Am 11. Juni des vergangenen Jahres fand im Rahmen des Heidenheimer Stadtlaufs einmalig ein Marathonlauf statt, anlässlich der Landesgartenschau, durch die auch die Strecke hindurchführte.
Die erste Streckenhälfte streifte damals auch das Eselsburger Tal und ein Läufer erzählte mir während des Laufs von bizarren Felsformationen, die dort anzutreffen sind. Leider sahen wir nicht viel davon bei jenem Marathon. Meine spätere Internet-Recherche bestätigte aber diese Erzählungen und zufällig fand ich auch einen Eselsburger-Tal-Lauf, jedoch, wie normaler Weise Heidenheim, auch "nur" ein Halbmarathon. Doch 2007 feiert der TSV Herbrechtingen sein 100 jähriges Jubiläum und trug zu meiner Freude im Rahmen des Eselsburger-Tal-Laufs einen Jubiläumsmarathon aus.     
Die Online-Anmeldungen waren lange Zeit sehr bescheiden, doch in den letzten Tagen vor dem Meldeschluß am 2.07. steigerte sich die Meldezahl auf insgesamt 81 Marathonteilnehmer.
So konnte es also losgehen und ich nahm am frühen Sonntag Morgen Gerd-Rudi Papcke mit dem Auto mit. Bis Heidenheim lief es problemlos, doch fand ich keinen Wegweiser in das nahe gelegende Herbrechtingen. Nach einigen Kilometern Irrfahrt fuhr ich so ungefähr die ersten Kilometer der letztjährgen Heidenheimer Strecke ab und kam auf diese Weise nach Herbrechtingen.     

Schon auf dem Parkplatz vor der Sporthalle treffen wir Karlheinz Kobus, Jürgen Teichert und Klaus Neumann. Kurz danach trifft auch Klaus-Peter Ulmschneider ein. Auf dem Parkplatz steht auch ein Auto mit interessantem Nummernschild. Gehört der Wagen etwa einem 100 MC Mitglied? Problemlos die Startnummernausgabe. Man bekam zur Startnummer einen Transponder für's Handgelenk und ein T-Shirt. Im Gegensatz zum Halbmarathon, der über zwei Runden ging, verlief der Marathon auf einer grossen Runde. Es gab auch einige offizielle Radbegleiter, die immer wieder zwischen den Läufern pendelten, sich nach deren Wohlbefinden erkundigten und auch ein wenig anfeuerten.

Lockere Stimmung kurz vor dem Start, der der Jahreszeit angemessen, bereits um 8:00 Uhr erfolgte. Kurz nach dem Start an der Brenzbrücke treffe ich auch Elke Streicher und Jochen Höschele. Wenig später sind wir schon im bekannten Landschaftsschutzgebiet Eselsburger Tal und laufen vorbei an den "Steinernen Jungfrauen". Wir sind noch keine drei Kilometer gelaufen, da ich sehe Gerd Rudi Papcke schon gehen. "Es läuft nicht" ruft er mir zu. Mal seh'n, ob er sich schnell erholt und mich dann, wie so oft, bald wieder ein- und überholt. Es geht durch Eselsburg und nach einem leichten Anstieg nach rechts, wo uns am Waldrand die erste der zahlreichen Verpflegungsstellen erwartet.

Nach einer der wenigen Straßenüberquerungen erreichen wir bei km 7 den alten Trimm-Dich Pfad, der hier liebevoll als "Ho Shi Min Pfad" bezeichnet wird. Na ja, verzeihen wir mal die kleinen Schreibfehler. Auf einem Kilometer erklimmen wir kurz und knackig mit etwa 50 Höhenmetern die Albhochfläche. Mit Startnummer 615 Olaf Schmalfuß, für den der Starter Sonderverpflegungen angekündigt hatte. Auf einer Strecke von rund zwei Kilometern verlassen wir den kühlen Wald und laufen über die typische Alblandschaft mit Wiesen und Wachholderheiden, bevor wir in ein großes zusammenhängendes Waldgebiet gelangen.

Tatsächlich findet man an einigen Verpflegungsstationen die vorher angekündigte Spezialverpflegung. Viel geholfen hat sie aber scheinbar nicht, denn Olaf Schmalfuß kam als letzter ins Ziel. Zwischen Anhausen, Gerstetten, Kupfendorf und dem Heidenheimer Hochberg liegt ein völlig einsames Waldgebiet mit mehr als 100 Quadratkilometern Fläche, welches von keiner einzigen Straße durchzogen wird. Nachdem wir über eine kuze knackige Steigung den Wangenhof erreicht haben, steigt die Strecke auf den folgenden 12 Kilometern kontinuierlich im Wald überwiegend sehr moderat und gut zu laufen bis Kupfendorf an. Ca. 70% der zu bewältigenden rund 450 Höhenmeter befinden sich auf dieser ersten Streckenhälfte.

Nach Kupfendorf laufen wir dann über eine leicht kuppierte Hochebene mit phantastischen Ausblicken etwa zwei Kilometer über freies Gelände zum Heidenheimer Hochberg. Nur wenig später ist bei der Halbmarathonmarke der höchste Punkt der Strecke auf 647 Metern erreicht. Es geht wieder in den Wald und einige Kilometer bergab. Wir laufen durch das Ugental und kommen nach kurzem Anstieg zu einem Staudamm, doch Wasser sieht man hier nicht.  Ein Hinweisschild warnt vor Greifvogelattacken, doch für uns Läufer ist der Waldweg nicht gesperrt. Nach der folgenden Verpflegungsstation im Ugental führt ein letzter größerer Anstieg zum bekannten Wanderparkplatz Ugenhof. Auf einer Länge von einem Kilometer erklimmen wir etwa 75 Höhenmeter und haben bei km 30 die relevanten Steigungen hinter uns. Kurz vor der verdienten Verpflegungsstation sehe ich zum wiederholten Mal eine junge Dame, die ganz offensichtlich auf einen bestimmten Läufer wartet.  

Sodann geht es im Wald etwas kuppiert weiter und schließlich leicht bergab nach Anhausen und hinunter ins Brenztal. Nach einer kleinen Brücke über die Brenz und einer Verpflegungsstation sind wir wieder zurück im Eselsburger Tal. Wir sind schon bei km 37 und sehen vor uns den Felsen, der seinerzeit als einziger beim Marathon in Heidenheim zu sehen war. Am Felsen laufen wir nach rechts weiter auf dem gleichen Weg wie beim Heidenheim Marathon im letzen Jahr, nur jetzt in Gegenrichtung. Der Weg geht weiter durch das Brenztal und links und rechts der Brenz sieht man unterwegs einige interessante Felsen.

Dann ist es geschafft. Über den Rasen biegen wir auf eine 3/4tel Runde im Stadion ein und erreichen, bereichert um einen sehr schönen Landschaftslauf, das Ziel. Dort gibt es für alle die verdiente Medaille. Durch die vielen Waldpassagen war es, trotz wärmstem Tag der Woche, nie zu heiß und so überwiegt die gute Laune.  Auch bei Gerd Rudi Papcke, der zunächst zu erklären versucht, warum es bei ihm heute einfach nicht gelaufen ist. Die Beine wollten nicht und nach zwei Stunden musste er bei km 15 die Segel streichen. Aber auch er kann schon wieder lachen. Beim nächsten Marathon klappt es bestimmt besser.

Vielen Dank an die hervorragende Organisation dieses Jubiläumsmarathons. Vielen Dank auch für die ausführliche Streckenbeschreibung im Internet, der ich mich in großen Teilen bedient habe.


Viele Grüße    worldrunner
   Michael Weber