Wolfgang Schwabe hatte Gerd-Rudi Papcke vom Pisa Marathon vorgeschwärmt, doch Gerd-Rudi stieß bei mir zunächst auf taube Ohren, als er mich fragte, ob wir nicht zusammen in Pisa laufen könnten. Während meiner Kurzreise zum Florenz Marathon 1995 hatte ich auch einen Ausflug nach Pisa unternommen, um auch mal den Schiefen Turm zu betrachten. Deshalb war ich zunächst nicht unbedingt daran interessiert, Pisa nochmals zu bereisen, um dort den Marathon zu laufen. Doch dank Billigflieger und preisgünstiger Unterkunft in unmittelbarer Zielnähe willigte ich schließlich ein und buchte Flug und Hotelübernachtung. Eine Onlineanmeldung zum Marathonlauf gibt es in Pisa seltsamer Weise noch nicht, jedoch konnte man das Meldeformular downloaden, um es dann ausgefüllt per Post an den Veranstalter zu schicken. Die wirklich preisgünstigen Startgebühren von nur 20 Euro bei frühzeitiger Anmeldung habe ich überwiesen, da mittlerweile eine Überweisung im Euroland preiswert ist.
Am Samstag, den 12.05. ging unsere Kurzreise los. Am frühen Nachmittag hob der Flieger zu dem nur 50 Minuten dauernden Flug ab. In der Abflughalle in Stuttgart trafen wir Wolfgang Schwabe, der auch in diesem Jahr wieder in Pisa lief, und Franz, einen Läufer aus München. Dieser hatte einen geschwollenen Fuß und war sehr skeptisch, überhaupt laufen zu können. Da aber die Reise bereits bezahlt war, flog er auf alle Fälle mal hin.

Kurz vor der Landung dreht die Maschine auf das Meer hinaus und schwenkt dann zum Anflug auf Pisa ein. Wir überfliegen die Küste. Das ist Livorno, klärt mich Wolfgang Schwabe auf. Nicht uninteressant, denn am 11. November gibt es dort einen Marathonlauf. Den habe ich für dieses Jahr nicht eingeplant, aber gut zu wissen, denn man kommt mit dem Zug von Pisa aus in nur 15 Minuten dort hin.
Der Flughafen von Pisa liegt nur 1,5 km vom Bahnhof entfernt und so entscheide ich mich, mit Gerd-Rudi Papcke nicht per Bus, sondern zu Fuß ins Zentrum und von dort aus zum Domplatz zu gehen, in dessen unmittelbarer Nähe unser Hotel liegt. So bekommen wir schon von Beginn an ein kleines Sightseeing.

Auf dem Weg zum Domplatz kommen wir am Piazza del Cavalieri vorbei. Dort und in den Gässchen drumrum sind zahlreiche Flohmarktstände aufgebaut. Schon wenig später sind wir am Domplatz und am Wahrzeichen Pisas, dem Schiefen Turm. Nur rund 100 Meter weiter erreichen wir unser Grand Hotel Duomo. Wenig später müssen wir aber schon wieder aufbrechen zur Marathonmesse, um unsere Startunterlagen abzuholen. Dazu gehen wir in Richtung dem Fluss Arno und folgen diesem in linker Richtung. Unterwegs begegnet uns ein Läufer aus Österreich, der uns die letzten Meter zur Piazza Guerrazzi zeigt. Dort in der ehemaligen Bahnstation Leopolda befindet sich die Marathonmesse.

Bei der Startnummernausgabe gab man uns zu verstehen, wir hätten die Startgebühr noch nicht bezahlt. Zum Glück hatte ich aber eine Kopie der Überweisung dabei und so wollte ein Mitarbeiter den Fall kurz prüfen. Man merkte, dass er nicht weiter kam. Schließlich musste ich ihm meine Telefonnummer geben, damit er mich anrufen könne, falls kein Geldeingang festgestellt werde. Ein Anruf blieb aus, den schließlich hatte ich ja für uns beide die Startgebühr überwiesen. Zur Startnummer gab es im Startgeld inbegriffen auch ein T-Shirt. Diesmal was ganz anderes, denn das pinkfarbene Shirt ist ein Stretchshirt und liegt an, wie eine zweite Haut. Der Beginn der Pastaparty verzögerte sich ein wenig, so genau nehmen es die Italiener nicht mit der Zeit. Dafür konnte man am Stand eines Olivenöl Herstellers aber in Öl getunktes Brot quasi als Vorspeise probieren.

Neben lecker schmeckenden Nudeln gab es noch etwas Wurst, Käse und Rotwein. Diesen zwar nur spärlich gefüllt in kleinen Bechern, aber man konnte ja jederzeit Nachschub holen. Auch das alles im Startgeld inbegriffen. Gerd-Rudi Papcke schmeckt es und untermalt wurde die Pastaparty durch recht gute Musik eines Chors.

Am Marathonmorgen fuhren um 6:45 Uhr Busse vom Fußballstadion 200 Meter neben dem Domplatz ab. Als wir kurz vor 6:30 Uhr dort sind, stehen auch schon Busse da, aber man lässt uns Läufer nicht einsteigen. Als ein Einheimischer meine Verunsicherung bemerkt, klärt er uns auf. Es sind die Busse der Fußballmannschaft, die in Kürze zu ihrem Auswärtsspiel nach Venedig aufbricht. Wenig später kommen dann tatsächlich die Busse für die Läufer. Auf halber Strecke dürfen die Halbmarathonis aussteigen, wir fahren weiter bis Pontedera, dem Startort des Marathons. Es ist schon warm und der wolkenlose Himmel signalisiert, dass man mit seinen Kräften haushalten sollte.  

Am Start treffen wir auch Ehrenmitglied Horst Preisler und freuen uns gemeinsam auf einen tollen Lauf auf interessanter Strecke. Die ersten 10 km sind gut zu laufen, denn häufig spenden Bäume Schatten und so ist es noch recht angenehm. Unterwegs laufen wir durch mehrere Ortschaften. Die wenigen Zuschauer machen aber dennoch Stimmung und lassen auch mal Konfettiregen auf uns hinunter. Es wird wärmer aber die Landschaft entschädigt für die Anstrengungen. Bei Vicopisano genießen wir einen herrlichen Blick auf die Burg und kommen wenig später an der Kirche vorbei. Nach Fornacette erreichen wir bei etwa km 15 Cascina.

Nach passieren der Halbmarathonmarke sehen wir kurz vor km 25 von Caprona aus die Burgruine Verruca. Es folgt auf ca. zwei Kilometer eine langgezogene Steigung, bis wir die Certosa di Calci, eine Kartause der Mönche, erreichen. Es ist jetzt ganz schön warm geworden und während die einen eine Gehpause einlegen, kühle ich mich regelmäßig ab. Die kleinen Wasserfläschchen, die alle 2,5 km gereicht werden, sind dafür ideal. Gerd-Rudi Papcke hatte sich schon bei km 25 von mir abgesetzt. Ich wiederum kann bei ca. km 35 zu Wolfgang Schwabe aufschließen, der hier sogar in den Genuß einer Privatverpflegung kommt. Das Aquadukt hat uns rechter Hand schon einige Kilometer begleitet. Jetzt laufen wir unten durch und sind bereits in Pisa und auch gar nicht mehr weit vom Ziel entfernt. Aber wir müssen noch einen Umweg laufen und dabei zweimal den Arno überqueren.
Dabei kommen wir auch an der Ciesa Santa Maria della Spina vorbei. Jetzt sind es nur noch zwei Kilometer und die führen durch die Gassen der Altstadt, vorbei an Restaurants in Richtung Domplatz. Nach einem sehr schönen Marathon ist das Ziel am Schiefen Turm erreicht. Jeder Finisher erhält die verdiente Medaille umgehängt, übrigens beidseitig geprägt. Sie gehört zu den schönsten in meiner umfangreichen Sammlung.

Nachdem wir uns im Hotel geduscht hatten, machten wir noch einen kleinen Abstecher in den kleinen botanischen Garten unweit unseres Hotels. Den Abend ließen wir mit einigen Gläschen Rotwein gemütlich ausklingen. Auch Franz aus München, den wir schon beim Abflug getroffen hatten, war dabei. Er war froh. Sein Fuß hatte trotz Schwellung den Marathon sehr gut überstanden.

Viele Grüße
 worldrunner
 Michael Weber