Nach mehreren Verschiebungen fand der 35. Hamburg Marathon (seit 1986), der ursprünglich im April 2020 stattfinden sollte, nun (endlich) am 12. September 2021 statt. Durch die Verschiebungen und sicherlich auch durch die Regel, dass nur noch bis zum 28. August vollständig geimpfte Personen an diesem Lauf teilnehmen durften, ließen die Finisher Zahl von etwas über 10000 (2018 + 2019) auf knapp 2000 Finisher sinken. Diese fehlenden über 8000 Teilnehmer machten sich auf der Laufstrecke und bei der Abholung der Startunterlagen natürlich sehr deutlich bemerkbar. Der Veranstalter hatte zahlreiche Veränderungen am Eventkonzept vorgenommen, so wurde z.B. das Abholen der Startnummern aus den Messehallen auf das Heiligengeistfeld verlegt und der Start- und Zielbereich in einer anderen Straße aufgebaut. Auf dem kompletten Eventgelände galt die Maskenpflicht. Die sonst übliche Sportmesse wurde z.B. auch abgesagt. Also eine deutlich abgespeckte Version, der sonst üblichen Veranstaltung.

Der Aktive durfte beim Start erst hinter der Startlinie seine Maske abnehmen und bekam mit der Zielankunft sofort eine neue Maske überreicht. Die Startblöcke A-I standen diesmal nicht hintereinander, sondern auf dem Heiligengeistfeld neben dem „Millerntor Stadion“ des FC St. Pauli, nebeneinander und wurden mit Zeitabständen Richtung Startlinie in die Straße „Glacischaussee“ geführt. Viele Änderungen dank Corona.

War der Quentsch 2019 noch als Vorletzter ins Rennen gegangen, so schaffte er es diesmal tatsächlich als letzter Läufer des Gesamtfeldes die Startlinie zu überlaufen. Musste man 2019 noch die ersten Kilometer Zickzack durch das Feld laufen, so gab es dieses Jahr in einem sehr „übersichtlichen“ Läuferfeld keinerlei Probleme. Schnell hatte der Kaltenkirchener bei seinem 22. Hamburg Marathon den 5:00 Stunden Tempoläufer erreicht und blieb bis fast km 30 zusammen mit zwei weiteren jüngeren Läufern in seinem Bereich. Da er als letzter Aktiver ins Rennen gegangen war, hatte er ca. 2 Minuten Nettozeit weniger auf der Uhr als der Tempomacher. Ziel des Kaltenkirchener 100 Marathon Club Läufers war es eine Zeit von 4:53 Stunden in die Statistik zu bringen. Es machte sich schnell bemerkbar, dass die „Stimmungsbereiche“ an der Strecke mit Musik etc. in diesem Jahr nicht vorhanden waren, trotzdem feuerten doch überraschend viele Zuschauer auch die langsameren Aktiven auf der 42,195 km langen Strecke zum Teil großartig an.

Während der Quentsch bis km 30 die drei ersten 10 Kilometerabschnitte mit 1:08:18 Std., 1:09:53 Std. und 1:10:05 Std. recht gleichmäßig größtenteils mit dem 5:00 Std. Tempomacher abspulte, wurden z.B. die 100 Marathon Club Vereinskameraden Hans-Jürgen Hetzel (6:06:54 Std.), Sabine Kühl (6:02:10 Std.), Thomas Radzuweit (5:37:06 Std.), Falko Haase (5:35:29 Std.), Peter Kellermann (5:26:50 Std.), Frank Berka (5:17:34 Std.) und Regine Dörnte (5:14:40 Std.) passiert. Viel weiter vorne im Feld tobten sich die auch noch unter dem Vereinsnamen 100 Marathon Club gemeldeten Sven Peemöller (3:28:45 Std.), Thorsten Stohldreier (4:03:29 Std.), Thomas Pielke (4:07:38 Std.) und Ole Sporleder (4:12:43 Std.) aus.

Bei ca. Kilometer 24 wurde ein Läufer Namens Carlos vom Quentsch überholt. Als der Quentsch 2018 den Job des 5:00 Std. Tempomacher in Hamburg übernommen hatte, blieb Carlos bei seinem ersten Marathonlauf ca. 35 km direkt hinter dem Quentsch. Dann brach er ein und kam nach 5:08 Stunden ins Ziel. Der Quentsch hatte 2018 mehrere Kilometer die Trainingsjacke von Carlos transportiert, da dieser sich bei einer Temperatur von knapp unter 20 Grad im April einfach zu dick angezogen hatte und in seinen Klamotten „wegschwamm“. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Quentsch versuchte Carlos, der auch in diesem Jahr keine wirklich optimale Laufkleidung angezogen hatte, bei dem 5:00 Stunden Tempomacher dranzubleiben und bekam nur ca. 1 Kilometer weiter wohl einen Schwächeanfall. Eilig wurden zwei junge Helfer von der anderen Straßenseite informiert, mit der Aufgabe sich um den Mann zu kümmern und sofort einen Rettungswagen anzufordern. Ein paar hundert Meter weiter schickte man nach einer kurzen läuferischen Tempoverschärfung noch zwei Sanitäter auf Rädern in Richtung Carlos. Seinen zweiten Marathonversuch hat Carlos leider nicht beenden können.

Nur ein paar Kurven weiter waren Sanitäter auch schon im Einsatz. Ein Läufer schien auf den Asphalt gestürzt zu sein. Man konnte beim Vorbeilaufen recht viele blutige Abschürfungen am Kopf und an den Beinen erkennen. Für ihn durfte der Lauf wohl auch leider beendet gewesen sein. Je näher man dem Ziel kam, umso mehr fielen Läufer auf, die mit Krämpfen zu kämpfen hatten. Aber das ist eigentlich ein ganz normales Bild bei jedem Hamburg Marathon. Ansonsten dürften die Sanitäter aber einen relativ ruhigen Tag verbracht haben, denn man hörte kaum einmal Sirenen von Rettungswagen. Temperaturen von 17 bis 19 Grad mit etwas Regen zwischendurch und das erheblich kleinere Läuferfeld haben so auch gewisse Vorteile.

Ab km 30 erhöhte der Quentsch das Tempo für sieben Kilometer (Abschnitt km 30 bis 40 wurde somit in 1:06:31 Std. der schnellste 10 km Abschnitt) und damit lag er wieder klar unter seiner eingeplanten 50. Endzeit für das „Ziel 60 Marathonläufe“ Hahn/Weber Spiel von 4:53 Stunden. Es gab somit die letzten 5,195 km keinerlei Stress mehr, um die Ziellinie nach 4:53:11 Stunden zu überlaufen. Platz 1751 im Gesamtfeld von „nur“ 1978 Finishern. Es wurden also 227 Läufer auf den 42,195 km überholt. 2019 arbeitet sich der Quentsch noch als vorletzter Starter bei 10079 Finishern um 4057 Plätze im Feld nach vorne. Er lief damals allerdings auch eine schnellere Endzeit von 4:06:56 Stunden. Statt wie 2019 eine Medaille im Ziel umgehängt zu bekommen, bekam man diesmal eine frische Maske in die Hand gedrückt. Auf dem Heiligengeistfeld erhielten alle Teilnehmer in einer Tasche mit Trinken/Essen dann aber auch die Medaille.

Fazit:
Vieles war in diesem Jahr beim Hamburg Marathon anders. Ich kann mir persönlich gut vorstellen, dass die April 2022 Veranstaltung sehr ähnlich vom Gesamtkonzept ablaufen wird. An Teilnehmerzahlen von über 10000 Marathonläufern wird der HH-Marathon sicherlich erst einmal nicht mehr rankommen. Wie die Veranstaltung finanziell den doch sehr großen Teilnehmerverlust auffangen will, scheint man bereits bei der Meldung für 2022 zu erkennen. Als ich nur einen Tag nach dem Lauf die Onlineanmeldung für den Hamburg Marathon 2022 anklickte, erschien eine "saftige" Startgebühr von 99 Euro für die ersten 9500 Melder. Gab es bisher gestaffelte Preise für die Melder (je früher desto günstiger) und gestaffelte Preisreduzierzungen für die HH-Marathon Vielstarter, so konnte ich darüber leider keine Infos mehr bei der Onlineanmeldung finden.


Noch etwas Kurioses zum Schluss:
Fast hätte der Quentsch übrigens nicht an diesem Lauf teilnehmen dürfen, denn als er am 10. August seine zweite Spritze gegen Corona bekam, wurde in der Arztpraxis in den Impfausweis irrtümlicherweise der 30. August eingetragen. Wäre dies nicht zufällig später einer Apothekerin noch aufgefallen, dann hätte man dem Quentsch wohl beim Abholen der Startunterlagen ein Startverbot ausgesprochen, da er dann (laut seinem Impfausweis) um zwei Tage die vollständige vom Veranstalter geforderte Impfung verpasst hätte. What a crazy world we´re living in!    

AF (Quentsch) Nr. 312        

              

Kommentare

Submitted byKlaus.Bangert on Mi., 15.09.2021 - 13:14

80 % Teilnehmerschwund beim Hamburg-Marathon. Da kann der Schorfheidelauf (die schönste Laufstrecke, die ich kenne) drüber: 100 %. Der Lauf wurde kurzfristig begründungsfrei abgesagt. Kurzurlaub nicht mehr stornierbar, machte nix, habe ich eben einen schönen Privatlauf auf der Strecke gemacht. Hoffentlich wird´s was in 2022!