24 uur loop van Apeldoorn (26./27.05.2006)

Einem Marathon- und/oder Ultraläufer zu beschreiben, wo "Apeldoorn" liegt, hieße "Eulen nach Athen tragen" oder "Wasser in den Rhein schütten". Weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt sind nämlich der seit Jahrzehnten stets am ersten Samstag im Februar ausgerichtete "Midwinter-Marathon" und der nun auch schon zum 27. Mal üblicherweise am Freitag/Samstag nach dem Himmelfahrtstag und damit im Mai veranstaltete 24-Stunden-Lauf.

Zu meinem erstmaligen Start beim "Midwinter-Marathon" kam ich "wie die Jungfrau zum Kind". Ich war nämlich am 5. Februar 1977 zu einem Ort nahe der deutsch-niederländischen Landesgrenze angereist, wo ein Crosslauf stattfinden sollte. Dieser fiel jedoch aus, und man empfahl mir die Weiterfahrt nach Apeldoorn. Spontan führte ich diese durch, und da bei meiner Ankunft auf dem dortigen Veranstaltungsgelände die Teilnehmer/innen der Läufe über kürzere Distanzen bereits unterwegs waren, verblieb mir nur noch, an dem erst um 12.00 Uhr gestarteten Marathonlauf teilzunehmen. Ich beendete diesen - ohne spezielle Trainingsvorbereitung sozusagen "aus dem Stehgreif" gelaufen - nach brutto 3:17:09 Stunden (im Alter von damals 34 Jahren konnte ich so etwas) und ließ daraufhin noch weitere 11 Teilnahmen am "Midwinter-Marathon" folgen.

Meinen ersten Start im Rahmen des 24-Stunden-Laufes bestritt ich hingegen erst im letzten Jahr (07.05.2005). Dies verwundert mich selbst etwas. Denn die "24 Stunden von Apeldoorn" sind lange schon eine Traditionsveranstaltung. Die ersten beiden Auflagen (1978 und 1979) wurden noch im benachbarten Epe durchgeführt. Dann (1980) verlegte man die Veranstaltung nach Apeldoorn. Zunächst war sie ein reiner Staffellauf-Wettbewerb. Seit 1984 ist der Apeldoorner 24-Stunden-Lauf auch für Sololäufer/innen zugelassen. Erster Sieger bei den Männern mit dem Superergebnis von 252.703 m war Wolfgang Schwerk, der auch heute noch (22 Jahre später) in der fast unglaublichen Lage ist, gleichwertige Laufleistungen zu erbringen (so z.B. am 01./02.04.2006 in Stein/NL, wo er als Sieger des dortigen 24-Stunden-Laufes 248.431 m zurücklegte). Zu besten Zeiten registrierte man in Apeldoorn ca. 100 Staffelteams und 110 Sololäufer/innen. Sehr groß war stets der Anteil deutscher Teilnehmer/innen (1991 wurden in Apeldoorn sogar die DUV-Meisterschaften ausgetragen). Zahlreiche Landesrekorde in den unterschiedlichen Altersklassen und persönliche Bestleistungen wurden in Apeldoorn erzielt. Den Streckenrekord bei den Männern hält der Niederländer Ron Teunisse seit 1990 mit 261.475 m. 1992 wurden im Rahmen des Apeldoorner 24-Stunden-Laufes sogar die ersten Europameisterschaften ausgetragen. Es siegten damals - wie so oft in Apeldoorn - Deutsche, nämlich Helmut Schieke mit 250.698 m bei den Männern und Sigrid Lomsky mit 231.008 m bei den Frauen (wohl auf unabsehbare Zeit hinaus unangetasteter Streckenrekord). Auch bei den im Jahre 2001 erneut in Apeldoorn ausgerichteten Europameisterschaften gewann mit Paul Beckers (260.559 m) ein Deutscher. Alle vorgenannten Leistungen waren und sind auch jetzt noch absolute Weltklasse-Resultate, mit denen man nach wie vor in der "Ewigen Weltbestenliste" ganz weit vorne platziert ist. Als der "Laufboom" allerorts nachließ, mussten auch die Organisatoren des Apeldoorner 24-Stunden-Laufes Überlegungen anstellen, wie man die Veranstaltung mit zusätzlicher Attraktivität anreichern könnte. Da sich gegen Ende eines 24-Stunden-Laufes das Teilnehmer/innen-Feld üblicherweise etwas "ausdünnt", nahm man einen 6-Stunden-Lauf ins Wettkampfprogramm auf, der nach ¾ der "24 Stunden" gestartet wird und gemeinsam mit diesen endet (Start 24-Stunden-Lauf freitags um 14.00 Uhr, Start 6-Stunden-Lauf samstags um 8.00 Uhr, Ende beider Läufe samstags um 14.00 Uhr). In diesem Jahr wurde erstmals auch ein Staffellauf für maximal 5 Läufer/innen über 6 Stunden angeboten. Voraussetzung für eine Teilnahme am 24-Stunden-Lauf ist, dass man mindestens 20 Jahre alt ist und einen Vorjahreswettkampf nachweisen kann, in dem man mindestens 100 km zurückgelegt hat. Für einen Start im 6-Stunden-Lauf gibt es keine Limitierungen.

Die Laufstrecke sieht - aus der Vogelperspektive betrachtet - so aus, als ob man einen liegenden Bumerang mit einem Schreibzeug umrandet und ihn anschließend entfernt hätte. Sie ist verkehrsfrei, flach, durchgehend asphaltiert und nachts beleuchtet. Nach offizieller IAAF-Vermessung mit Jones Counter beträgt die derzeitige Streckenlänge für die Staffeln (deren Wechselzone auf der linken Seite einer gesperrten breiten Straße eingerichtet ist) 1.651,86 m und für die Sololäufer/innen 1.652,72 m. Entlang der "Innenkurve des Bumerangs" ist es für die Teilnehmer/innen und deren Betreuer/Anhängerschaft gestattet, Zelte zu errichten und Wohnmobile/Campingwägen abzustellen. Beim Durchlaufen dieser "Boxengasse" schlagen einem anerkennender Beifall und fast schon "südländische Begeisterung" entgegen, so dass es mitunter vorkommen kann, dass einem angesichts dieser tollen Atmosphäre Schauer der Emotion über den Rücken laufen. Wer vom Donnerstag zum Freitag und/oder vom Freitag zum Samstag vor Ort kostenlos übernachten oder sich im Verlauf seines Wettkampfes zu einer Regenerationspause in ruhigere Gefilde zurückziehen will, kann dieses in einer nahe gelegenen Sporthalle tun. Dass den Athleten "rund um die Uhr" Ärzte, Physiotherapeuten, Masseure und Sanitäter zur Verfügung stehen, versteht sich bei dieser großartigen Veranstaltung eigentlich fast von selbst.

Teilnehmer/innen, die außer mir noch unter Angabe der Vereinsbezeichnung "100 Marathon Club" einen der Wettkämpfe absolviert haben, sind in den Ergebnislisten nicht aufzufinden. Ich erwähne hier - meine zahlreichen niederländischen und belgischen Lauffreundinnen/-freunde mögen mir dies bitte verzeihen - in alphabetischer Reihenfolge nur all diejenigen deutschen Laufbekannten, die ich in früheren Begegnungen schätzen gelernt und mit Freude in Apeldoorn wieder getroffen habe: [a] 24-Stunden-Lauf: Else Bayer aus Nettetal, Barbara und Karl-Heinz Becker aus Dorsten, Ute Caninenberg aus Heinade, Karl Graf aus Goch, Martina Hausmann aus Würzburg, Marika Heinlein aus Wiesentheid, Jutta Jöhring und Peter Ludden aus Essen, Klaus-Dieter Mauritz aus Stadtoldendorf, Markus Müller aus Mainz, Angela Ngamkam aus Dreieich (betreut vom Isar-Run-Sieger René Strosny), Ulrich Nicklaus aus Wuppertal, Uwe Schietzoldt aus Selm, Martin Schröer aus Essen, Walter Zimmermann aus Marktheidenfeld. [b] 6-Stunden-Lauf: Martin Bayer aus Nettetal, Jens Caninenberg aus Heinade, Dagmar Nicklaus aus Wuppertal. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Wettbewerbe können unter "www.24uurloop.nl" nachgelesen werden. Hier seien jedoch die Siegerleistungen in den Sololäufen aufgeführt: 24 Stunden Männer: Alfons Vekemans (BEL) 220.253,8 m (er wiederholte seinen Vorjahressieg); 24 Stunden Frauen: Pauline Walker (GBR) 201.668,8 m (sie lief schottischen Rekord); 6 Stunden Männer: Ron Bakker (NED) 74.699,4 m; 6 Stunden Frauen: Karin van Eck (NED) 66.460,8 m.

Zu meiner "Vorstellung" am 27.05.2006 in Apeldoorn gibt es Folgendes zu berichten: Ich bestritt "lediglich" den 6-Stunden-Lauf (alles Andere wäre auch "einige Nummern zu groß" für mich). Nach meinem Hoffnung erweckenden Resultat eine Woche zuvor in Cruquius/NL von 46.144 m ging ich wohl etwas zu übermotiviert in dieses Apeldoorner Rennen. Dabei ließ ich mich zu für meine Möglichkeiten recht flotten Anfangsrunden hinreißen. Hernach musste ich hierfür büßen. Ich fand in keiner Phase mehr so richtig zu meinem Rhythmus, und mir "schmeckte" diesmal auch nicht die nach meinem Empfinden kühle Witterung (durchgehend intensivgrau bewölkter Himmel, jedoch keine Niederschläge während meiner Anwesenheit am Veranstaltungsort). Wahrscheinlich hatte ich auch die mir von meiner Kardiologin verordneten Medikamente zu einem unpassenden Zeitpunkt eingenommen, was nach glaubhafter Aussage eines offensichtlich fachkundigen Sportkameraden eine Leistungseinbuße von 5% verursacht. Wie dem auch sei, mit 44.406 m blieb ich um 920 m hinter meinem Vorjahresergebnis von 45.326 m zurück, was ich allerdings "verkraften" kann, weil ich in diesem Jahr derartigen Kummer gewohnt bin.

Volker BERKA, 29.05.2006