Kilometer erst zu lang vor: das 5-km-Schild passierte ich erst nach 35:50 und bis 10 km brauchte ich 58:09...


...aber als ich dann diese Tankstelle und damit das Ende des Wendepunkts sah, dachte ich mir schon, dass die Strecke doch etwas zu kurz ist...oder doch etwas mehr als nur zu kurz, eine Endzeit von 3:29:23 ist bei meiner jetzigen Form und der Anzahl meiner geschossenen Fotos total unrealistisch.


Dabei fing doch alles so gut an. Bei der Runde ums Stadion, die der Wendepunktstrecke in den Stadtteil Gasabo vorausging, gab es extra eine kleine Wendepunktstrecke. Auf meine Nachfrage hin gab einer der Veranstalter dem Einweiser ins Stadion die Schuld...man hätte die kleine Runde eben dreimal laufen müssen...stand aber auch nicht im Streckenplan...besonders schwach fand ich die Vermessung, da der Veranstalter aus Luxemburg mit deutscher Beteiligung kam. Auch gab es an den Verpflegungsstellen kein Obst wie ausgeschrieben, sondern nur...


...Schwämme...


...und Wasser...der obengenannte Franzose sagte mir, dass er sich auf die Ausschreibung verlassen hätte und fast verhungert wäre. Aber der Veranstalter gibt nicht auf: Die Ausschreibung für den 10. International Peace Marathon am 18. Mai 2014 ist bereits online...fruits an den Verpflegungsstellen wurden auch schon angekündigt...schau'n mer mal.


Aber was soll's...man muss das Abenteuer so nehmen, wie es ist...z. B. so hüglig...


...dass auch Afrikaner mal gehen.


Und windig war es. Dabei hatte ich mir extra eine Mütze aus einem Tuch gebunden, welches ich erst im April beim Marathon in St. Wendel erhalten hatte, um mich gegen die Sonne zu schützen.


Das Beweisfoto, dass ich im Ziel war...immer ganz wichtig, obwohl es diesmal ja elektronische Zeitnahme gab.


Das Team der Zielverpflegung befand sich hinter Gittern.


Das war meine Ausbeute...und die musste hart gegen bettelnde Kinder verteidigt werden.


Und zum Schluss noch ein Interview mit der Presse.

Was bleibt ist eine Ergebnisliste ohne Zeiten. Hier das Ende der Einlaufliste (Total, Cat, M/F, Name, BIP, Team, Nat, YoBirth, Cat):
100 43 83 Ufiteyezu Jean Claude 2481 RWA 2000 M12
101 44 84 Rwagitinwa Emmanuel 2666 WORLD VISION RWA 2000 M12
102 3 85 Wallesch Rene 2435 100 Marathon Club DEU 1972 M40
103 19 86 Zmelty Adrian DEU 1992 M20
104 1 87 Steel Martin 2614 GBR 1968 M45
105 7 18 Magaret Vernon 2485 USA 2000 W12
106 45 88 Nsanzimana Danatien 2660 RWA 2000 M12
107 20 89 Drab Szymon 2446 SZAKALE Balut Lodz POL 1988 M20
108 9 90 Des Horts Ronan 2410 FRA 1980 M30
109 46 91 TWAGIRIMANA ALPHONSE 2453 RWA 2000 M12
110 47 92 Uwizeyimana Modeste 2507 RWA 2000 M12
111 48 93 Wiemann Manuel 2464 DEU 2000 M12
112 1 19 Sara Hakansson 2495 SWE 1997 W16
113 5 20 Otocka Anna 2444 SZAKALE Balut Lodz POL 1988 W20
114 1 21 Dupuy Laurence 2452 FRA 1962 W50
115 10 94 Harerimana Alain 2652 RWA 1982 M30
116 49 95 Wong Rex 2460 USA 2000 M12
117 50 96 Turatsinze Emmanuel 1233 RWA 2000 M12
118 1 22 Bezenar Raemonde 2451 CAN 1964 W45
119 1 97 Fuller Steven 2400 USA 1948 M65

Aber können wir Gelben es nicht besser? Immer nur Florida wird auf Dauer ja auch langweilig, also schlage ich für 2015 eine Clubreise....


...zum Lake Kivu vor....zeitlich dem Marathon in Moshi vorgelagert Moshi / Tansania: 100MC ...mitlerweile stehe ich auch in der Ergenisliste Kilimanjaro Marathon Results 2013 ...dem Läufer Wojciech aus Lübeck sei Dank.


Meine viertägige Rundfahrt durch Ruanda startete ich am Montag nach dem Marathon in Nyabugogo...dem Fernbusbahnhof von Kigali...und wer auch mal so einen Haarschnitt haben will wie ich jetzt, hier war ich.


Übernachtet hatte ich im Home St. Jean direkt am See. Im Know-How-Reiseführer gab es eine Telefonnummer...der Schaffner im Bus meinte...er ruft für mich an, damit die mir keinen höheren Preis sagen...war aber mit 10.000 RWF fix. Apropos telefonieren: Wollte mir eine Handykarte kaufen, um sie zu registrieren braucht man einen Ausweis. Da die Kassiererin in dem Geschäft mit der Ziffern-Buchstaben-Kombination im deutschen Reisepass nichts anfangen konnte...sie zeigte mir ihren ruandischen Ausweis und die Ausweisnummer bestand nur aus Ziffern...schenkte sie mir eine alte SIM-Karte.


Gleich nach der Ankunft startete ich zu einem Trainingslauf, den ich am nächsten Morgen vor dem Frühstück wiederholte, und der nach entsprechender Vermessung auch für einen 6-Stundne-Lauf geeignet wäre. Gestartet wurde auf dem Hotelgelände mit bester Aussicht auf den See.


Hier an einer der beiden Genozid-Gedenkstätten von Karongi / Kibuye führte der Pfad vom Hotel auf den asphaltierten Rundkurs.


Bäume inmitten der Straße sind hier nicht unbekannt. Es ist auch nur 40 erlaubt.


Straßenlampen existieren und funktionieren auch außerhalb der City. Kurz bevor es Dunkel wurde, fragte ich jemanden, ob er von mir ein Laufbild machen könnte. Und da wollte der 17jährige erst mal von mir fotografiert werden und fragte, ob ich ihm eine deutsche Frau besorgen könnte...Kinderfotos aber danach wieder gelöscht... 


...und das Laufbild am Folgetag nachgeholt.


Gegen Hochwasser in der Regenzeit hilft ein gute Kanalisierung von überschüssigem Regenwasser. 


Vorbei geht es an diesem Strand. An anderer Stelle sah ich gestern auch einige Kinder baden. Der Know-How-Reiseführer warnt vor Bilharziose...


...aber liest doch selber unten: Is it safe to swim? YES...natürlich alles ohne Gewähr.


Die Strandbar hat jedenfalls geschlossen...Verpflegungsstellen sind aber vorhanden.


Z. B. in der Nähe des Krankenhauses, von wo auch der schon etwas altertümlich wirkende Bus der Firma Onatracom nach Kamembe abfährt...angeblich um 10:00 Uhr, praktisch um halb elf, war auch gut so, da das Hotelfrühstück sich etwas hinauszögerte und ich erst um 10 nach 10 wieder hier war.


Durch die City ging es dann zurück zur Genozid-Gedenkstätte, und damit schloss sich der Kreis.



Vorschlag für die Siegprämie...erhältlich im lokalen Minimarkt am Busbahnhof...made in Turkey


Alternativen gibt es bei Nakumat


Und nach dem Lauf ein Frühstück für 3000 RWF...im Verhältnis zum Abendessen (5000 RWF inklusive 1 Flasche Primusbier) fand ich es etwas teuer...aber wo sonst, kann man schon vor so einem tollen Panorama frühstücken. In der Stadt habe ich nur das Restaurant „Libre Voyage“ am ZOB entdeckt.


So viele Schilder hier in Kibuye...ist ja fast so wie in Deutschland...


...oder noch besser...ob dieser unasphaltierte Nebenweg unseren Behörden überhaupt ein zusätzliches Schild wert wäre?


Und nun zum Do-it-yourself-Ultra Nummer 2: Der bereits erwähnte Onatracombus fuhr auf dieser Piste immer am See entlang nach Süden. Mir wurde gleich ein Sitzplatz in der ersten Reihe angeboten...sehr papparazofreundlich.


Auch hier gibt es so was wie 'ne Leitplanke.



Manchmal wurde es eng.


Kinder winkten dem Bus zu. Mich wunderte, dass diese Holzbrücken so stabil sind.


Meine Idee: Man könnte doch auf dieser Strecke mit herrlicher Aussicht auf den Lake Kivu auch laufen...einfach Halbmarathon oder etwas länger hin und dann wieder zurück...das erste Dorf sah ich allerdings erst nach ca. 30 Fahrminuten...davor nur vereinzelt Häuser mit Primusaufkleber (Ob die außer Bier auch noch was Anderes haben?)...die Mitnahme einer Wasserflasche wäre jedenfalls sinnvoll.


Hier könnte das Ziel sein. Dieser Busstop lag kurz hinter Gishyita...Ort ist auf der Landkarte im Know-How-Reiseführer verzeichnet...Maßstab 1:1.250.000...Distanz könnte reichen...


...oder man läuft etwas weiter an diesen unbekannten Ort...


...mit der guten Verpflegungsstelle. Der Bus machte hier etwas Pause und ich kaufte mir diese Kartoffelspieße für 100 RWF das Stück. Im Nakumat in Kigali gab es eine Karte über Ruanda; beide Ortschaften waren dort nicht verzeichnet...Mugoneor bei Reise-Know-How auch nicht bekannt.


Besenwagen in Sicht...nach 2 ¼ Stunden trafen wir auf den Bus aus der Gegenrichtung...er müsste also gegen 15:00 Uhr im Ziel sein...Zustiegsmöglichkeit für müde Läufer, der Bus hält hier eh auf Zuwinken auch zwischen den offiziellen Haltestellen.


Smalltalk zwischen den Fahrern...was ist neu auf der Strecke...die Piste ist nichts für Anfänger...ein Lob dem Busfahrer...wir fahren Sie...ach 'ne, das waren die Hamburgholsteiner.


In dieser Kurve musste der Bus zurücksetzten, damit er überhaupt rumkam. Steine wurden hier viel transportiert und es gab mehrere Lagerplätze...ob nun zu den Dörfern oder von den Dörfern weg konnte ich nicht ermitteln.


An dieser Baustelle wurde es besonders eng...Vorsicht: schlafende Bauarbeiter.


Und hier wurde gearbeitet.


Dann lagen auch noch Äste auf der Straße.


Und diese Brücke war doch etwas schmal.


Irgendwann kamen uns dann 4 Laster entgegen...da musste ordentlich rangiert werden.


Und dann war das ganze Abenteuer auf einmal vorbei, und auf dieser Neubaustrecke ging es nach Buhinga, wo dann die Straße in die Verbindung von Huye Richtung Kongo mündete. Ich wollte erst gar nicht aussteigen, weil auf der Karte im Reiseführer dieser Ortsname nicht verzeichnet war. Jemand führte mich dann zur Lodge Ihirwe, wo ich für 7000 RWF unterkam.


inklusive Haustier  


Steckdose und Lichtschalter wurden ganz praktisch in die Wand eingebaut.


Gleich am Abend probierte ich die 3. potentielle Laufstrecke aus; und die ist bereits amtlich vermessen.  


Als ich von Buhinga Richtung Kongo lief, sah ich nach ein / zwei Kilometern Lampen, die man von chinesischen Restaurants kennt. Auch Asiaten sollen auf den Baustellen im Land aktiv sein...damit es morgen kraftvoll vorwärts geht.


Von der Lodge zum Haupteingang des Nyungwe National Park in Uwinka sind es ca. 25 Kilometer...
 

...wovon die 2. Hälfte ohne Versorgungsmöglichkeit durch den Regenwald führt...Hin- und Rückweg wären ein klassischer 50-km-Ultra...der Phantasie bei der Streckenplanung sind natürlich keine Grenzen gesetzt.


Aber nicht alle schaffen das. Am Donnerstag stand der LKW immer noch da, wo ich ihn am Mittwoch sah, und mir wurde am Parkeingang gesagt, dass der schon mehrere Tage dort zwangsparkte.

Wie auf oben auf dem Foto zu sehen, werden im Nyungwe National Park mehrere Wanderungen angeboten; bis zu 3 km Länge kostete der geführte Spaß 40 Dollar, sonst 50 Dollar...es gibt auch eine 3-Tages-Wanderung für 110 Dollar mit Camping im Regenwald, schon mal vormerken...Startgeld kann natürlich auch in Ruanda Franc bezahlt werden.


Im Preis enthalten war auch ein Stock, der nützliche Dienste erwies.


Oft wartete mein Begleiter auf mich und sicherte mit seinem Stock meinen Weg gegen evtl. Absturz ab. Der Untergrund war doch stellenweise sehr rutschig...heißt ja auch Regenwald weil es häufiger regnet...und wegen den Temperaturschwankungen und Regenschauern hatte mein Führer auch einen Rucksack mit. Wasser brauchte er keins, fragte mich aber, ob ich genug mithätte.


Bänke für die Rast gab es ausreichend. Und was gab es beim Umuyove-Trail zu sehen? Affen, , einen Wasserfall, Ameisen, einen Schmetterling und...


...einen Frosch sowie viel Botanik:


Mahagoni


Dieser Baum wird zum Bau von Booten genutzt.


Was wie Gras aussieht, sind Schmarotzer, die auf Kosten der Bäume leben.


Die Früchte des Welcome-Trees werden zu Hochzeiten gestreut.


Igishigishi

Dass ich diesen Trip machen konnte, war Glücksache, denn ich war zu spät und zufällig noch ein Führer frei. Diese ganzen Wanderungen laufen nach Zeitplan ab. Und der Grund wurde mir auch verraten: Warum soll die ganze Gruppe warten, wenn nur einer zu spät kommt. Große Gruppen habe ich zwar nicht gesehen...viel mehr gelangweilte Ranger...war wohl keine Touristensaison so kurz nach der Regenzeit.

Mir wurde gesagt, dass es auch eine Brücke gibt, und ich entschied mich spontan für die Wanderung. Start morgen um 8:00 Uhr...nächsten Trip um 10:00 Uhr fand ich etwas spät, da ich ja noch zurück nach Kigali musste. Da brauchte ich aber noch neue Batterien. Im „Golden Monkey Hotel“ am Parkeingang gab es keine...auch mir Ansichtskarten sah es hier schlecht aus, hatte ich nur in Kigali gesehen: Post, Nakumat, Genozid Memorial.


Also fuhr ich am Nachmittag noch nach Kamembe an der Grenze zum Kongo.


An dieser Moschee wird schon seit 28. Mai 2010 gebaut...am 22. Mai 2013 war sie immer noch nicht fertig, Grund sind wie üblich die finanziellen Mittel...als Gegenleistung für dieses Foto wurde ich gebeten, Glaubensbrüder in Deutschland um Unterstützung zu bitten, was ich hiermit tue, Kontakt: Saleh, tel. 00250785326872


Saleh führte mich dann noch zum Lake Kivu...die Hügel hinter dem Wasser gehören bereits zur Republik Kongo. Wohl wegen der nahen Grenze wimmelte es in der Stadt auch von bewaffneten Uniformierten. 

Und hier machte ich noch eine interessante Begegnung. Kam mir doch eine Gruppe uniformierter Schulmädchen entgegen...eine gab mir die Hand und sagte „good afternoon“...die kannte also die entsprechende Vokabel für diese Tageszeit...dann reichten mir auch die anderen Mädchen eine nach der anderen die Hand...bin aber doch noch kein echter Profi und vergaß das Gruppenbild.


Am Donnerstagmorgen musste ich also pünktlich um 8:00 Uhr in Uwinka sein. Es gab zwar einen Busfahrplan...aber konnte man sich wirklich darauf verlassen? Ich entschied mich für ein Motorradtaxi. Der Fahrer stoppte erst mal an einem kleinen Geschäft und kaufte 2 Flaschen Benzin, die für ihn aus einem großen Kanister frisch abgefüllt wurden. Vorteil des Taxis: Fotostopp ist jederzeit möglich...Nachteil: Es ist langsam...kurz vorm Ziel überholte uns der Bus. Wie kam das?

Wie bereits in Uganda beobachtet, sind diese Motorradtaxichauffeure wahre Spritsparer und schalten den Motor bei Bergabpassagen immer aus. Unten angekommen gibt es dann immer einen kräftigen Ruck, und dann fährt's schnell weiter. Für die Fahrt bezahlte ich umgerechnet 12 Euro...natürlich mehr als mit dem Bus...wenn man bedenkt, dass der Fahrer jetzt aber die Strecke noch ohne Fahrgast zurückfahren musste, fand ich den Preis schon fair...ich zitiere aus dem bereits mehrfach erwähnten Reiseführer: „ Nicht zu handeln, ist in den Augen der Menschen ein Zeichen von Schwäche.“

Im Gegensatz zu Kenia habe ich in Uganda und Ruanda meist vernünftige Preise erlebt und dann nicht mehr gefeilscht...schließlich sollen die Leute auch so anständig bezahlt werden und leben, wie ich es auch von meinem Leben erwarte. Ich wurde auch nie irgendwo angesprochen...kauf dieses...kauf jenes...manchmal habe ich den Eindruck, es ist nur in unseren westlichen Köpfen drin, dass die Leute in ärmeren Ländern bock auf Anlabern und Handeln haben...wer schon mal in Antalya gelaufen ist, wird sicherlich den Unterschied zwischen tourigeiler Altstadt und der normalen City wahrgenommen haben...und auf Arbeit habe ich beobachtet, dass Deutsche eher auf Ansprachen reagieren als Ausländer...die haben wohl schon die Schnauze voll davon.

Auf ständigen Kundenfang aus waren nur die Taxifahrer...aber eben zu anständigen Preisen...so bezahlte ich auch am Abend in Kigali für die Fahrt von der City zum Flughafen nur 2000 RWF...aber ich hatte Zeit und reagierte auf mehrere Ansprachen sehr abweisend...und als dann Ruhe war, winkte ich mir ein Motorrad ran. Aber jetzt erst mal zurück zum Nyungwe.


Man ist das tief hier.


Mein Guide erklärte mir, dass ich mich beim Gehen mit beiden Händen an den Seilen festhalten soll. Dann könne auch nichts passieren.


8 Tonnen Gewicht soll die Brücke aushalten...da können auch Elefanten diesen Ausflug mitmachen.


2 Plattformen gibt es. Diese sind 25 und 45 Meter hoch. Zwischen den beiden Plattformen kann man 70 Meter in die Tiefe blicken. Die ganze Konstruktion ist erst 3 Jahre alt, 160 Meter lang...


...und bietet gute Aussichten.


Tja und was gab es zu essen? An die Lodge war kein Restaurant angeschlossen. Als ich meine Gastgeberin fragte, ob es hier was zu essen gibt, sagte sie, sie könnte mir ein Hähnchen machen. Man war ich platt...nach einer Viertel Stunde kam die Wirtin bereits wieder und wollte abräumen...ich brauchte aber 2 Stunden, um alles zu verdrücken. Am nächsten Abend aß ich dann im Dorf irgendeinen Kartoffel-Matoke-Brei mit kleinen Fischen...sambaza genannt, sah aus wie Ölsardinen, waren sie vielleicht auch...nur aus dem Lake Kivu. Später in der Bar war jemand, der sich einen ganzen Teller sambaza bestellt hatte und mich einlud, sein Mahl mit ihm zu teilen. Das „Golden Monkey Hotel“ am Parkeingang hatte eine gute Suppe aber relativ gepfefferte Preise; Getränke waren hier doppelt so teuer wie in den übrigen Bars des Landes.


Bereits vor der Wanderung hatten die von der Parkverwaltung beim Busunternehmen angerufen und mir einen Platz in der Business Class reserviert.  


Der Flughafen von Kigali ist relativ klein...verschiedene Terminals gibt es gar nicht, sondern nur 3 Ausgänge...und zum Flugzeug geht es zu Fuß...hatte das bisher nur im nordzyprischen Ercan erlebt. Ein Foto nach der Landung in Addis. Auf dem Flughafen in Kigali stand zeitgleich auch noch eine Maschine von Kenya Airways vom gleichen Format...also viele Ausländer scheinen sich hier noch nicht zu verirren. Das grüne T-Shirt ist übrigens das offizielle Hemd vom Kigali-Marathon und war in der Startgebühr enthalten. 


Nicht nur in Kenia und Tansania, sondern auch in Uganda und Ruanda wird Cola immer teurer. Habe noch alte Schilder mit den Preisangaben 800 Uganda Schilling bzw. 250 Ruanda Franc gesehen...aktuelle Preise 1000 Uganda Schilling bzw. 300 Ruanda Franc...wie beim Laufen gilt also: Starte jetzt, bevor Du Dir es nicht mehr leisten kannst...und Laufe, bevor die Getränke für Do-it-yourself-Veranstaltungen zu teuer werden. Abschließen möchte ich den Bericht daher mit diesem Foto, was ich in Uganda aufgenommen habe...nicht wegen der Werbung, sondern wegen dem Spruch unten links.


Und ein Bild habe ich noch.


дружба
Товарищ René
in Europa zu Hause
manchmal auch in anderen Teilen der Welt zu Gast























Der Guide im botanischen Garten in Entebbe am Victoriasee / Uganda erzählte mir von einem bis zu 400 kg schweren Fisch. Käufer dieser Fische hatten im Zeitalter des Genozids Knochen und teilweise ganze menschliche Skelette im Innern der Fische gefunden. Die Mörder warfen damals ihre Opfer einfach ins Wasser. Und hier jetzt die Bilder gegen das Vergessen aus Nyamata. Sie sind so unglaublich, dass ich als Beweisfoto meines Hierseins auch mich einmal vor den Gebeinen fotografieren musste...auch wenn ich mich jetzt evtl. als Grabschänder oute.











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4 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Mario schrieb am 19.07.2013 - 00:32 email

Wieder mal sehr exotisch. Toll!

 

PS: Die letzten Bilder hab ich mir auf deine Empfehlung nicht gegeben - darauf bezieht sich mein Kommentar logischerweise also nicht.

Nr. 2   Sylvia Frühauf schrieb am 19.07.2013 - 22:55 email

Ein excellent und beeindruckend recherchierter Bericht, René, sehr detailliert; die letzten Fotos erübrigen jeglicher Kommentare...

Nr. 3   Dr. Sebastian Roth schrieb am 23.07.2013 - 16:07 email

Zuerst einmal freue ich mich für Dich, dass Du dort laufen konntest. Ich finde es auch gut, dass Du "die Kehrseite" dieser Medaille nicht vergessen hast und auch solche Bilder eingefügt hast. Denn sie gehören leider ebenso zu diesem Land wie zum Glück auch die Freude der Menschen am Laufen in gelebter Völkerverständigung.

 

Zu der Geschichte Ruandas und den Auswirkungen auf die "hilflosen Helfer" gibt es ein sehr interessantes Buch von General Roméo Dallaire, der nach seinem von 1993 bis 1994 erfolgten Einsatz als Kommandeur der Blauhelme der UN an einer Posttraumatischen Belastungsstörung erkrankte. Diese Erkrankung und welche Situationen dazu führten beschreibt er in seinem Buch "Handschlag mit dem Teufel".

 

Er ist heute Senator im kanadischen Senat und einer der Vertreter auch für die Personen, die in solchen Bürgerkriegen bewaffnete Hilfe zum Schutz der Menschen leisten woll(t)en aber denen kein "bewaffnetes Mandat" erteilt wurde.

 

www.romeodallaire.com

Nr. 4   Arne Franck schrieb am 31.07.2013 - 13:00 email homepage

Daumen hoch für diesen Fotobericht!!!