Zum dritten Mal nach 2003 (3:34 Std.) und 2006 (3:52 Std.) machte ich mich auf dem Weg, um am Aabenraa Bergmarathon in Dänemark teilzunehmen. Aabenraa liegt ca. 30 km nördlich von Flensburg an der Ostsee. Der Marathon in der Stadt mit ca. 16.000 Einwohnern präsentiert ein recht interessantes Konzept. Mit Start auf dem Markplatz im Zentrum von Aabenraa wird jeweils in vier fast identisch langen Abschnitten in jede Himmelsrichtung gelaufen. Nach jeweils ca. 10 Kilometern kommt der Marathonteilnehmer wieder über den Marktplatz und wird dort in eine neue Gasse geschickt. Neben dem Marathonlauf gibt es einen Halbmarathon, einen 5 und 10 Kilometer Lauf, sowie noch einen 400 und einen 1500 Meter Lauf. Über die 21,1 km Distanz wird zusätzlich noch ein Staffellauf angeboten. Also eine recht große Veranstaltung, die natürlich auch eine große Anzahl Helfer benötigt. Der Marathonteilnehmer erhält für knapp 40 Euro Startgebühr bei rechtzeitiger Anmeldung zusätzlich ein gutes Laufshirt.
Marathonläuferin Sabine Kühl aus Alveslohe und ich starteten am Veranstaltungstag um 6:30 Uhr Richtung Aabenraa. Kurz nach 8 Uhr erreichten wir den vom Veranstalter empfohlenen Parkplatz am Schwimmbad, welches ca. 1 km vor Startpunkt entfernt liegt. Der ganze Bereich ist zur Zeit eine große Baustelle, da die Stadt Aabenraa dort eine Mehrzweckhalle für Sportveranstaltungen errichten lässt. Am Marktplatz holten wir unsere Startnummern ab, in denen gleich das elektronische Zeitmesssystem integriert war. Auch bekamen wir unsere durch die rechtzeitige Anmeldung, erworbenen Laufshirts. Wir brachten danach die Shirts zum Auto zurück, warteten einen kräftigen Regenschauer ab machten und uns für das Rennen startklar. Kurz vor dem Start trafen wir noch einige uns bekannte deutsche und dänische Läufer.
Um 10 Uhr erfolgte der Start des Marathonfeldes. Wie immer in Dänemark setzte sich das Feld sehr schnell in Bewegung und es war gar nicht so leicht mit den Fotostopps den Anschluss zu halten. Nach knapp 2 Kilometern erschien die erste üble Steigung, danach ging es sehr wellig weiter. Nach einer Schleife mit Blick auf die Ostsee kam man irgendwann wieder auf den identischen Streckenverlauf wie beim Hinlaufen. Nach ca. 10 Kilometern überliefen die Läufer erneut den Markplatz, auf dem einige hundert 10 Kilometer Läufer auf ihren Start warteten. Diese flogen nach wenigen Kilometern auch sehr schnell an einem vorbei und auch dieser zweite Laufabschnitt hatte einige extreme Steigungen zu bieten, an denen selbst viele 10 Kilometerläufer das Laufen zeitweise einstellten. Nachdem zuerst der Wendepunkt für die 10 Kilometer Läufer auftauchte, mussten die Marathonläufer noch ca. einen Kilometer weiter, dann erschien ihr Wendepunkt. So konnte ich erkennen, dass sich auf den 2 Kilometern hinter mir wohl insgesamt noch 15 bis 20 Marathonteilnehmer befanden. Als ich wieder auf die 10 Kilometer Läufer stieß, waren nur noch recht langsame 10 km Teilnehmer auf diesem Streckenabschnitt und das Überholen ging recht flott. Das tat ganz gut, denn auf dem Hinweg waren wohl ein paar Hundert 10 km Läufer an mir vorbeigerannt. Als ich den Markplatz nach dem zweiten Abschnitt erreichte, liefen dort die Aktiven des 10 km Laufes ins Ziel und ich wurde auf den Streckenabschnitt Nr. 3 geleitet. Bis zu diesem Zeitpunkt lief alles optimal bei mir, um eine eingeplante Endzeit für das Hahn/Weber Spiel von 4:55 bis 5:05 Stunden zu erreichen, denn meine Zeit lag bei der Streckenhälfte bei ca. 2:15 Stunden.
Der dritte Streckenabschnitt führte zum weißen Schloss von Aabenraa und dort fehlte anscheinend ein Posten zum richtigen Einweisen. Ich folgte den Markierungen und überquerte irgendwann eine große Straße, die nicht durch Polizei abgesichert wurde, was mir irgendwie schon recht merkwürdig vorkam. Die Pfeile waren aber gut sichtbar und diese führten mich an mehreren Sportanlagen vorbei zu einem Waldstück. Kurz bevor ich dieses Waldstück erreichte, kam ein dänischer Marathonteilnehmer aus dem Wald, der mir erklärte, dass diese ganzen Markierungen nur für den 5 Kilometer Lauf sind. Ein Radfahrer tauchte ebenfalls auf und erklärte uns, dass wir beim Schloss falsch abgebogen waren. Das Schloss lag über 2 Kilometer hinter uns. Der dänische Läufer, dem ich folgen sollte, lief nun aber nicht zum Schloss zurück, sondern kreuzte irgendwie die Stadt und wir kamen an einer durch Polizei gesicherten Kreuzung wieder auf die richtige Laufstrecke zurück. Ich war körperlich schon recht platt und nun auch noch extrem gefrustet, denn diese ganze Aktion hatte vom letzten bis zum nächsten Kilometerschild über eine halbe Stunde Zeit gekostet. Das Vorhaben des Wegspielens einer fehlenden Hahn/Weber legte ich zu den Akten. Dieser dritte Streckenabschnitt führte in ein Waldstück und dort ging es ca. einen Kilometer bergauf (laufen ging bei mir überhaupt nicht mehr), bevor es wieder abwärts ging und die Teilnehmer irgendwann auf den Streckenabschnitt trafen, den sie schon beim Hinlaufen benutzt hatten. Der deutsche Ralph Benz überholte mich zu diesem Zeitpunkt und erzählte, dass er ebenfalls falsch abgebogen sei und sein Garmin Kilometermesser fünf Kilometer zu viel anzeige. Er entfernte sich recht schnell und ab ca. Kilometer 30 war ich völlig alleine.
Bei Kilometer 32 wurde wieder der Markplatz überquert und es begann der vierte Abschnitt. Recht schnell tauchte die schlimmste Steigung der Strecke auf, an der es sogar eine Bergwertung gab. Diese Bergwertung gewann der diesjährige Sieger des Langelner Hügelgräber Marathons (Pfingstsonntag) Bjarne Östergaard in 1:46 Minuten. Bjarne belegte später in 3:09 Stunden den sechsten Platz beim Marathon in Aabenraa. Die Siegerzeit lag übrigens bei sensationellen 2:49:58 Stunden. Ich habe gefühlte 10 Minuten für diese Steigung benötigt und wurde später auch gar nicht mehr in der Bergwertungsliste aufgeführt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer mehr die Befürchtung, dass sich hinter mir gar kein weiterer Teilnehmer mehr befindet. An den Verpflegungsständen wurde mir aber berichtet, dass ein Läufer aus Indien noch ein Stück hinter mir sein soll. Ein ganz fieser Abschnitt folgte noch, denn man schickte das Läuferfeld einen Waldweg ca. 200 Meter runter und unten stand das „nette“ Schild Wendepunkt, also die 200 Meter wieder hoch. Irgendwann tauchte erneut der Abschnitt mit der Bergwertung auf, diesmal ging es nun aber abwärts und das Ziel rückte langsam zum Glück immer näher. Noch einmal eine schmale Gasse bergauf und hundert Meter abwärts, noch eine Linkskurve und plötzlich tauchte vor einem in ca. 100 Meter Entfernung eine große Anzeigentafel hinter dem Ziel auf, auf der ich meinen eigenen Zieleinlauf verfolgen konnte. Geile Aktion! Meine Endzeit 5:24:50 Stunden, damit wanderte meine bisher langsamste Marathonzeit in meine Statistik. Aber womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, es kamen doch tatsächlich noch acht Teilnehmer nach mir ins Ziel, darunter Sabine mit einer Endzeit von 5:50:31 Stunden. Zwei Läuferinnen lagen acht Minuten vor mir und hinter mir kam erst nach 24 Minuten der nächste Teilnehmer ins Ziel. Kein Wunder, dass ich mich auf den letzten 12 Kilometern so einsam gefühlt hatte.
Fazit:
Bei meinem inzwischen 43. Marathonlauf in Dänemark musste ich wirklich extrem kämpfen, um ihn überhaupt in die Statistik zu bringen, doch vorzeitig beenden wollte ich auch meinen insgesamt 450. Wettkampf (Laufen/Triathlon/Duathlon) nicht. Platz 161 von 169 Marathonläufern im Ziel. Ansonsten ist der Aabenraa Marathon eine tolle Veranstaltung mit einer sehr anspruchsvollen Strecke, von der so untrainierte Schwergewichte wie der Quentsch aber eigentlich lieber Abstand nehmen sollten. Leider hat der Posten am Schloss gefehlt, ansonsten wäre es spannend geworden, ob ich auf dieser schweren Strecke die eingeplante Hahn/Weber Zeit bei meinen Marathon/Ultra Nr. 235 hätte tilgen können. Etwas enttäuschend war, dass es nur auf dem letzten Streckenabschnitt etwas Cola an den Getränkeständen gab und das war Coca-Cola Zero. Nach dem Lauf stand den Läufern zum Duschen bzw. Schwimmen die städtische Schwimmhalle nach dem Vorzeigen der Startnummer kostenlos zur Verfügung.
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AF (Quentsch) Nr. 235