Zu meinem Jubiläumslauf, dem 200. Wettkampf über mindestens 42,195 km sollte es schon etwas besonderes sein, aber dieser Termin fiel auf den August, wo ich, mit Rücksicht auf die Arbeitskollegen mit Familie, die Stellung am Arbeitsplatz halten muss.

Dennoch habe ich eine Veranstaltung gefunden, den Allgäu Panorama Marathon in Sonthofen. Ein neuer Marathon, eine interessante Strecke und ohne allzu lange Anreise gut zu erreichen. Gerne war Hauptorganisator Axel Reusch bereit, mir zu meinem Jubiläum die Startnummer 200 zu reservieren. Das Höhenprofil verrät, dass es kein einfacher Marathon wird. Aber mit den wesentlichen Steigungen ziemlich am Anfang sollte es sich danach sicherlich viel leichter laufen lassen, so meine Hoffnung.

Zwar waren die Informationen auf der Veranstalterhomepage lange Zeit etwas dürftig, wurden aber im letzten Moment doch noch vervollständigt. So war die Information sehr hilfreich, im Zielbereich beim Freizeitbad Wonnemar zu parken. Von dort aus zum Start ist es rund ein Kilometer, den man bequem gehen oder auch zum Einlaufen nutzen kann. Direkt vor dem Allgäu Outlet befindet sich der Start und dort werden auch die Startunterlagen ausgegeben. Neben einem Infoblatt, einem T-Shirt aus 85% Polyester und 15% Baumwolle gibt es auch einen kleinen Beutel mit einigen Probepackungen von Sponsoren, hauptsächlich Allgäuer Latschen Kiefer. So hat man gleich ein paar Mittelchen, um sich nach den Strapazen dieses Bergmarathons die geschundenen Beine und Füße zu behandeln.
  
Schon vor dem Start ist es ganz schön warm, aber man hat für uns im Startbereich ein paar Getränkekästen aufgestellt, wo jeder noch schnell zugreifen kann. Eine tolle Geste des Veranstalters. Im gut 100 Teilnehmer starken Starterfeld des Marathons entdecke ich auch die Clubmitglieder Klaus-Peter Ulmschneider und Werner Sonntag, der sich dieser Herausforderung im Alter von 81 Jahren stellt. Meine Hochachtung.

Pünktlich um 10:00 Uhr erfolgt der Start. Die ersten 2 1/2 km verläuft es noch schön flach auf einer Höhe von 730 Metern. Es geht ein Stück über den Illerdamm und im kleinen See links neben der Strecke spiegeln sich die Dächer der Häuser. Doch kurz danach biegen wir in Bihlerdorf nach links ab und sehen schon den ersten Anstieg. Dieser ist noch moderat und alle laufen hoch. Dann geht es über einen Feldweg in einer Wiese. Auch der Feldweg selbst ist fast komplett mit Gras überwachsen. Solche Abschnitte gefallen mir. Wenig später geht es sogar ein wenig bergab, doch nach der ersten Verpflegungsstation geht es richtig kräftig rauf. Hier gehen fast alle in diesem hinteren Feld, in dem ich mich befinde. Am Ende dieses Weges ist die 5 km Marke erreicht.

Doch schon schließt sich die nächste Steigung an. Quer über eine Wiese zieht sich die Strecke hoch, bis ein kleines Waldstück etwas Kühlung verschafft. Und weiter geht es hinauf. Noch sehe ich bei den Anstiegen vor mir zahlreiche Läufer, aber ich werde nach hinten durchgereicht. Der Beifall der wenigen Zuschauer tut mir jetzt gut.
Bei km 9 erreiche ich an der Bergstation eines Sessellifts die zweite Verpflegungsstation. Als mich hier zwei Läufer passieren, werde ich den Großteil der Reststrecke alleine laufen. Aber das ist kein Problem, die Strecke ist hervorragend ausgeschildert. Mit großen gelben Wegweisern ist jeder Abzweig markiert und unterwegs findet man darüber hinaus zahlreiche immer freundliche Streckenposten.

Es folgt ein Teilstück über Wurzeln und Steine. Doch auch wenn es hier einige flache Passagen gibt, gehe ich lieber, bevor ich mich vertrete und womöglich den Hang abrutsche. Man begegnet auf diesem schmalen Pfad auch vielen Wanderern, die aber gerne uns Läufern Platz machen und uns auch mal begeistert anfeuern. Dann zieht es sich weiter nach oben, wobei herrliche Panorama Ausblicke für die Strapazen entschädigen.
Der Weg wird steiler und bei km 12 ist sogar ein Drahtseilgeländer, damit man sich bei feuchtem Untergrund dort festhalten kann. Inzwischen hat sich die Sonne hinter den Wolken versteckt und macht es dadurch etwas leichter. Endlich, bei km 13, sehe ich die letzte Steigung vor dem höchsten Punkt.

Diesen erreiche ich wenig später. Der Weiherkopf liegt 1662 Meter hoch, also 932 Meter höher als der Start. Über zwei Stunden habe ich bis hier gebraucht. Bei normalen Marathons bin ich da schon an der Halbmarathonmarke. Beim Blick hinunter erkennt man die dritte Verpflegungsstation. Übrigens bieten alle Verpflegungsstationen mit Wasser, Isogetränk und Bananenstücken das selbe an. Hier hätte ich mir etwas Abwechslung gewünscht und ab und zu auch mal eine zusätzliche Station, denn angesichts der Temperaturen und doch generell längeren Laufzeiten sind die 5 km Abstände doch etwas groß. Es geht serpentinenartig, aber trotzdem steil hinunter auf einem schmalen geschotterten Weg. Vorsichtig schleiche ich hinunter, habe Angst, sonst zu stürzen.

Jetzt ist das Gröbste überstanden, jetzt geht es lange bergab. So jedenfalls hatte ich das Streckenprofil im Kopf. Doch lange geht es nicht hinunter. Es folgen noch einige giftige Anstiege, z. B. hoch zum Berghaus Schwaben, bis es nach km 16 dann tatsächlich hinunter geht. Bis nach km 23 geht es nur hinunter und zum Teil kräftig bergab. Eigentlich gut zu laufen auf größten Teils Asphalt. Aber meine Bandscheibenprobleme, die zwei Tage vorher angefangen hatten, erlauben kein zügiges laufen. Im März ging es beim Marathon auf Catalina Island auf den letzten 5 Kilometern ähnlich bergab. Damals konnte ich es richtig laufen lassen. Heute ist es mehr ein bremsen und tatsächlich kann ich keinerlei Boden gutmachen auf diesem Abschnitt. Sehr enttäuschend, aber solche Tage gibt es und da muss man eben durch.

Über eine Brücke erreiche ich Obermaiselstein. Gleich am Ortsanfang geht es auf einen schönen Waldweg, nahezu flach. Endlich sehe ich vor mir wieder einen Läufer. Es ist Clubmitglied Joachim Barthelmann, der mit Magen- und Kreislaufproblemen schon ans aufgeben denkt. Bis zur nächsten Verpflegungsstation bei km 27 gehen und laufen wir im Wechsel. Danach laufe ich alleine weiter. Vier Stunden sind bereits vergangen und ab jetzt wird der Marathonm für mich zur Wanderung. Ich habe einfach keine Kraft mehr und inzwischen brennt auch wieder kräftig die Sonne.

Zwei Kilometer geht es entlang des Illerdamms und mir kommen vereinzelt Läuferinnen und Läufer entgegen, die bereits auf ihren letzten Kilometern sind. Darunter auch die zweite Frau Carola Schmid, die fast auf die Sekunde genau zwei Stunden vor mir das Ziel erreichen wird. Auf schmalen Wegen geht es dann durch den Wald. Ich versuche im Schatten ein Stücjk zu laufen, halte aber nur einen Kilometer durch. Dann geht es über eine Brücke über die Iller. Km 32 sind erreicht. Gut 300 Meter geht es weiter bis zu einem Wendepunkt. Diese Meter waren wohl notwendig, um die Strecke auf die genaue Marathondistanz zu bringen. Joachim Barthelmann kommt mir auf dem Rückweg dieses kurzen Abschnitts entgegen. Er hatte sich wieder aufgerafft und ist mir jetzt auf den Fersen. So versuche ich in diesem kühleren Abschnitt auch wieder ein Stück zu laufen.

Doch kurz nach km 33 geht es doch tatsächlich wieder hinauf. Zunächst nur leicht am Rande einer Wiese, dann kräftig. Das beschert zwar von oben wieder einen tollen Ausblick, doch darauf hätte ich jetzt auch gern verzichtet. Wellig geht es weiter und bergab durch ein kleines Waldstück. Jetzt erst sind die Höhenmeter gemeistert, die sich auf jeweils 1375 Meter Steigung und Gefälle addieren. Über eine weitere Brücke erreiche ich wieder den Illerdamm. Kurz danach holt mich Joachim Barthelmann ein und zieht schließlich davon. Auch lasse ich noch eine Frau vorbei. Über die letzte Brücke wird noch einmal auf die andere Seite des Illerdamms gewechselt, wo ich an der letzten Verpflegungsstation noch mal auftanke. Dann endlich ist mein 200. Marathon (inkl. Ultras) geschafft und ich bekomme die schöne Finishermedaille umgehängt. Natürlich hatte ich auf dieser Strecke eine Zeit von unter 5 Stunden nicht erwartet, mit einer 6:23:23 hatte ich aber auch nicht gerechnet. Wäre Werner Sonntag nicht noch hinter mir gekommen, wäre ich letzter geworden. 

Im Zielbereich kann ich mich nur kurz umsehen, denn ich hatte mich mit meinem Bruder um 18:00 Uhr in Ulm verabredet. Da ich so lange für den Marathon gebraucht hatte, muss ich nun wenige Minuten nach meinem Zieleinlauf schon wieder los. Es ist gerade die Siegerehrung im Halbmarathon im Gange. Für die Platzierten in den Altersklassen gibt es schöne stilisierte Läuferfiguren auf einem kleinen Granitblock. Anschließend findet noch eine Verlosung von Sachpreisen statt.

Schade, bei den jungen Damen am Bierausschank hätte ich mir gerne auch das ein oder andere Bier geholt. Aber ich muss ja gleich wieder weg und als Autofahrer sollte man sich ja hierbei auch zurückhalten. Auch kann ich den für alle Läufer freien Eintritt in das Freizeitbad Wonnemar nicht nutzen. Es empfiehlt sich daher, etwas mehr Zeit mitzubringen, denn auch am Vorabend der Veranstaltung wurde mit der Pastaparty im Allgäu Outlet und einer Beachparty hier im Freizeitbad schon einiges geboten und das Wetter war ja wirklich sommerlich.

Hier noch kurz die Platzierungen der unter 100 Marathon Club gemeldeten Teilnehmer:

  15. Christoph Randt                4:04:57
  92. Klaus-Peter Ulmschneider 5:49:16
103. Joachim Barthelmann        6:17:51
105. Michael Weber                  6:23:23
106. Werner Sonntag               8:09:28 

Viele Grüße  Michael Weber