Alle Jahre wieder bin ich beim Everglades-Ultra über 50 km und nun schon zum 5. Male dabei. Die Everglades Sümpfe liegen im südlichen Florida und sind ein sehr großes Naturreservat mit vielen selteneren Tieren wie Pumas und Krokodile. Auf der Alligator-Avenue, eine Autobahn, die durch die Sümpfe führt, gelangt man nach Everglades-City und dem Naturpark. Briefing ist am Tage zuvor in einem Veranstaltungszelt an einem einsamen See, der auch als Trinkwasserreservoir für die Stadt Miami dient und an dem man auch die Läufer zelten dürfen.
Schon in Seoul konnte ich wegen der Corona-Krise nicht laufen. Nun waren auch in Florida wegen dieser Krise ab dem nächsten Tag alle Sportveranstaltungen nicht mehr erlaubt. Jedoch durch die Landesregierung von Florida in Tallahassee erhielten wir eine Sondergenehmigung für diese Veranstaltung mit einem 25 km, 50 km und 80 km-Trailrun. Nach einer Zeltnacht an dem See ging es dann um 6 Uhr mit mehreren Schulbussen zum Start mit jeweils nur 1 Läufer je Sitzbank. Zunächst ging es auf einer Schotterstrecke durch dichten Baumbestand. Alle ca. 5 km gab es Verpflegungsstellen, wobei bei den aufgestellten WCs immer ein Desinfektionsmittel bereitstand. Bei km 18 gab es dann eine große Verpflegungsstelle. Danach kam ca. 20 km Prärie mit gemähtem Untergrund, der mir so sehr zu schaffen machte, dass ich vorwiegend gehen musste. Auf der anschließenden Urwaldstrecke rächten sich meine Beine mit 2 kräftigen Muskelkrämpfen, so dass ich zunächst auch weiterhin gehen musste. Auf der anschließenden Straße fiel mir dann erstaunlicherweise das Laufen leichter als das Gehen. Bei dem 50 km-Lauf wurde ich immerhin 55. von 88 Teilnehmern.
Eigentlich wollten wir anschließend noch an einer Kreuzfahrt der Holland America-Reederei teilnehmen und ich wollte noch einen Marathon in Costa Rica laufen. Beide Unternehmungen wurden wegen der Corona-Krise abgesagt oder verschoben, so dass wir uns entschlossen, vorzeitig wieder nach Deutschland zurück zu fliegen. Sogar 2 Schiffe dieser Reederei versuchen nun in der Karibik mit über 1.800 Passagieren und 4 Corona-Toten eine Einlaufgenehmigung in irgendeinem Hafen zu erlangen.
Wegen der Corona-Krise konnten wir ohne Probleme und Mehrkosten einen vorzeitigen Rückflug buchen, aber die Realisierung wurde dann zum Problem:
2 Tage vor dem Abflug erhielten wir die Nachricht, dass unser Flug nicht über New York, sondern über Detroit gehen sollte - kein Problem. Jedoch 1 Tag vorher erfuhren wir, dass wir schon um 6 Uhr abfliegen sollten, da die 14 Uhr Maschine ausfällt, d.h. um 2:30 Uhr aufstehen und einen 10 Stunden Aufenthalt in Detroit. Im Flugzeug waren dann auch nur 12 von den 220 Sitzen besetzt. Auf dem Flugplatz Detroit waren wir zunächst fast ganz alleine - alle Geschäfte und Restaurants waren geschlossen. Zum Glück fanden wir noch einen Kaffeeausschank am Ende des Terminals. Beim Warten fanden wir dann im Internet in einer Mail an mich, dass nun auch der Flug von Amsterdam nach Bremen ausfallen sollte. Bei Bahn.de fand ich dann schon mal eine Verbindung:
mit dem Zug bis Groningen, dann mit dem Bus bis Leer und dann wieder weiter mit dem Zug. Hoffentlich fuhren auch noch die Züge!
Allerdings die Maschine nach Amsterdam war dann fast voll mit „Europäern“, u.a. mit Austausch-Schülern die statt nach 12 Monaten bereits wieder nach 2 Monaten nach Hause sollten. In Amsterdam wurden wir kurzfristig nach Hannover umgebucht – es war die letzte Maschine, die noch nach Hannover fliegen konnte, da der Flugplatz anderntags geschlossen werden sollte wie bereits in Bremen, wie wir erst jetzt erfuhren. Von dort ging es dann weiter mit dem Zug - alleine im ganzen ICE-Waggon – zur Endstation unserer abenteuerlichen Reise. Unser aufgegebener Koffer hat diese Hektik nicht mit gemacht und wir hoffen, dass er eines Tages noch den Weg zu uns findet.
Hauptsache wir waren wieder zu Hause, gesund und munter.   
 

Kommentare

Submitted byPeer on Mo., 30.03.2020 - 21:31

Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deinen Bericht in dieser unvorhersehbaren Zeit.
Auf diesem Wege nochmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner Ehrenmitgliedschaft im 100 Marathon Club.

Danke für Deinen Einsatz.