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Sonntag, 27.04.2014 | von: mw

Boston-Marathon, im Jahr danach …

Jetzt schon zum 7. Male lief Jürgen in Boston den Marathon.

Mit dem DELTA-Flieger in 6 Stunden von Amsterdam nach Boston.

Es war anders als früher. Man hatte das schreckliche Attentat, bei  dem 3 Menschen ums Leben kamen und 164 Personen zum Teil sehr schwer verletzt wurden, noch nicht vergessen, jedoch das Beste daraus gemacht. Man war durch dieses Erlebnis noch mehr mit diesem Marathon verbunden und die aus der ganzen Welt angereisten Läufer waren jetzt für wenige Tage Mitglieder der Boston-Marathon-Familie geworden. Wir gehörten jetzt zu Boston und waren alle herzlich willkommen. Im Stadtbild sah man viele von den typischen blauen Boston-Marathon-Jacken mit den gelben Streifen und meist mit der Jahreszahl 2013, denn alle, die wegen des Attentates den Marathon bei km 40 beenden mussten, konnten in diesem Jahr erneut starten. Dadurch gab es dann ein Läufer-Feld von ca. 36.000 Marathonis, ähnlich wie 1996 zum 100 jährigen Bestehen dieses Laufes. Anders als früher, sah man recht viele meist freundliche Polizisten, die um jeden Preis eine Wiederholung des Ereignisses vom Vorjahr verhindern wollten.

Die größten Marathons der Welt Tokio, Boston, New York City und Chicago.

Die Flaggen der 80 teilnehmenden Nationen.

Zur Abholung der Startunterlagen und als Eintritt für die umfangreiche Marathon-Messe brauchte man zur Identifizierung der Marathonis einen kurz vorher zugesendeten „Marathon-Pass“, der um den Hals zu tragen war.

Allüberall die freundlichen Schutzmänner.

elegante Einkaufspassage in Boston.

Duck-Tour Busse schwimmen auch im See.

Fahrrad Tour vor dem Marathon.

Das Schiff Constitution kämpfte für die Unabhängigkeit der USA.

Während der Messe gab es  dann auch Seminare für Teilnehmer des Vorjahres, bei denen man seine Erlebnisse austauschen und verarbeiten konnte. Es ging  nicht nur um den Terrorakt, es war auch der bei km 40 abgebrochene Marathon, für den man sich so lange vorbereitet hatte. Auch am Marathon-Tag, dem Patriots-day, jeweils an einem Montag, durften aus Sicherheitsgründen  für den Zielbereich nur durchsichtige spezielle Plastikbeutel  verwendet  werden.  So waren schon auf der Fahrt mit den Schulbussen zum Startbereich nur sehr kleine handgroße Kunststofftüten erlaubt. Im Startbereich stapelte sich dann die  vor dem Start getragene warme Kleidung,  die wie auch andere Gegenstände nicht zum Ziel transportiert werden durfte. Alles wurde genauesten kontrolliert.


Die große Stadthalle reichte gerade für die Pasta-Party.

Pasta-Party mit 10 Pasta-Reihen für 36.000 hungrige Marathonis.

Pasty mit Getränk und Nachtisch.

Gesellige Pasta-Party.

Es ist schon erstaunlich, wie der Boston-Marathon immer wieder von sich reden macht. Vor drei Jahren hatte Jürgen versehentlich einen Flug schon am Donnerstag vor dem Marathon gebucht und flog so mit dem letzten Flieger von Amsterdam nach Boston, da anschließend wegen der  Aschewolke aus Island der Luftraum über dem Atlantik für mehrere Tage gesperrt war und so viele Läufer aus Europa nicht zum Boston-Marathon anreisen konnten. Im nächsten Jahr bescherte eine Hitze-Strömung dem Marathon Temperaturen weit über 30 Grad und die Bevölkerung war aufgerufen, den Marathonis u.a. mit Eis und auch Gartensprengern Abkühlung zu verschaffen. Im folgenden Jahr war das Attentat und Jürgen hatte sich zu seinem Glück zu der  gleichen Zeit für einen einmaligen Marathon auf den Galapagos-Inseln in Südamerika entschieden. Dieses Jahr war nun alles in Ordnung, nur der Marathon fiel auf den Oster-Montag, den Jürgen lieber bei seiner Familie verbracht hätte.
Der Marathon begann, wie schon immer, in Hopkinton, wohin man mit Schulbussen gefahren wurde. Am Morgen waren es noch kühle 3 Grad Celsius. In den Transportbussen waren die Fenster, um ein Beschlagen zu verhindern,  z.T. leicht geöffnet, so dass es auch hier sehr kalt war. Jürgen lief daher mit langer Hose und einem Unterhemd. Da die Temperaturen im Laufe des Tages auf über 20 Grad stiegen, hat Jürgen bei den Getränkestationen jeweils einen Becher Gatorade getrunken und einen Becher Wasser  zur Abkühlung in den Nacken geschüttet. Bei dem gefürchteten Hardbreaker-Hill trennten sich bei den Läufern Spreu und Weizen. Jürgen gehörte heute zur Spreu. Auch erschien  Jürgen sich der Heartbreaker-Hill  vervierfacht zu haben, denn so viele Steigungen auf der Strecke schien es in den vergangenen Jahren nicht gegeben zu haben. Je näher man zur Stadt kam, desto begeisterter und lauter wurden die Zuschauer. Später kam man sich vor wie Fußballspieler beim einem spannenden Spiel. Immer wieder gab es sehr laute Ovationen. Solch eine Begeisterung und  Hingabe der Zuschauer  hatte Jürgen noch bei keinem Lauf erlebt. Eigentlich war er dann froh, im Ziel zu sein, da er dann wieder seine „Ruhe“ hatte. Die Marathonzeit war zwar unter 5 Stunden, nicht jedoch die Qualifikationszeit für das kommende Jahr. Die hatte sich Jürgen schon beim Bremen-Marathon mit 4:21 gesichert, 19 Minuten besser als er eigentlich bräuchte. 
Hier noch einmal die Qualifikationen, für die, die vorhaben, im nächsten Jahr dabei zu sein:      
Altersgruppe    Männer        Frauen
18 – 34            3 : 05            3 : 35                       
35 – 39            3 : 10            3 : 40                       
40 – 49            3 : 15            3 : 45                       
45 – 49            3 : 25            3 : 55                       
50 – 54            3 : 30            4 : 00                       
55 – 59            3 : 40            4 : 10                       
60 – 64            3 : 55            4 : 25                       
65 – 69            4 : 10            4 : 40                       
70 – 74            4 : 25            4 : 55                       
75 – 79            4 : 40            5 : 10                       
80 +                 4 : 55            5 : 25

Auf dem Weg zum Flugplatz war man dann Ehrengast der Stadt, alle gratulierten einem und man machte in der Metro extra einen Sitz frei mit der Bemerkung, den hätte man sich wahrhaft verdient. Ein Mitfahrer meinte, er hätte noch nie mit einem Marathoni persönlich gesprochen, so sehr war man heute Mittelpunkt des Tagesgeschehens.

Auf dem Flugplatz fotografierte Jürgen noch einen Zuschauer, der wie viele andere Bostonier zu Ehren des Tages ein T-Shirt mit der Aufschrift trug:  „Wir sind stark“ - trotz Terror

Jürgen K.


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