Als Sigrid Ende September des vergangenen Jahres diese Veranstaltung als Clubreise auf unserer Webseite beworben hat, dachte ich, warum eigentlich nicht und habe mich zu dieser Veranstaltung zusammen mit Gerd angemeldet. Ich glaube, das war keine schlechte Entscheidung, denn der nicht enden wollende Winter kann so wenigstens für ein paar Tage vergessen werden. Sich mit dem nassen Schwamm den Kopf zu kühlen, ja, das hatte mir in den letzten Monaten gefehlt. In Antalya darf ich dieses Erlebnis wieder genießen. Doch der Reihe nach:

Zur humanen Abflugzeit um 9:35 Uhr geht es für uns beide aus Stuttgart pünktlich per Charterflug am Freitag nach Antalya. Bereits um 14:00 Uhr Ortszeit (13:00 Uhr MEZ) können wir unser Zimmer im sehr günstig, weil in Startnähe, gelegenen Sheraton Voyager beziehen. Ein geräumiges Zimmer mit Balkon und Meerblick. Da Antje und Uwe, unsere Reiseleiter, erst eine Stunde später eintreffen, nutze ich diese Zeit gleich mal für einen ersten leichten Lauf, nach langer Zeit wieder in kurzen Laufhosen. Auch am nächsten Morgen zieht es uns erst mal raus, zu einem kleinen Lauf vor dem Frühstück.

Nach dem reichlichen Frühstücksbuffet fahren uns Shuttlebusse zur Startnummernausgabe im Einkaufcenter Özdilek Park. Clubmitglieder, die von anderen Hotels kommen, trifft man hier sofort.  Eine Musikgruppe sorgt zusätzlich für Stimmung und der nimmermüde Gerd fühlt sich gleich zum Mittanzen aufgefordert. Eine Marathonmesse gibt es hier keine, nur ein paar Ausgabestellen für die verschiedenen Läufe.
Aber es gibt hier schon ab 12:00 Uhr eine Pastaparty, allerdings der bescheideneren Art. Die kleine Pastaportion aus dem Eisbecher gönnen wir uns auf der Terasse, bevor uns die Busse wieder zu unseren gebuchten Hotels zurückbringen.

So kann der Samstag Nachmittag ganz individuell gestaltet werden. Während die einen die Sonnenstrahlen am Hotelpool genießen (Wasser ist leider noch keines in den Freiluftpools unseres Hotels), fahre ich mit Gerd per Straßenbahn ins Stadtzentrum. Ja das sind noch Zeiten, wo in jedem Wagen ein Schaffner sitzt und Fahrscheine verkauft. Eine einfache Fahrt kostet 1,25 Türkische Lira (Umrechnungskurs ganz einfach: 1 Euro = 2 Türkische Lira). Wir schlendern durch die Gassen und durch die Straßen und Plätze. Ein herrlicher Frühlingstag.

In der Nacht hat es geregnet, die Straßen sind feucht, als ich am Sonntag Morgen vom Balkon hinab blicke auf den Startbereich des Marathons. Es ist noch genügend Zeit bis zum Start, so dass man in aller Ruhe die Gebrauchsanweisung zur Anbringung des Einmalchips studieren kann. Das Ding heißt "D" Tag und soll die Form dieses Buchstabens bekommen. Dazu wird das Etikett gefaltet und von der Anleitung abgerissen, an den Falten geknickt, frei nach Mike Krüger mit der Schriftseite nach unten unter die Schnürsenkel eingefügt, das Klebeband entfernt und das Etikett zusammengeklebt. Fest zusammendrücken und ein "D" formen. Die Startnummer muss nach oben zeigen. Ich hoffe, so ist es richtig.  

Bis zum Start hat die Sonne alles getrocknet und so sind die Teilnehmer bester Stimmung. Und natürlich trifft man hier zahlreiche Clubmitglieder, wie unseren Altkanzler, aber auch jüngere Mitglieder, wie Heiko. Sigrid ist die Statistik los und "Porsche" Günter hat sich vom Club verabschiedet. Strahlen deshalb beide um die Wette? Peter schaut da schon skeptischer drein, denn er will ja zukünftig seine Schwester Erika beim Kampf durch den Zahlendschungel unterstützen. Dann treffe ich endlich meine Lauftreffkollegin Regina, die sich zu ihrem heutigen Geburtstag gewünscht hat, dass ich sie unter 5 Stunden ins Ziel ziehe.

Pünktlich um 9:00 Uhr erfolgt der Start für den 10 km Lauf und den Marathon. Der Halbmarathon startet später. Im Innenstadtbereich geht es am Anfang angenehm durch Licht und Schatten. Kein Schnee, kein Eis, keine Handschuhe, keine Mütze. Ach wie ist das angenehm. Ab und zu stehen uns kostümierte Einheimische Spalier.
Adim Adim, auf deutsch "Schritt für Schritt"; wir sehen unterwegs viele mit diesem Shirt. Es ist eine große Laufgruppe aus Istanbul, die durch ihre Teilnahme Spendengelder eintreibt, die dann z.B. für elektrische Rollstühle verwendet werden, wie wir später auf der Abschlussfeier erfahren. 

Verpflegungsstellen gibt es reichlich. Gereicht werden meist kleine Wasserfläschchen. Mal ist der Deckel bereits abgeschraubt, häufig, so wie hier, müssen wir dies aber selbst tun. Nicht ganz so einfach mit dem Fotoapparat in der Hand. Auch Tänzerinnen sorgen dafür, dass der Lauf zur Augenweide wird. Ja hier wird etwas geboten.
Neben Abschnitten wie diesem gibt es aber auch immer wieder eine schöne Aussicht auf das Meer, denn die Strecke verläuft in weiten Teilen entlang der Küste.
Den jungen Damen macht es augenscheinlich Spaß, mir als Genußläufer sowieso. Gleich geht es auf die Strandpromenade bei km 12,5.
Ein sehr schöner Laufabschnitt und trotzdem maulen einige Teilnehmer, die roten Steine wären stumpf. Manche haben eben so ihre besonderen Probleme. 
Bei Dieter läuft es bis jetzt sehr gut. Drei Jahre war er keinen Marathon mehr gelaufen und Regina? Die ist auch noch bester Dinge.
Altkanzler Heinz Helmuth strahlt. Ich glaube, er kann gar nicht anders. Da können sich auch Mike und Franz ein Lächeln nicht verkneifen.
Wir nähern uns so langsam dem Wendepunkt und laufen an äußerst beeindruckenden Hotelanlagen vorbei.
Und natürlich darf Barfußläufer Pumuckel Dietmar nicht fehlen.
Und Gernot vom IGL Reutlingen trifft man auch fast überall, aber es läuft nicht mehr so, wie früher. Die Füße machen Probleme, so wird das Laufen zur Qual. 33 Mal war Gernot in Kandel. Nächsten Sonntag wird er dort nicht laufen. Gernot, hoffentlich bekommst Du diese Probleme wieder in den Griff.

Sigrid kommt mir entgegen. Ist am Wendepunkt bereits durch. Kurz danach erreiche auch ich diesen Punkt bei km 23,5. Kurz hinter mir Dieter und Gerd. Dieses Hotel heißt nicht nur Concorde, es sieht auch ungefähr so aus. Regina ist hier mit ihrem Mann untergebracht und ruft mir zu: "hier steige ich aus". War natürlich nicht ernst gemeint, aber man merkt ihr nun die Strapazen deutlich an. War das Tempo auf der ersten Streckenhälfte zu schnell? Habe ich sie mit 2:15 bei der Halbmarathondistanz überfordert? Ich hoffe nicht, denn viele lange Läufe haben wir gemeinsam unternommen und ich fühle mich noch sehr gut. Regina nimmt einen Gang raus. Das gibt mir Zeit, auf die Plakate rechts und links der Strecke zu blicken. Auch nicht uninteressant.

Und wieder so ein Hotelneubau. Hoffentlich droht ihm nicht das gleiche Schicksal, wie seinem Namensgeber. Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis Gerd an uns vorbeizieht. Er dreht ja oft erst in der zweiten Hälfte auf. Aber Regina beißt tapfer. Ich lasse auch nicht locker, pusche sie immer wieder an, denn versprochen ist versprochen. Wir überqueren ein kleines Flüsschen oder ist es noch ein Bach? Der dann zu einem Wasserfall wird.

Sigrid läuft schon viele Kilometer nicht weit vor uns, aber Regina schafft es nicht, vorbeizuziehen. Aber so kann ich wenigstens ab und zu ein paar Actionfotos von unserem Sturmvogel machen. Bei km 41 muss ich mir über eine passende Ziel-60 Zeit Gedanken machen. Eine 4:46 würde passen, aber dazu müsste ich nun Gas geben. Regina läßt mich ziehen, aber trotzdem eigentlich blöd, kurz vor dem Ziel jetzt an sich selbst zu denken. Aber ich renne los, doch wo ist das Ziel? Es zieht sich und noch ist das Stadion nicht erreicht. Nach Nettozeit verbleiben mir nur noch wenige Sekunden, das kann ich vergessen. So gehe ich auf Brutto 4:49. Da hätte ich auch gleich bei Regina bleiben können. 
Die schafft es dann in offiziell 4:50:17 brutto (4:48:16 netto) und macht sich mit dieser neuen persönlichen Bestzeit ihr schönstes Geburtstagsgeschenk selbst.

Abends geht es wiederum per Shuttlebus zur After Run Party, mit der diese wirklich empfehlenswerte Veranstaltung zu Ende geht.
Das Essen hier ist zwar nichts Besonderes und das Showprogramm etwas langatmig, aber die Bauchtänzerin ist schon eine Augenweide. 
Auch wenn es nicht so aussieht, Sigrid und Heinz Helmuth versuchen sich hier in einer Tanzeinlage.

Was gibt es sonst noch als Ausbeute? Eine Regenjacke und ein kleines Täschchen, das als Kleiderbeutel ausgegeben wurde. Dazu ein ärmelloses Funktiosshirt. Der Lohn für alle Finisher: Eine 145 Gramm schwere und 7,5 cm breite Medaille, die auch Motivgeber für die Klassensieger Preise ist.

Michael Weber