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Samstag, 29.11.2014 | von: kb

Trans Gaule 2014

Hier ein Bericht von Sylvia zum Trans Gaule 2014:




Vom 12.-30. August diesen Jahres veranstaltete JB zum 11. Mal den Transe Gaule. Ein Lauf quer durch
Frankreich in 19 Tagesetappen. Von Küste zu Küste; Start ist in Roscoff nahe Brest am Ärmelkanal, das Ziel in
Gruissan-Plage nahe Narbonne am Mittelmeer. 1192km insgesamt. Die längste Etappe 77,5km lang, die
kürzeste nur 40km (für uns also leider nicht zählbar). Durchschnittlich also knapp 63km täglich.

Wir waren 48 Läufer aus 8 Nationen, Deutsche diesmal nur drei: Carmen, Heiner und ich. Heiner wollte nicht in
den Hallen nächtigen, hatte deshalb sein Wohnmobil dabei. Als Fahrer war Wolfgang Schwabe engagiert,
selber Läufer. Für mich war dies eine gute Gelegenheit, entspannt nach Frankreich hin und auch wieder zurück
zu kommen.

Es war meine zweite Teilnahme. Ich wußte also, was auf mich zukommen würde. Für Heiner war es der erste
TG, sonstige Etappenlauferfahrung hatte er aber genug. Am 11.08. fand sich die Läuferschar nebst diversen Betreuern und dem ca. 30-köpfigen Helferteam in Roscoff in
einer Mehrzweckhalle ein. Überall Isomatten, Schlafsäcke, Gepäck...Wohlgeordnet allerdings (Läufer sind
schließlich diszipliniert). Dieser Anblick sollte uns für die nächsten knapp drei Wochen begleiten. Nachmittags
machte JB das Briefing. Dauerte mindestens zwei Stunden oder länger. Alle Läufer und alle Helfer wurden
persönlich vorgestellt. Startunterlagen incl. drei T-Shirts ausgehändigt, alle Details erklärt.
Auf Französisch; irgendwer findet sich immer zum Übersetzen (ins Englische). Dann gehen wir Essen in ein
Hotel, ein paar Hundert Meter entfernt. Gutes Essen, guter Wein, gute Stimmung! Erste Kontakte sind
geschlossen. Rückweg zur Halle, 21:00 Uhr ist Nachtruhe (auch für die nächsten 19 Tage).

12.08.: Das immergleiche Procedere (für 19 Tage!) beginnt: 05:00 Uhr wecken, Frühstück, lauffertig machen,
Sachen zusammenpacken, Gepäck auf den LKW verladen, Briefing...
Dieser erste Starttag ist natürlich besonders. Wir gehen gemeinsam zum Leuchtturm. Ein (vermutlich)
keltisches Folkloreduo spielt auf. Snacks, Getränke, Begrüßung jedeseinzelnen Läufers, Fotoshooting, der
Bürgermeister gibt den "Startschuß", schwenkt also die Startflagge. Auf geht´s, die ersten fünf km in der
Gruppe, dann jeder in seinem Tempo.

Von nun an läuft jeder Tag nach dem gleichen Schema ab.Selbstdisziplin ist gefragt. Aus dem Koffer leben, nicht
im Chaos untergehen.
Und: Jeden Tag stundenlang laufen. Überwiegend über einsame Nebenstraßen. Wunderschöne Landschaften,
kleine Dörfer mit Charme und immer wieder nette Leute, die einem "Bonne Route!" oder "Bon Courage!"
wünschen. Das Wetter ist ideal, es macht Spaß. Wären da nicht dann, meist schon nach wenigen Tagen, die
Weh-Wehchen, die dem Etappenläufer das Leben schwer machen können.



Ab dem dritten Tag gleicht der abendliche Blick in die Hallen eher dem Blick in ein Lazarett, täglich zunehmend!
Hochgelegte Beine, Eisbeutel, Wickel, Voltarenpackungen...
Für viele beginnt der Kampf schon jetzt! Ich selber hatte am dritten Abend eine beginnende
Schienbeinentzündung, die ich aber durch sofortige Behandlung schnell in den Griff bekommen habe. Mental
kam für mich in diesem Moment hinzu, daß ich aufgrund einer Verletzung im Frühjahr mit mehrwöchiger
Laufpause nicht optimal vorbereitet war und ein Finish aus meiner Sicht sowieso infrage stand. Ich dachte an
diesem Tag an´s Aufgeben! Ein Freund allerdings, der mich mit täglichen Anrufen unterstützte, sagte:"Du
spinnst wohl...! Du machst weiter!"

Der Körper stellt sich erfahrungsgemäß nach etwa fünf Tagen auf die Dauerbelastung ein. Nachdem die erste
Krise überwunden war, machte ich also weiter.
Die Landschaft wird immer schöner. Die Läufe haben etwas Meditatives. Das Laufen wird immer leichter, bleibt
nur das Hinterher: Duschen, Wäsche waschen, aufhängen, Flaschen auswaschen, Essen, Lager aufbauen,
Wunden lecken....Es gibt so viel zu tun und um 21:00 Uhr geht das Licht in den Hallen aus, wer viel läuft,
braucht auch viel Schlaf.

Die Stimmung unter den Läufern ist gut. Man hilft und unterstützt sich gegenseitig.
Das erfahrene und eingespielte Helferteam und JB sind stets bemüht, alles zu tun, uns das Leben so
angenehm wie möglich zu machen.



Die ganze Karawane bewegt sich weiter Richtung Süden. Auf der Laufstrecke fahren immer wieder die
Wohnmobile der Helfer an uns vorbei; man winkt uns fröhlich zu, applaudiert oder ruft uns aufmunternde Worte
zu. An neuralgischen Punkten oder verkehrsreichen Stellen steht immer jemand, um uns den Weg zu weisen
oder aufzupassen, daß niemandem etwas zustößt. Die Streckenmarkierung mit den bekannten roten
Leuchtpfeilen ist perfekt. Verlaufen praktisch unmöglich.

Am sechsten Tag überqueren wir die Loire. Weinberge, Schlösser...Es wird von Tag zu Tag mediterraner.
Irgendwann bekomme ich eine Sehnenentzündung an der Innenseite des Knöchels. Die Schmerzen beim
Laufen, es muß der neunte oder zehnte Tag gewesen sein, lassen mich abermals darüber nachdenken,
auszusteigen. Die Helfer an der nächsten Verpflegung geben mir ein Schmerzpflaster. Es rettet mich bis ins
Etappenziel. Abendliche Eispackungen und Voltaren sorgen zum Glück für eine rasche Heilung. Außerdem habe
ich Blasen an den Füßen, die unter der Dauerbelastung natürlich nicht besser werden. Für die Nacht kommt ein
entzündungshemmender Salbenverband darauf, morgens zum Laufen ein Tape. So geht  es nun irgendwie und
die schönen Landschaften und positiven Eindrücke lassen den Schmerz schnell vergessen.

Wir überqueren das Zentralmassiv und die Berge im Süden Frankreichs. Die Vegetation ändert sich; wir sehen
Agaven, Mandelbäume, Feigenkakteen, Zypressen...Und dann kommt die letzte Etappe. Die Stimmung unter
den Läufern ist schon am Vorabend auffallend locker und gelöst. Alle wissen: Es ist nun bald geschafft!
Wir starten morgens um 07:00 Uhr, eine halbe Stunde später als sonst. Es sind ja auch nur noch 40km. Alle
laufen los, als wäre es der erste Tag. Das müssen die Endorphine sein! Vom Gipfel des letzten Berges aus sieht
man, wofür man sich 19 Tage lang angestrengt hat, durch Höhen und Tiefen gegangen ist: Das Mittelmeer!
Dieser Moment läßt einem das Herz aufgehen. Es sind aber noch ca. 17km bis ins Ziel. Sie vergehen wie im
Flug. Ich erreiche zusammen mit der Japanerin Hiroko (wir liefen ab km15 zusammen) den Strand. Durch laute
Pfiffe auf einer Trillerpfeife wird unsere Zielankunft angekündigt. Wir müssen noch 200m am Strand entlang bis
zum Zielbogen laufen. Große Menschenmassen, Zuschauer, Helfer, die anderen Läufer... stehen Spalier und
jubeln uns zu. Ein unvergesslicher Augenblick. Hiroko bricht im Ziel in Tränen aus. Ich kann vor lauter Freude
nicht aufhören zu Lachen. Das Finishershirt mit den begehrten Sternen wird uns überreicht. Wir liegen uns in
den Armen, nehmen Glückwünsche von Hunderten entgegen: Ein unbeschreibliches Gefühl! Frankreich ist
durchquert! Zu Fuß!

40 von 48 Startern erreichten Gruissan-Plage, darunter alle Deutschen.



Abends fand die große Abschlußfeier mit Ehrungen aller Helfer und Läufer statt. Feierlich wurden die Trophäen
und Präsente von JB übergeben. Danach gab es den in Frankreich üblichen Aperitif und das Abschlußessen.
Dann der große und z.T. bewegende Abschied von allen. Eine letzte Überrnachtung in der Halle und am frühen
nächsten Morgen machten sich alle auf den Heimweg.

Sylvia

Fotos: Yanoo.net und Wolfgang Schwabe




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2 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Gunla Eberle schrieb am 30.11.2014 - 22:35 email

Der Bericht steht im Clubheft.

Nr. 2   Gerd Junker schrieb am 01.12.2014 - 16:15 email

Wirklich ein sehr schöner Bericht,

Sylvia. Man bekommt direkt Lust, dort

selbst mitzulaufen.

 

 

Gruß Gerd Junker