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Als Alternative zum Marathon in Erbil, wohin uns die Anreise im Anschluss an unseren Kaukasus-Trip zu unsicher erschien, wählten wir die Marathons in Beirut und Kuwait. 
Zum Libanon fielen mir im Vorwege eigentlich nur der Bürgerkrieg in den 80er-Jahren ein und dass sich dort viele Flüchtlinge aus Syrien aufhalten sollen. Bei der Reisevorbereitung las ich dann vom „Paris des Nahen Ostens“ und dass man wg. israelischer Militärinterventionen keinen israelischen Stempel im Reisepass haben darf.
Nach der Anreise mit Pegasus-Airlines über den Flughafen im Ostteil Istanbuls, wo bei der Ankunft  eine Sicherheitskontrolle stattfindet, erfolgte bei der Einreise in den Libanon tatsächlich eine sehr genaue Kontrolle aller Stempel in unseren Reisepässen. Die Grenzbeamten haben sogar kleine Lupen, um auch verwischte oder undeutliche Stempel entziffern zu können. Bei der Ausreise wurde das übrigens wiederholt und wir mussten eine komplette asiatische Reisegruppe passieren lassen, weil der Grenzbeamte unser Visum aus Benin noch nicht kannte, wie er uns auf Nachfrage mitteilte. Nachdem wir endlich die Ankunftshalle erreicht hatten, wartete bereits eine große Gruppe von Abholern. Da es keinen strukturierten öffentlichen Nahverkehr und überhaupt keinen Schienenverkehr in Beirut gibt, konnten wir diesmal nicht wie sonst üblich den Flughafenbus nehmen, sondern waren auf die Taxis angewiesen. Im Netz hatte ich eine Preisempfehlung gelesen; diese wurde vom ersten Taxifahrer gleich um 150% überboten. Also weitergehen und den nächsten suchen. Auf einmal waren wir auf dem Weg zum Parkhaus, worauf uns ein anderer Reisender hinwies. Zu den Taxis müssten wir wieder zurückgehen und wohin wir denn müssten, fragte Talal anschließend. Als wir unser Hotel nannten, googlete er die Adresse, sagte, dass es auf seinem Heimweg läge und schon saßen wir in seinem Auto.  „Welcome to Lebanon“. Auf der Fahrt dorthin machte er noch eine kleine Stadtrundfahrt im Dunkeln vorbei am Parlamentsgebäude, an der größten Moschee, den Passagen der Altstadt und entlang der Corniche, die kilometerlange Promenade an der Beiruter Bucht. Außerdem empfahl er uns einige Orte in der näheren Umgebung, die wir uns unbedingt anschauen sollten. Beim Abschied waren wir dankbar und vereinbarten, dass wir am Sonntag beim Marathon die Augen offenhalten würden, da Talal mit seiner Familie am Fun Run teilnehmen wollte. Wir hatten also bereits eine sehr positive Erfahrung mit der libanesischen Gastfreundschaft als wir im Hotel ankamen. Hier ging es gleich weiter, denn der junge Portier gab uns ein Upgrade, weil kein Zimmer mit Doppelbett mehr verfügbar war, und wir bekamen eine Junior-Suite. Prima, so konnten wir unsere Pizza im Wohnzimmer essen und nicht wie üblich auf dem Bett. Denn wir waren hungrig und außerdem brauchten wir ja noch etwas zu trinken. Der Samstag begann mit einem Besuch im archäologischen Museum, denn dank einer amerikanischen Lauffreundin sind wir als internationale Marathonsammler auf die VIP-Starterliste gekommen. Und die beinhaltete neben einem besonderen Startbereich und Betreuung vor und nach dem Lauf, auch den Museumsbesuch. Abends hatte sich die internationale Läufergruppe (17köpfig) zur gemeinsamen Startnummernabholung auf der Marathonmesse und anschließender Pastaparty verabredet. Genau zum richtigen Zeitpunkt, denn prompt ging ein heftiger Regen herunter! Am nächsten Morgen nahmen wir ein Taxi zum Start und als wir dem Fahrer von unser läuferischen „Erfahrung“ (sprich der Anzahl unserer Läufe) berichteten, war er beschämt, dass er uns 3 Dollar für die Fahrt abgenommen hatte. Die Zeit bis zum Start verbrachten wir anfangs im VIP-Zelt, in dem sich auch diverse internationale Militärs aufhielten, da in Beirut die diesjährige Militärweltmeisterschaft im Marathonlauf ausgerichtet wurde. Bei der Kleiderbeutelabgabe trafen wir zu aller Überraschung Clubmitglied Fritz Rietkötter aus Wildeshausen. Als VIPs durften wir dann gleich nach den Spitzenläufern starten. Die Marathonstrecke führte zuerst an der Promenade fast bis zu unserem Hotel und dann Richtung Nordosten. Sie war abwechslungsreich, die Verpflegungsposten aufmerksam und gut ausgestattet (bis zum Ende Gatorade) und durch die später startenden Halbmarathonis auch genug Läufer auf der Strecke. Auf den 3 Begegnungsteilstücken gab es immer wieder ein Hallo mit den Internationals. Das Wetter spielte ebenfalls mit und so war das Ziel schnell erreicht, wo ich auf Doris wartete, um gemeinsam in das VIP-Zelt direkt neben der Ziellinie zu gehen und den letzten Läufern zuzujubeln. Die nächsten Tage machten wir noch einen Stadtrundgang (u.a. zum 1975 im Bürgerkrieg zerschossenen Holiday Inn direkt an der Promenade), eine Ausfahrt zu den empfohlenen Sightseeing-Zielen (die Kreuzfahrerburg in Bylbos, Marienstatue im nördlichen Beirut) und lernten eine weitere Bedeutung von „Welcome to Lebanon“ kennen. Als wir Angler an der Promenade beobachteten, bemerkte ich einen Wasserzufluss zur Bucht direkt neben den Anglern. Auf meine Frage, ob es sich um einen Fluss oder Abwasser handele, war die Antwort: „Abwasser.“ Als ich fragend auf die Angler schaute, lächelte mich mein Gesprächspartner an und sagte eben dieses „Welcome to Lebanon“. Am nächsten Tag ging es zum Flughafen nach Kuwait. Wir trafen unsere amerikanische Lauffreundin mit ihrem Ehemann wieder und sie berichtete, dass sie gestern abend noch schnell ihre zwei Flaschen Wein im Hotel verkauft hatte, da die Kuwaitis in Sachen Alkohol keinen Spaß verstehen. Bis wir den Zollbereich am Flughafen in Kuwait verlassen hatten, hatte ich wg. unserer After-Run-Dose alkoholfreies Bier ein etwas mulmiges Gefühl, denn ich konnte nicht wissen, dass in Kuwait alkoholfreies nicht nur bekannt, sondern sogar im Supermarkt gut sortiert verkauft wird. Kurz vor der Landung in Kuwait bemerkte ich (wieder einmal) dieses sehr gleichmäßige Motorengeräusch, was auf Warteschleifen über dem Flughafen schließen ließ. Der Pilot sprach von einem starken Gewitter und ich fragte mich, wo man denn in dieser Region einen Ausweichflughafen findet (Saudi Arabien (keine Einreise für Ausländer ohne geschäftliche Einladung), Syrien, Irak und Iran fallen wohl aus. Die nächsten wären also Bahrain und Katar – na, herzlichen Glückwunsch!). Zum Glück durfte unsere Maschine landen, vielleicht weil sie von Kuwait Air war. Ein anderer Deutscher, der mit Turkish Airlines aus Istanbul kam, musste nach 3 Stunden Wartezeit auf einem saudischen Flughafen, wieder zurück nach Istanbul fliegen und kam dann einen Tag später. Wir fuhren im Regen in unser Hotel und machten uns auf, die Startnummern abzuholen. Dabei sahen wir überschwemmte Straßen und waren uns nicht sicher, ob unter diesen Umständen der Marathon in drei Tagen tatsächlich stattfinden würde. Auf dem Rückweg kauften wir die obligatorische 2-Liter-Cola-Flasche und nebenan war eine bangladeschische Kantine, in der es sehr scharfes Essen (Reis mit Gemüse – unsere Mägen erinnerten sich sofort an die Reise mit Hiren Kurani nach Mumbai und Dehli!) und WWF-Catchen im TV aus den 80er-Jahren gab. Die Kantine und das Essen gefiel uns so gut, dass wir jeden Abend dorthin gingen. Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass die beiden Deutschen nicht rechtzeitig zur Startnummernausgabe ankommen würden, so dass wir mit ihren Barcodes (versendet per email und whatsapp) nochmals zur Marathonmesse gingen, um deren Startnummern und T-Shirts abzuholen. Die gaben wir in ihrem Hotel ab, das glücklicherweise von unserem fußläufig zu erreichen war. Das Wetter hatte sich wieder beruhigt, so dass die Straßen, Fusswege, freien Bauplätze und Straßenbaustellen wieder ohne Gummistiefel begehbar waren. Wir starteten also die Besichtigung der Souks (was in Kuwait eher Einkaufszentrum bedeutet, der Kuwait Towers (deren Aussichtsplattform wir am zweiten Tag sogar kostengünstig besuchen konnten) und vorbei an einigen, nachts tw. beleuchteten Wolkenkratzern. Samstag morgen holten wir die 3 Internationals vom Hotel ab und gingen gemeinsam zum Start. Eine offizielle Kleiderabgabe gab es nicht, so dass wir nur unsere Laufsachen trugen. Wir hatten keine Lust, unsere Beutel in einem Einkaufszentrum herrenlos abzulegen, von dem aus einige 1000 Läufer starten sollten. Da alle Strecken (5-, 10-, 21- und 42-km) gleichzeitig starteten, war das Chaos vor den 2 Toilettenräumen des Einkaufszentrum vorprogrammiert. Bei diesen beiden Punkten besteht Optimierungspotential für den Veranstalter. Als wir endlich auf der Brücke an der Startlinie (Danke Dieter!) direkt hinter den schnellen Läufern standen, mussten wir noch eine ¾-Stunde Verzögerung ertragen, bevor die Polizei die Streckenfreigabe erteilte. Hier wären mehr Informationen hilfreich gewesen, statt Discomusik und B-Promis, die sich vor dem Läuferfeld aufstellen und Selfies machen. Da laut Veranstalter, die Straßen aber nur 4,5 Stunden (ab der geplanten Startzeit) autofrei sein sollten, hatten wir ein ungutes Gefühl, wie sich das wohl entwickeln würde. Als der Startschuss schließlich fällt, beginnt sofort ein wildes Überholen der hinter uns aufgereihten „Kurzstreckenläufer“. Wir waren froh als sich das Läuferfeld nach der ersten Kurve entzerrte, obwohl dann bereits die ersten erschöpften(!) Kurzstreckenläufer zum Hindernis wurden, weil sie sich gehend oder stehend ausruhen mussten. Verrückte Läuferwelt. Nach zwei Kilometern liefen wir durch die echten Souks, vorbei an zig Läden. Zum Glück war es trocken, denn sonst hätte es auf den Fliesen rutschig werden können. Raus aus den Souks bogen auch schon die 5-km-Läufer ab gen Ziel. Wir liefen an der großen Moschee vorbei in Richtung Norden, wo uns bald die 10-km-Läufer verlassen sollten. Nun waren wir allein mit den Halbmarathonis, doch auch unser Wendepunkt kam und auch wir liefen zum ersten Mal Richtung Ziel. Irgendwann kamen noch die Fun Runner auf die Strecke, die teilweise in Gruppen walkten, so dass wir aufmerksam bleiben mussten. Vorbei am Ziel kamen wir auf eine 3,5 km lange Wendepunktstrecke zu den Kuwait Towers, die wir 4-mal laufen durften. Auf dem Rückweg hatten wir tw. Gegenwind. Anfangs war es noch bedeckt, später kam die Sonne raus und die Temperaturen kletterten auf über 25° C. Bis zu dritten Stunde gab es noch Gatorade, danach nur noch Wasser. Durch die Erfahrung vom Bethlehem-Marathon waren wir vorbereitet und füllten die Flaschen mit unserem Cola-Sirup auf – geschmacklich und energetisch eine willkommene Abwechslung. Zum Ende unserer jeweiligen Läufe konnten wir noch einige Mitläufer, die ab Halbmarathon „aufgedreht“ hatten, wieder kassieren. (Abgerechnet wird zum Schluss – wie immer!) Zum Ziel konnte man sich noch mal verlaufen, weil von der Startlinie bis zum Einschwenken auf die Zielgerade mit rotem Teppich, leider nur noch Passanten und Fotografen standen, aber keine Streckenposten. Genau auf der ersten (von zwei Zeitmessmatten) auf der Ziellinie stand die Dame mit den Medaillen. Als ich an ihr vorbeilief, um auch die zweite Matte zu überqueren, musste ich wieder zurückgehen, damit ich meine Medaille bekam. Dafür gab es allerdings eine mehrstufige Tribüne im Zielbereich, die ebenfalls mit Teppich ausgelegt war, so dass man (nach Versorgung mit Wasser, Gatorade und Studentenfutter) dort gut sitzen und liegen konnte, um auf die weiteren Finisher zu warten. Die Polizei (tw. mit Dodge Charger als Einsatzfahrzeug) hielt die Straße übrigens bis zum Ende verkehrsfrei. Als Doris im Ziel war, gings zurück ins Hotel, kurz relaxen, Koffer packen, Taxi bestellen und dann noch mal in die Kantine unseres Vertrauens, bevor wir nachts zum Flughafen fuhren. Dort trafen sich dann wieder die Läufer, die in alle Himmelsrichtungen nach Hause oder weiter in den Urlaub flogen. Unsere Maschine nach Istanbul stand noch 2,5 Stunden unbewegt (aber mit Klimaanlage) am Gate. Wir waren allerdings so müde, dass wir sofort schliefen und uns vorerst keine Sorgen machten. Durch den eigentlichen 4-stündigen Aufenthalt in Istanbul schafften wir noch unseren Weiterflug nach Hamburg und waren pünktlich Sonntag mittag wieder zu Hause. Ereignisreiche 9 Tage lagen hinter uns. 4 Medaillen mehr an der Wand und die Länder 74 und 75 auf der Weltkarte abgehakt.
Doris und Mario