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Sonntag, 07.11.2004 | von: mw

New York City Marathon

Der Bericht ist zweiteilig: 1. Der Marathon und Frühstückslauf und 2. das Drumherum und die Stadt 1. Der Marathon Doris und ich erfüllen uns den langgehegten Traum, beim New York City-Marathon zu starten. Wir haben bei Grosse Coosmann gebucht, sind mit Lufthansa von Hamburg via Frankfurt nach Newark geflogen. 

Freitag Nachmittag gehen Doris und ich auf die Marathon-Messe, um Startnummern abzuholen und vielleicht einige Schnäppchen zu machen. Obwohl wir vorgewarnt wurden, ausreichend Zeit mitzubringen, ging es sehr flott und in 15 min waren wir auf der Messe. Direkt an den organisatorischen Bereich schließt sich ein Sportladen mit Asics-Schuhen und – NYC-Marathon-Laufkleidung sowie die Merchandising-Artikel des New York Marathons an. Hier haben wir bei den Schuhen zugeschlagen, die deutlich günstiger als in Deutschland sind- und dass nicht nur wegen des gerade günstigen Dollarkurses. Nach den Kassen kommen dann noch diverse Läden und Stände, anderer Marathon-Veranstalter und Laufläden. Diese Laufläden bieten teilweise einen kostenlosen Shuttle-Service zu ihren Läden an, um dort das gesamte Angebot zu sehen. Als Add-on soll es noch ein kostenloses Mittagessen geben. Wir nehmen das Angebot aber nicht wahr. Da meine Polar-Uhr seit ein paar Wochen den Batteriewechsel fordert, lasse ich für sagenhafte 10 Dollar (8 €) eine neue Batterie einsetzen. Das kostet bei uns deutlich mehr. Samstag morgen treffen wir uns im nächsten Hotel und gehen als Teilgruppe der Grosse Coosmann-Reisegruppe zum UN-Gebäude, an dem traditionell der Friendship-Lauf am Samstag vor dem Marathon startet. Hier treffen wir schon auf die Ali-Schneider-Gruppe und die ersten Holländer und Norweger. Viele Läufer haben Flaggen, Mützen, T-Shirts usw. in Landesfarben dabei. So erkennt man bestens, welche alle Völker und Nationen in New York alle am Start sind: die Peruaner mit den Wollmützen, Österreicher mit roten Stirnbändern, Schweden an ihren blau-gelben Schirmmützen und natürlich die Holländer, teilweise komplett in orange gekleidet. Nach einer offiziellen Ansprache und die Begrüßung der Nationen geht es endlich los. Einige tausend Läufer laufen in Ostrichtung durch Manhattan um bald nach Norden zum Central Park abzubiegen. Nach einer kleinen Runde im Park endet der Lauf kurz vor der Ziellinie des morgigen Marathons. Von LKW-Anhängern herab werden Frühstücksbeutel an die Läufer verteilt, die dann auf den Zieltribünen verputzt werden. Danach geht ein wildes Tauschen von T-Shirts, Mützen,etc. los. Ich erwische schicke T-Shirts von einem Halbmarathon in Frankreich und einem Freundschaftslauf aus Japan. Außerdem kann ich einer Mexikanerin ihre Schirmmütze abtauschen. Einige Läufer haben Taschen voller T-Shirts dabei, manche noch original verpackt. Abends findet ebenfalls im Central Park (in einem Restaurant) die Pasta-Party statt. Auch hier treffen die Vorhersagen einer unendlichen Wartezeit nicht zu: es dauert gut 20 Minuten, bis wir am Tisch sitzen und mit freien Getränken und Nudeln satt die Carbo- und Wasser-Speicher auffüllen. Um ½ 8 gibt es ein großes Feuerwerk; dabei ist das Echo an den Wolkenkratzern etwas ganz Neues für unsere Sinne. Am Sonntag morgen klingelt der Wecker um ½ 5, damit wir rechtzeitig am Nachbarhotel sind, um mit dem Charterbus in den Startbereich nach Staten Island (der erste der 5 New Yorker Stadtteile, die wir heute durchlaufen werden) zu fahren. Dort ist ein riesiges Areal der Coast Guard als Umkleidebereich eingerichtet. Und obwohl mehr Läufer als in Berlin am Start sind, erleben wir kein chaotisches Gedränge und Geschiebe (anders als in Berlin). Die 3 Startgruppen sind nach Farben sortiert und es erfolgt keine Vermengung, denn in den jeweiligen Umkleidebereichen stehen Verpflegung, die Kleider-Trucks, die Umkleidezelte und Toiletten bereit. Da Doris und ich diesen Lauf wegen seiner Einmaligkeit gemeinsam erleben wollen, gehe ich mit in Doris´ Startbereich – geht problemlos. Nach dem wir uns noch 2 Stunden auf einem mitgebrachten Kartons ausgeruht haben, geben wir die Kleiderbeutel ab und gehen in unseren Startbereich. Die Toiletten sind übrigens sehr sauber, keinesfalls lebensgefährlich. Jeweils 1000 Startnummern sammeln sich an dem entsprechenden Sammelpunkt. Da wir im mittleren Teil des letzten Startblocks stehend bzw. noch eine ganze Zeit auf dem Bordstein sitzend warten, merken wir nichts von dem angeblich so zugigen Klima auf der Verrazano-Brücke, denn es ist sonnig und jetzt schon angenehm warm. Um 10:10 Uhr hören wir einen lauten Böllerknall – der Startschuss für die Profi-Männer und das allgemeine Läuferfeld. Die Spitzenläuferinnen sind bereits 35 min vorher gestartet. Unser Startblock setzt sich langsam in Bewegung und ca. 13 min später überlaufen wir die Startlinie. Und zu Frankie-Boys „New York, New York“ aus den Lautsprechern geht es auf die berühmt-berüchtigte Verrazano-Brücke; wenn man ein Brückenfoto vom New York-Marathon sieht, dann von hier. Da man hier einen klasse Panoramablick auf Manhattan hat, machen wir gleich den ersten Foto-Stopp. Und da es bis zu 20° C warm wird, und wir dummerweise mit Herbstlauf¬kleidung unterwegs sind- kommen wir schnell auf Betriebstemperatur. Der nächste Stadtteil ist Brooklyn, hier herrscht eine tolle Stimmung an der Strecke. Teilweise machen Profi-Bands richtig laut Alarm- insgesamt habe ich ca. 20 Musikgruppen gezählt: bei vielen hatten wir Gänsehaut-Feeling, z.B. beim „Rocky“-Thema. Nach 5 Kilometern halte ich Doris an und wir legen die wärmeren Sachen ab. Jetzt geht es besser und jede Meile gibt es Wasser, alle 2 Meilen auch Gatorade. Außerdem bei ca. km 28 Powerbar-Gel, bei ca. km 32 nasse Schwämme (die dann mit Rechen von der Straße geharkt werden.) Über die Pularski-Brücke wechseln wir nach Queens, den 3 Stadtteil. Wir kommen jetzt zur Halbmarathon-Marke und es gehen schon viele Läufer. Richtig heftig wird die Queensboro-Brücke, die Queens mit Manhattan verbindet. Fast alle gehen über die Brücke und das Feld wirkt ein bisschen wie eine Karawane des Leidens, denn hier dürfen keine Zuschauer stehen und es ist sehr still. Ich halte mein Versprechen und leiste Doris Gesellschaft. Nach der Brücke laufen wir auf die First Avenue und es geht kilometerweit geradeaus nach Norden. Vor uns Tausende von Läufern auf sieben (!) Fahrspuren – ein großartiger Anblick. ... und hinter uns fast noch mal genauso viel. Es ist böse warm, zwischen den Wolkenkratzern bewegt sich kein Lüftchen, aber das Publikum treibt uns nach vorn. Mir fällt ein blinder Läufer auf, der von 2 Betreuern geführt wird. Ich bewundere diesen japanischen Läufer, denn die Straßen sind sehr uneben, haben tief Fahrrinnen und immer wieder abgesackte Kanaldeckel. Aber die Führer machen einen guten Job. Von Manhattan geht es in die Bronx über die First-Ave-Brücke; hier ist ein roter Teppichboden über den Boden aus Metallgittern ausgelegt, um die Läufer-Füße zu schonen. In der Bronx treffen wir zwei als Blues Brothers verkleidete Läufer, in schwarzen Anzügen, mit Hemden, Krawatten, Hüten und Straßenschuhen. Die Jungs sind mir ein Foto mit Doris wert. Als wir über die Bronx über die Fifth-Ave-Brücke in Richtung Harlem (Ortsteil von Manhattan) verlassen, entern 5 Franzosen einen Feuerwehrwagen und lassen sich natürlich dort oben ablichten. Jetzt geht es 7 km in Richtung Süden, das letzte Stück schon im Central Park; danach noch 2–mal links abbiegen und es geht auf die Zielgerade. Nach 4:54 h erreichen wir das Ziel und sind total seelig, uns unseren großen Wunsch erfüllt zu haben. Doris ist ihren 40. Marathon und ich meinen 85. gelaufen. Plätze 25.971 und -73 von 36.513 sind reine Nebensache. Mit am Start waren auch Silke und Stefan Selzer (netto: 5:29:50 und 5:02:01) (100MC-friends) und Dieter Rehding (öfter Gast beim Tus Berne). Auf unsere 40. und 85.-Schilder sowie auf das 100MC-Trikot (Sigrid, Du hast Recht gehabt!) wurden wir häufig angesprochen; meistens begleitet von einer gehörigen Portion Ungläubigkeit. Im Zielbereich stehen diverse Übersetzer, um ggfs. hilfsbedürftigen ausländischen Läufern beizustehen. Weiterhin gibt’s für jeden eine Astronautendecke und die Karawane zieht an den Kleider-LKWs vorbei. Auch hier geht’s wieder sehr gesittet und ohne Staus zu; jeder erhält einen Verpflegungsbeutel. Noch einige Zahlen zum Lauf: - knapp die Hälfte der Läufer sind Debutanten, - ca. ein Drittel sind Frauen - jeweils knapp 2.000 Deutsche, Franzosen, Italiener und Holländer als größte ausländische Gruppen Nach dem Umziehen feuern wir noch ein paar Läufer 200m vor dem Zieleinlauf an und fahren dann per U-Bahn zurück zum Hotel. Das Vorzeigen der Medaille beschert uns eine Freifahrt – Marathon-Discount des öffentlichen Nahverkehrsbetriebs in New York. Nach dem Duschen und einer Pizza gehen wir abends auf die Siegerehrung und schauen uns die Aufzeichnung von den Spitzenläufern an. Dort werden auch die beiden Sieger vom Veranstalter präsentiert. Wir haben das Glück, Paula Radcliffe (Siegerin des Marathons und Weltrekordhalterin) in der Aula zu treffen und bekommen jeweils ein Foto mit ihr. Jetzt sind wir natürlich richtig happy.  Am nächsten Morgen joggen wir noch mal in den Central Park zum Souvenir-Verkauf.

Hier gibt’s neben der aktuellen Kollektion auch Reste von den Vorjahren. Wir treffen einen netten Israeli, tauschen die email-Adressen und verabreden uns mit ihm zu einem der nächsten Berlin-Marathons. 2. das Drumherum und die Stadt Wir fliegen vormittags von Hamburg nach Frankfurt. Das Umsteigen klappt in einer Stunde sehr gut; wir hatten Sorge, dass die Zeit nicht ausreichen könnte. Die Sicherheitskräfte überziehen nicht und es sind nicht die angekündigten Amerikaner, sondern Deutsche. Im Jumbo nach Newark ist auch eine große Läufergruppe aus Italien, die die 8,5 Flugstunden als Dauerparty gestalten. Leider regnet es bei der Ankunft in Newark, so dass es einen riesigen Stau gibt, der unseren Transfer von normal 45 Minuten auf 3 Stunden verlängert. Unser Hotel liegt in der Mitte von Manhattan, so dass nach dem Auspacken gleich ein Gang in die Stadt zum Time Square folgt. Obwohl schon 22 Uhr, tobt hier noch das Leben; Frank Sinatra hat recht, wenn er die Stadt, die niemals schläft, besingt. Das Hotelzimmer ist total klein, aber wir haben Glück mit dem Wetter und sind fast nur draußen. Dusche und Toilette auf dem Flur, aber absolut sauber. Unsere Sorgen in puncto Hygiene waren unbegründet. Am Freitag Vormittag machen wir eine Stadtrundfahrt durch Up- und Downtown, incl. Besuch des Ground Zero. Von unserer Stadtführerin kaufen wir Aufzugkarten für das Empire State Building; das erspart uns eine ½ Stunde Anstehen und wir können uns – am Abend- direkt in die Schlange vor den Aufzügen einreihen. So dauert es nur noch 20 Minuten. Die Fahrt in den 80. Stock dauert 45 Sekunden. Die letzten 6 Stockwerke gehen wir zu Fuß, weil noch mal 20 Minuten Wartezeit bei nur 2 Aufzügen erwartet werden. Der Ausblick in der Dunkelheit ist gigantisch, dort unten herrscht ein Lichtermeer. Danach gehen wir zum Rockefeller Center, das im ersten Untergeschoss eine Freiluft-Eisbahn hat. Macy´s, das größte Kaufhaus der Welt (ein kompletter Häuserblock, 9 Stockwerke) wird schon mit Weihnachtsbäumen weihnachtlich geschmückt. Samstag nachmittags fahren wir mit der U-Bahn nach Brooklyn und laufen über die Brooklyn-Brücke zurück; dabei gibt es ein prachtvollen Blick auf die die Ostküste Manhattans. Danach zu Fuß zum Ground Zero und zu den Fähranlegern. Per Hafenrundfahrt an der Freiheitsstatue und Ellis Island (das ehemalige Eingangstor für Einwanderer) vorbei, denn für das Anlanden sind wir zu spät dran. Außerdem ist die Freiheitsstatue noch nicht wieder für Besichtigungen frei gegeben. Auf dem Weg zur Pasta-Party gibt’s leider einen kleinen Umsteigefehler, so dass wir mit einem Express-Zug in Harlem landen. Wir fahren aber gleich wieder zurück und überstehen die Situation problemlos. Der Sonntag steht ausschließlich im Zeichen des Marathons. (s.o.) Am Montag besuchen wir den Bryant-Park, eine grüne Oase im Großstadt-Dschungel. Die öffentliche Bücherei hat leider geschlossen. Bei dem Rücktransfer gibt’s leider noch einen kleinen, aber nervenaufreibenden Fehler. Der Charter-Bus erscheint nicht, der Reiseleitung ist nicht erreichbar, so dass wir nach einer ½ Stunde vergebenen Wartens mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Dort erfahren wir, dass 1. der Bus komplett ausgefallen ist und 2. die Maschine 2h Verspätung haben wird. Dafür toben sich unsere italienischen Freunde vom Hinflug schon in der Wartehalle aus, so dass sie im Flieger deutlich ruhiger sind. Dienstag Vormittag kommen wir in Frankfurt an und fliegen weiter nach Hamburg, wo das Projekt „New York City-Marathon“ nach 5 Tagen zu Ende geht. Fazit: 1. New York jederzeit wieder, aber dann etwas länger und mit unseren Töchtern. Durch die übersichtliche Anordnung der Straßenzüge findet man sich schnell zu recht. Auf den Straßen und der U-Bahn hat man immer ein sicheres Gefühl. Eine mögliche Terrorbedrohung warzu keiner Zeit spürbar. 2. Und den Marathon würde ich auch gern noch einmal laufen; dabei aber das Tempo ein bisschen mehr ausreizen.


Mario S.
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