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Donnerstag, 12.12.2013 | von: rw

KaKi

Nein, jetzt kommt kein Bericht aus Kaltenkirchen. Dieses Metier überlasse ich doch unserem geschätzten Sportfreund Arne. Mein Thema sind die Marathons von

und


Wie schon im Mai fuhr ich über Nacht mit einem Bus der Firma Simba von Nairobi nach Kampala. Dieses Mal durfte ich aber meinen Rucksack nicht mit zu den Sitzplätzen nehmen, sondern musste ihn aufgeben...es gab keine Gepäckmarke...gestohlen wurde aber nichts...da müssten sich dann aber auch die Afrikaner mehr Sorgen machen als ich, denn gemessen an der Einkommenshöhe war ihr Gepäck wohl wertvoller als meins.

Da ich die Gepäckabgabe nicht eingeplant hatte und sie für mich doch sehr überraschend kam, hatte ich beim Verladen nicht daran gedacht, einen Kugelschreiber aus meinem Rucksack zu nehmen...den brauchte ich nämlich an der Grenze. Aber wie das meist immer im Kapitalismus ist...für Geld gibt es alles...und so wurde mir des nachts ein Kugelschreiber für 50 Kenya Shilling verkauft.


In Kampala angekommen frühstückte ich in antonio's Restaurant. Die Karte bot eine internationale Auswahl: French Breakfast (4.000 UGX) sowie American Breakfast, English Breakfast, Mexican Breakfast und...


...Ugandan Breakfast für je 5.000 UGX. Ich bestellte noch einen Tee für 2.000 UGX extra...also kostete dieser Teller nach Adam Riese nur 3.000 UGX bzw. keinen Euro.

Heuer war Mittwoch der 20. November. Es war schwierig, an Informationen über den örtlichen Marathon zu kommen. Auf einer Website las ich, dass Startnummern nur vom 12. bis 20. November erhältlich seien. Nähere Infos sollte es auf facebook geben...also reaktivierte ich dort mein Konto mit dem Ergebnis, dass ich jetzt wieder ständig mit mails zugemüllt werde...über den Marathon erfuhr ich aber nichts. Die erste Info erhielt ich an der Grenze, als der Grenzer mich fragte, warum ich einreisen wolle...."Ah, do you want to run the MTN Marathon?"


Ich schwang mich also auf ein Motorrad und ließ mich für 10.000 UGX zur Lugogo Arena bringen. Bevor es zur Anmeldung ging erst mal eine Sicherheitskontrolle.


Danach durfte man im linken Zelt Platz nehmen, bis man aufgerufen wurde. Dann wurde im hinteren Zelt bezahlt, und mit der Quittung konnte man sich dann in den rechten Zelten anmelden. Die Quittung musste am Ausgang auch noch einem bewaffneten Sicherheitsmenschen vorgezeigt werden.


In dem Beutel befand sich eine Trinkflasche, der Streckenplan, Sicherheitsnadeln und ein Laufshirt mit Werbeaufdrucken aber ohne Erwähnung des Events Kampalamarathon...das war im letzten Jahr anders, während des Laufs sah ich viele Läufer, die ein Shirt mit der Aufschrift Kampalamarathon 2012 anhatten.


Das Touristhotel in Kampala hatte ich erst ab Freitag reserviert, und ich wollte auch keine halbe Woche hier in der hektischen Großstadt verbringen. Also bestieg ich einen Bus nach Fort Portal (290 km = 20.000 UGX). Dort fand ich auch einen Frisör.


Denkmal von Major Sir Gerald Portal (1858 – 1894)...dem Namensgeber der Stadt. Es ist eine wundervolle Kleinstadt...nur auf dem Golfplatz reagierte jemand etwas unfreundlich, als ich mir die dortigen Überreste des Fort Gerry ansah und fotografierte.


Als ich so gegen 17 Uhr in Fort Portal ankam fragte ich ein Motorradtaxi, ob er mich zu einer Unterkunft bringen könnte. Gelandet war ich dann in der Pearl Inn Lodge, für die ich 30.000 UGX pro Nacht löhnte. Mir wurde ein kleines Vorhängeschloss gegeben...aber doppelt hält besser, hatte noch ein größeres Schloss im Handgepäck, und man kann ja auch nie wissen, ob da nicht noch jemand einen Reserveschlüssel hat.

Dass ich ein eigenes Schloss hatte, registrierte wohl auch die Wirtin. Am Abend klopfte sie dann und wollte ihr Schloss zurückhaben. Auch die Sicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen hatte mein Schloss registriert. Zweimal wurde mein Rucksack durchleuchtet und dann noch durchwühlt bis die fündig wurden. Ich sagte denen, in Afrika braucht man so was.


Letztes Jahr hatte ich Moshi in Tansania als Coca-Cola-City identifiziert. Diese Gegend schien einen anderen Hauptsponsor zu haben.


Am Folgetag ging es mangels Busverbindung mit dem Taxi zu den Kasenda Kraterseen. Die Auffahrt zum Meldebüro war etwas steil.


Hier sah ich dann auch meinen ersten Affen bei dieser Safari. Man kann auch vor Ort Zimmer mieten...die einfache Ausführung mit Toilette draußen für nur 16.000 UGX. Der Guide kostete mich 10.000 UGX und der Eintritt zum Mahoma Wasserfall weitere 15.000 UGX. 


Gleich hinter diesen Bergen liegt die Demokratische Republik Kongo. Laut meinem Guide Keneth soll es dort sicher sein, das glaube ich aber nicht so ganz, aber vielleicht gibt es ja irgendwann mal die Option der Afrikadurchquerung von Ost nach West.


Dieses ist nicht irgendein unbedeutender Kratersee. Der Lake Nyinambuga ist auch auf der Zwanzigtausendshillingnote abgedruckt.


Irgendwann verließen wir die Straße und wanderten auf kleinen Wegen über Hügel und durch Wälder. Ich fragte Keneth, warum er kein Wasser mithabe. Er antwortete mir, dass er morgens ausreichend für den ganzen Tag trinke und danach nur, wenn er gerade was bekommt. Bereits bei meiner Wanderung im Nyungwe Nationalpark in Ruanda war mir aufgefallen, dass Afrikaner kaum was trinken. Ob das gesund ist? Schnell war Keneth aber, sagte zu mir „running is like a piece of cake for me“; als ich ihn dann auf den 10 km Lauf im Rahmen des Kampalamarathons ansprach winkte er ab, er läuft nur kürzere Strecken.


Die Bäume mit den dunklen Stämmen sind für die Matokebananen. Die da hinten mit den gelben Stämmen für Bananenbier, was ich aber nirgends bekommen habe.


Und so sieht eine Banane aus, wenn sie blüht.


Nach einer steilen Passage auf der ich ausrutschte und meine Hose doch ziemlich einsaute, folgte eine Kletterpartie um diesen Baum. Absturzstellen lauerten überall. Mein Guide empfahl mir, meine Füße zwischen den Baumwurzeln einzuklemmen.


Und dann war der Wasserfall erreicht.


Noch ein Erinnerungsfoto im Wasser: Die Steine waren sehr rutschig. Ich hielt mich daher lange an dem Gestrüpp da links im Bild fest mit dem Resultat, dass mein Shirt etwas litt...Shirt später aussortiert, nun läuft jemand in Kenia mit Magdeburg rum.


Auf dem Rückweg nach Fort Portal machte ich einige Fotos aus dem Taxi...Matoke überall.



Im Know-How-Reiseführer wurde noch ein Lake Saka erwähnt. Ich lief also die Saka Road entlang, sichtete das örtliche Gefängnis am Ortsausgang (für eine Marathonveranstaltung eindeutig zu klein) und kam durch eine kleine Ortschaft mit einem Schild, wo Saka draufstand – aber kein Hinweis zu einem See. Ich lief noch etwas weiter durch eine schöne Waldgegend, kehrte dann um und kaufte in 2 Geschäften mein Frühstück zusammen.

Da hier viele mit einer Kamera nichts anzufangen wussten, war ich gerade beim Selbstporträt als ich Richard traf. Er war mit seinem Boot über den Lake Saka gefahren, um seine Milch aus diesem Kanister an Zwischenhändler mit noch größeren Kanistern zu verkaufen, die sie dann mit Motorrädern in die Stadt brachten.


Richard führte mich durch die Wildnis zum See – eine Straße dahin existiert nicht - und lud mich zu einer Bootsfahrt ein. Ich lehnte aber ab, musste bis 11 Uhr zurück in der Lodge sein, aber vielleicht beim nächsten Afrikaurlaub.


In dem Dorf gab es nur Plastikflaschen. Entsorgung war in den Geschäften nicht möglich, überhaupt sieht man außerhalb der Städte relativ viele Plastikflaschen rumliegen...man stelle sich nur vor, die Leute wären etwas reicher und könnten sich häufiger solchen Müll leisten...ob dann noch Touristen kommen würden...ich denke da nur an die zugemüllte Donau in Serbien Rumänien / Serbien: 100MC ...dabei geht es auch anders.


Mit dem Bus ging es dann wieder zurück nach Kampala. An der Straße gab es viele Verkaufsstände.

Beim Mega Standard Supermarkt in der City von Kampala gibt es nicht zur die üblichen Sicherheits- und Taschenkontrollen am Eingang. Am Ausgang wurden alle Damenhandtaschen durchleuchtet...es könnte ja unbezahlte Ware drinsein...und ob wirklich bezahlt wurde, prüfte noch jemand nach, indem er den Kassenzettel abstrich.


189.900 UGX sollte ich im Touristhotel löhnen und bezahlte mit vier 50.000ern. Vor einem halben Jahr hatte mich ja die Kassiererin im Ugandamuseum Kampala vor großen Scheinen gewarnt, aber dieses Mal spuckten die Geldautomaten ständig diese gelbbräunlichen Banknoten aus, die kaum jemand wechseln kann.

Sogar bei der Barclaybank in Fort Portal gab es Schwierigkeiten...hatte mir 'ne halbe Million aus deren Automaten gezogen und wollte die großen Scheine in der Filiale in Zehn- und Zwanzigtausender wechseln...solche Scheine hatten die dort aber gar nicht vorrätig...2.000er (57-Cent-Scheine) wollten die mir andrehen...mein Portemonnaie sollte aber noch in die Hosentasche passen...dann fanden sie noch ein originalverpacktes Paket frisch gedruckter Fünftausendshillingscheine.

Nun wollte ich aber mit meinem hart erkämpften Kleingeld etwas haushalten und war doch überrascht, dass die im Hotel kein Wechselgeld hatten. Auf der Quittung wurde dann vermerkt, dass ich noch 10.100 UGX zu bekommen habe. Und als ich die am nächsten Morgen erhielt, wurde dieser Vermerk einfach durchgestrichen.

Auch am Automaten der Barclaybank Kampala erhielt ich am Freitagabend einen Haufen 50.000er. Was nun? Der Wachmann sagte mir, dass die Filiale auch Samstagvormittag geöffnet ist...na klar, Samstag ist ja auch Werktag, war auch schon immer so, weiß nur nicht jeder...Zwanzigtausenderscheine hatten die auch nicht aber immerhin 10.000er.

Positiv muss ich aber erwähnen, dass dieses Geldinstitut einen schlauen Geldautomaten hat. Im Mai war einmal der Maximalbetrag 400.000 UGX. Davon wollte ich ein Foto machen und ging am nächsten Tag noch einmal hin. Dann wurde mit aber eine Auszahlung bis max. 700.000 UGX angeboten. Heuer war das Limit bei 2 Millionen...der Automat weiß anscheinend wie viel Geld er hat und noch ausgeben kann, bevor er pleite geht.


Schlafen könnte man auch hier gut, jedenfalls verspricht es der Name des Hauses am Stadtrand von Kampala.


Und hier wie auch überall im Land ist europäischer Fußball sehr populär.


Bereits am Samstagvormittag wurde der Verpflegungsstand im Queen's Way aufgebaut und die Wasserflaschen dann stundenlang und die ganze Nacht hindurch bewacht.

Ich ging noch die Straße etwas weiter und fand mich in einem Slum wieder. Dort trank ich eine Cola und beobachtete, wie auf der anderen Seite des Weges ein vielleicht 10 oder 12 jähriges Mädchen drei Kanister akribisch wusch. Aus der Erde lugte ein Wasserschlauch hervor. Ein Foto wagte ich jetzt nicht. Obwohl hier keine Polizei wie sonst überall in Kampala anwesend war...sogar Wasserwerfer gehören zum Stadtbild...spürte ich keine Gefahr.

Wenige Meter weiter sah ich jemanden Pfannkuchen braten und kaufte 4 Stück für zusammen 2.000 UGX. Als ich dann beim Essen war, kam ein Mann und wollte mit mir Luganda sprechen. Als er irgendwann merke, dass das mit der Verständigung nicht klappte, ging er weg und kam später wieder. Er gab mit einen Beutel Wasser mit Strohhalm. Sollte ich jetzt das kostbare Geschenk ablehnen? Ich wagte das Risiko, spülte später noch mit Cola nach und alles war in Ordnung. Wenige Tage später wollte jemand mit mir seinen Fisch teilen. Die Menschen sind hier sehr gastfreundlich. Aber immer wenn ich erwähnte, dass ich mit dem Bus aus Nairobi kam, wurde mir gesagt, dass die hier Angst vor den Kenianern haben.

Auf dem Rückweg sah ich dann noch mehrere Kinder auf einer Grünfläche Fußball spielen...nicht alle hatten Schuhe an, das Tor wurde durch zwei Steine gekennzeichnet, der Ball sah schon etwas mitgenommen aus. In der City zwischen den Shoppingpalästen wusch eine Frau ihr Baby in einer kleinen Wanne...auch von dieser Situation gibt es kein Foto.

Ich kaufte dann noch CDs in demselben Geschäft, wo ich bereits im Mai war. Und als ich mein Handy zückte, fragte der Verkäufer, ob ich ein Neues hätte. Er konnte sich noch daran erinnern, dass er mir damals ein neues Ladekabel verkauft hatte. Das mit dem guten Gedächtnis ist mir häufiger aufgefallen, und mehrere Leute haben mich nach mehreren Monaten wiedererkannt.


Überall fahren Motorräder nur in der Matatustation sind diese Zweiräder verboten.


In Kampala werden günstig Laufshirts verkauft. Egal ob lang- oder kurzärmlich, ein Hemd kostet 20.000 UGX, billiger habe ich sie bisher in Afrika noch nicht gefunden, in Kigali bezahlte ich das Doppelte und die Buchstaben lösen sich bereits ab, brauchte also ein Neues.

Und dann sah ich ein Somalia-Shirt. Der Verkäufer sagte mir, wenn Amerika nicht wäre, gäbe es in Somalia keinen Krieg. Wenn man nicht live dabei war, kann man das schlecht beurteilen, also lassen wir das mal so stehen. Vom noch jungen Staat Südsudan wurde bereits eine zweite Kollektion aufgelegt. Juba ist von Kampala über Nacht erreichbar. Im Grenzgebiet sollen Militärkonvois die Busse begleiten.

Der Verkäufer hatte kein Südsudan-Hemd in meiner Größe vorrätig, verließ den Laden und begab sich auf die Suche. Die Zeit nutzte ich um das Treiben auf der Straße zu beobachten. Diese Männer wollten unbedingt ihr Auto voll haben, schrien ständig einen Namen und drängten alle Passanten dazu einzusteigen.


Der Marathon sollte um 7 Uhr starten...Treffpunkt Kololo Airstrip um 6 Uhr...vor 6 wollten die im Hotel aber kein Frühstück machen (normal 7 bis 10 Uhr)...um 6:20 Uhr begab ich mich zum Hotelausgang, dieser war noch durch zwei Gitter verschlossen...später wurde mir gesagt, dass müsse so sein, weil abends die Leute aus den Slums kommen, so tun als würden sie schlafen und nachts ahnungslose Passanten überfallen würden...der Transfer zum Start per Motorrad kostete mich 10.000 UGX, zurück ging ich zu Fuß...vor dem Zugang zum Unabhängigkeitspark, der früher mal als Flugplatz genutzt wurde, gab es eine umfangreiche Sicherheitskontrolle...die Angst des Terrors ging um, in der Ausgabe der „New Vision“ vom 25. November stand: With the ongoing terror alert, there were always fears that 18.000 participants on the road was too good a target for terrorists. But the security agencies deployed heavily.“


Auf dem Schild steht: „THE JOURNEY“. Das Denkmal soll an das goldene Jubiläum von Ugandas Unabhängigkeit erinnern: 1962 – 2012  


Da wurde doch tatsächlich eine Gepäckaufbewahrung gesucht. Ich hatte kein Depot für Kleidersäcke gesichtet und auch erst gar keine Wechselklamotten mitgenommen...lässt man in Afrika besser im Hotel.


Während die Masse der 10-km-Läufer sich auf dem Kololo Airstrip aufreihten, war der Marathonstart etwas außerhalb vom Platz...


...und das Teilnehmerfeld recht übersichtlich. Diese Aufnahme machte ich aus der letzten Reihe.


Und dann ging es los...lt. ChampionChip Africa wurde um 6:58:34 gestartet...genau ChampionChip, und der funktionierte sogar, und die Ergebnisse sind bereits online...ich belegte den 97. von 162 Plätzen bei den Männern und den 108. Platz von 181 gesamt, wobei nur 152 Marathonis gewertet wurden, der Rest wurde disqualifiziert und ist in Ergebnisliste mit Zeiten von 0:58:28 bis 2:33:21 gelistet...offensichtlich abgekürzt.


Diesen Verpflegungsstand im Queen's Way kennen wir ja bereits. Die Wachleute hatten gut auf das Wasser aufgepasst. Die Laufstrecke war nicht abgesperrt...nur manchmal ein Teil der Fahrbahn für die Läufer abgetrennt. Bei dem ersten Kreisverkehr befürchtete ich schon das Schlimmste, aber nur an dieser Stelle war es etwas gefährlich, und es half ausschließlich ein Sprung auf den rettenden Bürgersteig. Erst befürchtete ich einen Dieselfleck durch die ganzen LKW-Auspuffe auf meiner Laufhose wie seinerzeit nach dem Bukarestmarathon.

Irgendwann gesellte sich ein Mann zu mir und lief in Gummistiefeln ca. 10 Minuten mit mir mit...zur Freude der Zuschauer.


Ein weiteres Zitat aus der bereits erwähnten Zeitung von der kenianischen Siegerin Gladys Chepchirchir: „There were too many motorcycles on the road.“ Sie kritisierte auch die zu hügelige Streckenführung...das kann ich aber jetzt gar nicht verstehen. Mal sehen, ob sich etwas ändert. Ich kann mich noch erinnern, dass Ende des letzten Jahrhunderts eine Ossi den Hamburgmarathon in persönlicher Bestzeit gewann und dann noch über den schweren Dammtorberg meckerte...wäre vielleicht sonst noch einige Sekunden schneller gewesen...jedenfalls gab es im nächsten Jahr eine andere Streckenführung.

Der männliche Sieger Dominic Kangor Kimwetic kommt auch aus Kenia, verteidigte seinen Titel und hat bereits sein Ziel fürs kommende Jahr aufgestellt: Hattrick


Alle 2,5 Kilometer waren ausgeschildert.


Beweisfoto meiner Anwesenheit auf der Strecke


Wer sein Gepäck liebt, der trägt es 42,195 km auf dem Rücken...ca. 2/3 der Strecke waren hier schon geschafft.


Im Stadtteil Nakasero war es etwas ruhiger...hier kam mir dann auch mehrmals eine Gruppe Rennradfahrer entgegen...modisch gekleidet sowohl Männchen als auch Weibchen.


Der mzungu da vorn kam aus Amiland und wurde auf den letzten Kilometern platt gelaufen. Morgens beim Frühstück hörte ich einen starken Regenguss, die Schuhe wurden entsprechend dreckig...aber warum den Pfützen ausweichen, hatte schon nach wenigen Kilometern Afrikaner gesehen, denen Dreck bis hoch ans T-Shirt gespritzt war...und das ohne Waschmaschine zu Hause.


Die letzten Kilometer durch den Stadtteil Kololo...der Reichtum war nicht nur den Häusern anzusehen: obwohl taghell brannten die Straßenlampen


Schäm sich, wer über 4 Stunden läuft...waren bisher ausreichend Streckenposten an jeder Kreuzung war die Findung der richtigen Laufstrecke zum Schluss etwas schwierig...also mal den Mann nach dem richtigen Weg fragen.


Zielkanal


Noch ein Beweisfoto...Medaille gab es nicht...aber das Motto lautete auch „run for water“ und nicht „run for medal“...unterstützt wurde ein Projekt für sauberes Wasser in der Karamoja Region im Norden Ugandas.


Am Morgen nach Passieren der Sicherheitskontrolle hatten Fotografen Bilder gemacht. Die lagen nun hier auf dem Platz zur Abholung bereit.


Während die Kenianer beim Marathon triumphierten, kamen Sieger und Siegerin im Halbmarathon aus Uganda und kassierten je 14 Millionen UGX...also doch nicht nur „run for water“, sondern „run for money“. Der Presse war zu entnehmen, dass in den bisherigen zehn Marathonläufen in Kampala erst zweimal Uganda gewonnen hat, wobei bei der Premiere gar keine Ausländer am Start waren. Noch ein Satz zur Presse: Durchblättern von Zeitungen vor dem Kauf ist nicht, die sind nämlich zugetackert.


Der Automat der Cairo Bank wollte mir zwar kein Geld geben, dafür erhielt ich folgende Information: Wer noch im Besitz dieser alten Scheine ist, kann sie jetzt zum Altpapier geben.


Beschiss nicht möglich...hier gibt es feste Preise


Wiederkäuer oder Müllkäuer?


Nach dem anstrengenden Marathon war ich reif für die Insel. Die MV Kalangala brachte mich von Entebbe auf die Ssese-Inseln. Die Fähre wurde erst 2006 in Dienst gestellt, nachdem ihr Vorgängermodell 1996 im Victoriasee versunken war.


also schön alles verschließen...Rettungsboote wurden nicht gesichtet


und die Autos mit Steinen sichern...an der Flagge auf den Nummernschildern erkennt man die nationale Identität, in Kenia sieht man keine Nationalfarben auf den Autonummern...und beim Marathon in Kampala überholte mich ein Radfahrer, der an seinem Gepäckträger ein Schild mit seinem Namen und der ungandischen Fahne angebracht hatte...auch habe ich bisher nirgends in Afrika soviele Eingeborene mit dem Shirt ihres Landes rumlaufen sehen


Ach ja, Terroristen lauern überall...daher waren Freund und Helfer gleich mehrfach mit an Bord...und das Gepäck wurde vor der Abfahrt auch mehr oder weniger intensiv untersucht.


Eine Überfahrt in der 1. Klasse kostet 14.000 UGX. Außer dieser Polsterung konnte ich aber keinen Unterschied zur 2. Klasse (10.000 UGX) feststellen. Interessant waren die Streckdosen: Es waren unsere Steckdosen, was heißt, wer ein original Endgerät aus Afrika hatte brauchte einen Adapter??? Ein Verkäufer an Bord bot mehrere Sorten Erdnüsse an? Aber welche Sorte war die Beste? Er gab mir gratis ein kleine Tüte zum Probieren.


Wer kennt nicht die Biene Maja und den Grashüpfer Flip. Letzterer wird hier in hunderter Ausführung gebraten und verkauft.


Ich bin ein Star...


...holt mich hier raus bzw. runter.


„Coming soon“ ist relativ...als ich im Mai mit Simba von Nairobi nach Kampala fuhr stand auf der Fahrkarte „Nairobi - Kampala - Kigali coming soon“, am Schalter stand jetzt Mitte November, dass Busse ab Oktober nach Kigali fahren, wollte mich nach dem Fahrplan erkundigen und erhielt die Antwort, dass die Linie noch gar nicht besteht, dafür steht jetzt auf der Fahrkarte „Nairobi - Kampala - Bujumbura coming soon“.


Habe von mehreren Läufern gehört, dass die Toilette in dem Bericht Interessentenermittlung Kampala: 100MC etwas abschreckte. Es geht aber auch besser. Und dabei ist das Miremberesort gar nicht so teuer: Halbpension für 135.000 UGX im Cottage als Single bzw. 200.000 UGX im Double. Es gibt auch noch günstigere Blockhäuser und Zelte. Mirembe ist das Lugandawort für Frieden, und dieses Wort hat dem Hotel den Namen gegeben, da die Natur hier so friedlich ist. Einen Aufenthalt hier kann ich empfehlen. Nichts erinnert an das sonst oftmals hektische afrikanische Straßenbild. Welcome | Mirembe Resort Beach Mehrmals hatte sich das Personal für meinen Besuch bedankt.


Geweckt wird man von Vogelgezwitscher.


Möbel und Spielgeräte am Strand sind allerdings nicht kindersicher verankert. Wollte mich beim Schaukeln fotografieren lassen und kippte gleich mit dem ganzen Teil um.


Das Wasser ist gut temperiert,...


...die Haus- bzw. Strandtiere nett...


...und der Fisch schmeckt. Warum das Essen allerdings in Plastik verpackt serviert wurde, wollte mir nicht einleuchten. Hier ist 100 % Entspannung angesagt...shoppen kann man woanders...im größten Ort der Inselkette namens Kalangala gab es im Supermarkt nur das Notwendigste und auch die Klamotten in den Geschäften sahen eher nach second hand aus. Und dann ist da noch etwas, was den Shoppingwahn bremst: Es gibt nur eine Bank, und die verfügt über keinen Geldautomaten.

Mal im Hotel nachgefragt: Nur Bares ist Wahres...Kreditkarten nehmen die hier nicht...mit wurde gesagt, dass die Leute hätten, denen man vertrauen und zum Geldholen nach Entebbe schicken könne...na, das verstößt ja gegen alle AGBs und wäre auch grob fahrlässig...also falls der letzte Shilling verbraucht hilft nur eine Seereise morgens um acht aufs Festland mit fast 3 Stunden Aufenthalt...und wer dann kein Geld mehr fürs Fährticket hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen.


So eine Kreuzfahrt nach Entebbe ist auch wesentlich günstiger als eine Erkundung der Inselwelt. Einen Liniendienst gibt es nicht und Boote kosten 50.000 UGX pro Stunde. Ein Leihrad wird für 20.000 UGX angeboten. Da es aber die ganze Nacht über geregnet hatte, hatte ich Befürchtungen, dass die nicht asphaltierten Straßen zu matschig wären.


Laufstrecken kann man auch überall finden.


Und wenn man Glück hat, macht ein Affe Männchen.  


Mein nächstes Reiseziel sozusagen auf dem Weg nach Kenia war Jinja. Vor 2 Jahrzehnten hatte ich mal was von dem Verein „Jugendhilfe Ostafrika“ gehört. Die Idee mit den Fahrradpatenschaften fand ich sehr interessant. Als mir aber das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen mitteilte, dass sie diesen Verein nicht kennen, war das Kapitel für mich beendet.

Nun las ich in einer Zeitschrift erneut von diesem Verein...Bicycle Sponsorship Projekt and Workshop (BSPW) in Jinja...von meiner letzten Ugandareise kannte ich doch die Stadt...also den Verein angemailt und angefragt, ob man sich mal vor Ort umschauen könnte. Als Antwort erhielt ich, dass Gäste immer gern gesehen sind. Ach so, und das mit dem fehlenden DSI-Spendensiegel soll daran liegen, dass die Kosten sehr hoch sind und gerade kleinere Vereine dann einen Großteil ihres Budgets für diese Auszeichnung bezahlen müssten.

Spät in der Nacht war ich in Jinja angekommen, erst saß ich 1 Stunde im Matatu bis es losfuhr, dann gab es Megastau und die Fahrt von Kampala dauerte 3 Stunden. Ein Motorradtaxi brachte mich in Clouds Guest House...Preis für die Übernachtung ok, allerdings das Abendessen, welches die mir angeblich von einem Partnerrestaurant wenige Blocks weiter besorgten war überteuert und schmeckte alt (Hähnchen / Pommes = 12.000 UGX).


Kyambadde zeigte mir die Solarkocher, die bei BSPW gefertigt werden.


Und hier demonstierte er mir, wie sie funktionieren. Er holte eine Zeitung und warf sie auf die Brennstelle. Sie fing sofort Feuer und verbrannte schneller, als ich meinen Fotoapparat zücken konnte.


ein Blick in die Werkstatt


Und das sind die Fahrräder. Die indischen Modelle werden in diesen Kartons geliefert und für 80.000 UGX an Bedürftige abgegeben mit der Auflage, sie in den nächsten 3 Jahren nicht zu verkaufen. Normalerweise sollen solche Räder im Handel 250.000 UGX kosten. Wer einen Antrag auf ein Fahrrad stellt muss sparen...Kredit ist nicht.


Und zum Fahrrad gibt es noch gratis etwas dazu...einen dieser kleinen Bäume. Nach einem Jahr besucht das Team von BSPW den Empfänger und prüft, ob der Baum auch gepflanzt wurde und in welchem Zustand Baum und Fahrrad sind. Dann gibt es noch zwei weitere Setzlinge. Die Plastikumhüllungen stammen übrigens alle aus den Verpackungen der Fahrräder. Als ich Kyambadde das Foto (siehe weiter oben in diesem Bericht) von dem mit Plastik überdeckten Essen im Miramberesort zeigte, schüttelte er nur den Kopf und meinte, einige hier hätten keine Ahnung von Umweltschutz. Und gerade das ist der Grund dieser Baumpflanzaktion, um das Grün Ugandas zu erhalten...und natürlich tragen die Bäume auch Früchte, die den Besitzern zusätzliches Einkommen verschaffen.


Und weil es sich um eine soziale Organisation handelt, ist es klar, dass hier auch Behinderte beschäftigt werden. Dieser Taubstumme fertigt gerade ein Fenster mit Moskitonetz.


Auch Rollstühle werden hier gefertigt. Hinten stehen alte Fahrräder, die zur Reparatur gebracht von den Besitzern aber mangels Geld noch nicht abgeholt wurden.


Dieses Fahrrad wurde zum Flaschensammeln konstruiert. Wenn es auch kein Pfandsystem gibt, wie wir es kennen, scheint man gebrauchte Plastikflaschen doch zu Geld machen zu können. Die letzten beiden Fotos entstanden übrigens in einer neuen Halle, die von der Stadt Karlsruhe finanziert wurde. Gezeigt wurde mir dann noch ein Fahrrad für Hochzeiten, eine Schreinerei und eine Mühle für das Ugalimehl Unger.

Das Projekt hat mich überzeugt. Jetzt muss ich nur noch mit dem Außenalsterultra wieder in die Puschen kommen, den ich ja immer als Benefizlauf organisiert habe...dass Laufen und Radfahren gut zueinander passen, habe ich ja bereits mehrmals nachgewiesen.


Auf ging es Richtung Kisumu...erst mal zur Grenze nach Busia. Aus dem wartenden Auto raus sah ich einen fliegenden Händler mit einem Verkaufsstand auf Rollen.


Und dann erblickten meine Augen dieses Plakat. Im Ziel vom Kampalamarathon traf ich jemanden, der mir sagte, dass es in Uganda mehrere Marathons geben soll. Beim genaueren Hinsehen konnte ich das Veranstaltungsdatum 22. Mai 2011 ausmachen. Jemand sagte mir, dass der Marathon immer noch stattfindet...zu Hause mal gegoogelt...immer am letzten Maisonntag läuft Jinja nile-marathon.com | Save a life! .

Und während der Fahrt sah ich in Iganga auch noch ein Marathonplakat. Termin: 13. Dezember, Jahr unbekannt


Diese beiden geldgierigen Herren brachten mich über die Grenze. Darum heißt es auch Boda-Boda, weil der Ursprung from border to border war. Als ich in Busia ankam und den Schaffner fragte, wo die Grenze sei, sagte er mir, die Boda-Bodas würden mich hinbringen. Da schnappte auch gleich jemand meinen Rucksack, und es ging mal wieder alles viel zu schnell. Gleich 2 Fahrräder, da machte ich mich schon auf eine „hohe“ Rechnung gefasst.

Sie wollten mich unbedingt zur Wechselstube bringen, obwohl ich noch genug kenianisches Geld hatte...an den Grenzposten warteten sie jeweils geduldig auf mich, bis ich meine Stempel hatte...auf der anderen Seite angekommen wollten sie dann jeweils 1.000 Kenya Shilling haben.

Das ist das große Problem mit den Taxifahrern in Gebieten, wo es keine Uhr gibt...einige sind ehrlich und nehmen den richtigen Preis, wie z. B. in Jinja für die lange Fahrt aus der Stadt zum BSPW: nur 3.000 UGX, auf dem Rückweg sah ich ein Schild auf dem die Strecke zur City mit 5 km angegeben war...und die Ehrlichen sind dann die finanziellen Verlierer. Die Mehrheit der Taxifahrer sammelt allerdings schlechtes Karma...vielleicht gibt es deswegen auf dem schwarzen Kontinent so viele Schlangen...alles wiedergeborene Taxifahrer. Das Problem für ortsunkundige Touristen ist ja immer, man weiß vor der Fahrt nicht, wie weit entfernt das Ziel wirklich ist...eine ungünstige Voraussetzung um vor der Fahrt einen korrekten Preis auszuhandeln...und nachher wenn die Leistung bereits empfangen wurde, ist eh alles zu spät.

So, jetzt muss ich mal wieder Schluss machen...schon wieder 36 Bilder zu viel...bei der Jahreshauptversammlung am 8. März 2014 sollte ich mich vielleicht besser krank melden...Fortsetzung folgt...


Chakula na safari mzuri


дружба
Товарищ René
in Europa zu Hause
manchmal auch in anderen Teilen der Welt zu Gast



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3 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Oliver Scheer schrieb am 13.12.2013 - 09:42 email homepage

Moin moin Rene "Globetrotter & Laufgenosse" ;-) super interessant Deine Berichterstattung und wenn ich es sagen darf, die werden ja immer besser :-) Respekt vor soviel Abenteuerlaune. In diesem Sinne, see you on road, track or trail Oliver "the alsterman"

Nr. 2   Günter Meinhold schrieb am 13.12.2013 - 14:30 email

Hi Rene, wieder ein gelungenes

Abenteuer, an welchem Du uns hautnah teilhaben lässt.

Danke + mach weiter so

günter

Nr. 3   von Palombini schrieb am 19.12.2013 - 21:23 email

Lieber René,

unheimlich gerne wäre ich mitgefahren an Deiner Seite ist es horizontöffnend und -erweiternd.

Ein wahnsinnig spannender Bericht, danke dafür!

Gruß Jobst

Freue mich schon auf die Fortsetzung...