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Nachdem wir bereits im Sommer 2015 in Litauen mit Giuseppe Raguso Pläne geschmiedet hatten, am Marathon in Palästina teilzunehmen, passte in diesem Jahr endlich der Termin. Unser dänischer Lauffreund Klaus wollte auch mit, so dass er bereits am Dienstag abend zu uns nach Hause kam, weil wir gemeinsam nach Berlin-Schönefeld fahren wollten, um von dort mit EL AL direkt nach Tel Aviv zu fliegen. Da lag ich aber schon im Bett, weil am Flughafen ein Interview durch israelische Sicherheitskräfte durchgeführt wird. Deshalb muss man lt. EL AL-Homepage 4 Stunden vor Abflug (11 :00 Uhr) am Check In sein. D.h. also um ½ 2 aufstehen, um ½  3 losfahren, um 6:15 in Berlin auf dem Parkplatz und um 6:45 am Flughafen. Dort waren wir die ersten, denn in Berlin kommen die Interviewer erst 3 Stunden vorher. Egal, besser zu früh als zu spät. Wie wir schnell feststellen mussten, denn Klaus als alleinreisenden Mann ohne Aufgabegepäck wurde speziell kontrolliert, so dass sein Handgepäck auch von den Israelis (zusätzlich zu den 2 deutschen Kontrollen) durchleuchtet wurde. Nun konnte es endlich losgehen. Der Flug verlief unspektakulär. Am Flughafen in Tel Aviv gab es eine Neuerung ggü. 2014, als wir dort zum Jerusalem-Marathon waren: man kann jetzt mit einem Linienbus für umgerechnet 4 Euro nach Jerusalem fahren statt wie früher mit dem Sammeltaxi zum 4-fachen Preis. Vom Jerusalemer Busbahnhof weiter mit der Straßenbahn zum arabischen Busbahnhof zwecks Weiterfahrt nach Bethlehem. Da es inzwischen dunkel war, fuhren keine Busse mehr über die Kontrollstelle nach Bethlehem, sondern nur bis zum Checkpoint diesseits der Mauer. Dort waren 2 Eisengitterdrehtüren (mit einem Koffer muss man da schon zirkeln) zu durchqueren, um auf der anderen Seite von einer Horde Taxifahrer begrüßt zu werden. Das gesparte Busgeld vom Flughafen wurde nun also in ein Taxi für die letzten 3 km zum Hotel investiert. Im Hotel angekommen, versuchte der Portier mehrere Tricks, um mehr Geld von uns abzugreifen, als der in der Reservierung bestätigte Preis (1. Schlechterer Wechselkurs, 2. 17% Steuern.) Am Ende haben wir aus einem Geldautomaten US-$ gezogen und genau den Preis bezahlt, der auf der Buchungsbestätigung stand. Der Portier hatte das Spiel VERLOREN. Kurz was essen und dann ab in die Falle. Am nächsten Morgen weckt uns (wieder mal) der Muezzin, was aber vorteilhaft war. Denn meine Ziele neben dem Marathon, waren nochmals 1. in die Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem zu gehen, allerdings ohne stundenlanges Anstehen, um am Ende doch nichts zu sehen und 2. den Kreuzgang in Jerusalem abzulaufen. Klaus wollte nach Yad Vashem. Durch das frühe Aufstehen und nur 5 Minuten Fußweg zur Geburtskirche waren wir also bereits um ½ 8 vor Ort. Da der Zugang zur Geburtsgrotte noch abgesperrt war, sind wir gleich nach links zum damaligen Ausgang gegangen und konnten nach kurzer Wartezeit hinter einem älteren Herren dort eintreten. Wie sich herausstellte war er der Küster, der einen Gottesdienst vorbereitete. Wir machten also unsere Fotos vom Geburtsstern und dann fragten einige streng blickende Häscher, ob wir auch den Gottesdienst feiern wollten, sonst müssten wir jetzt gehen. Wir wollten FEIERN. Der Pfarrer trat ein und wir feierten mit 10-12 anderen einen katholische Messe mit Abendmahl auf italienisch. Perfekt - da waren wir also genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Beim Verlassen der Geburtsgrotte wartete oben bereits ein afrikanischer Pfarrer auf seine Messe. Den konnten wir dann durchs Schlüsselloch einer dicken Eisentür sehen, die wir bereits 2014 sehnsüchtig als schnelleren Einlassort zur Grotte identifiziert hatten. Nun gings zurück zum Hotel, Klaus abholen, Frühstücken und dann zur Startnummernabholung. Zum Frühstück landeten wir in einem Café, in dem das Papamobil ausgestellt war, das der Papst bei seinem Besuch in Bethlehem genutzt hatte – dort gab es einen perfekten Ausblick auf Bethlehem Downtown. Die Startnummern gab‘s in der Tourismuszentrale, wo am Freitag auch der Start sein sollte. Der Marathon wurde in diesem Jahr übrigens von der EU unterstützt. Jetzt fuhren wir nach Jerusalem und besichtigten die Gedenkstätte Yad Vashem – und kamen unserem neuen Außenminister ein paar Tage zuvor. Auf dem Rückweg zur arabischen Bushaltestelle am Nordausgang der Altstadt, absolvierten wir must-have-No 3, den Kreuzgang. Da wir ihn ja bereits kannten, gingen wir die 14 Stationen diesmal deutlich effizienter ab und ließen uns von keinen arabischen Schulkindern, aramäischen Souvenirverkäufern oder asiatischen Gläubigengruppen stoppen. Nur die Schlange vor der Grabkammer bzw. die geschlossene Kreuzigungskapelle in der Kreuzigungskirche führten zu kleinen, aber unbedeutenden Abstrichen. Als wir abends zur Pastaparty in Bethlehem wollten, sahen wir, dass ein Müllwagen sich unter dem Start-/Zielbanner festgefahren hatte und dieser Banner nun angehoben wurde, damit er sich befreien konnte. Nudelbüffet und Salat auf der Pastaparty waren ok und der Preis akzeptabel. Da wir nachmittags auf der Rückfahrt von Jerusalem erfahren hatten, dass die Sommerzeitumstellung in Israel heute Nacht stattfindet, checkten wir noch mal bei der Orga, ob die Uhren hier auch umgestellt würden. Nein, hieß es. Am nächsten Morgen zeigten leider die Handys eine andere Uhrzeit an, als unsere Uhren. Auf Nummer sicher gehen, Laufklamotten anziehen, frühstücken, denn auf der Straße gingen bereits einige Läufer Richtung Start. Auf der Straße fragten wir einen Polizisten und der bestätigte, dass unsere Uhren die korrekte Zeit anzeigten. Allerdings waren schon einige hundert Läufer und Begleiter auf dem Hauptplatz vor der Geburtskirche. Die waren alle eine Stunde zu früh, denn die Handys werden mit dem israelischen Signal versorgt und Israel hatte heute Nacht die Uhren vorgestellt. Dumm gelaufen – also in Ruhe noch einmal auf Toilette und dann zum Start. Der Lauf startete pünktlich für die Marathonis und Halbmarathonis. 10km-Läufer und Family Runner sollten später starten. Wir liefen an der Mauer und Kontrolltürmen vorbei und dann auf der für 4 Stunden gesperrten Hauptstraße Richtung Süden. Als ich nach 16 km auf meiner ersten Runde auf die Endgruppe der 10km-Läufer stieß, die dort ihren Wendepunkt hatten, wechselte ich sehr schnell auf die linke Straßenseite, denn das Risiko mit einem Marathonläufer auf der zweiten Runde von vorn zu kollidieren war signifikant geringer, als von einem – oder mehreren – der unzählbaren Funrunner beim Schuhzubinden, Gymnastikmachen, Trinkbecher nehmen, Selfies machen, etc. ausgebremst zu werden. Bei meinem Einlauf zur Halbmarathonwende wurde die linke Seite freigeräumt (Mönche nach links – Funrunner und Halbmarathonis nach rechts) und ich konnte fast ungehindert auf die zweite Runde gehen. Nur waren gerade im ersten Streckenteil an der Mauer nicht mehr alle Streckenposten anwesend – und manche waren auch nicht unbedingt als solche zu erkennen – so dass mal von links, mal von rechts und mal von vorn andere Marathonis auftauchten. Dann schaute man sich fragend an und jeder hoffte, auf dem richtigen Weg zu sein. Bei mir hat die Erinnerung an Runde 1 funktioniert und meine Garminkilometer passten. Auf der langen Hauptstraße war es nun fast leer und die Temperaturen (angekündigt waren bis zu 30° C. und die waren es wohl auch) zogen mir den Stecker aus der Steckdose. Nach einigen Kilometern ging ich in einen Laden und kaufte eine Cola. Nach dem ersten großen Schluck füllte ich meine Trinkflasche auf und deponierte den Rest beim Inhaber für die Rückkehr. Nach dem Wendepunkt bei km 11 sah ich nun wieder Läufer auf den Begegnungsstücken. So kamen mir u.a. unsere finnischen Lauffreunde (die traf es noch härter als uns, denn statt -5° hatten die bei ihrer Abreise in der Heimat -23° C. Macht einen Temperaturunterschied von 50°C – wow!), Klaus und Doris entgegen. Ab und an konnte ich auch mal jemanden überholen oder wurde von einem (vorher fehlgeleitetem) überholt. Als ich Doris Cola reichte, klärte sie mich auf, wer kurz vor dem Halbmarathondurchlauf meinen Namen gerufen hatte: (Porsche-) Günter Meinhold war es, der bei seinem Start vor einigen Jahren nicht alles gesehen hatte und nun noch mal zum Supporten einer befreundeten deutschen Läuferin mitgekommen war. Später trafen wir die beiden im Restaurant. Als ich auf die letzten 2 km kam, standen noch einige Laufgruppen von den kürzeren Distanzen an der Strecke und feuerten an – das hat noch einmal, gerade bei der letzten Steigung zur Geburtskirche sehr geholfen. Finish vor der Kirche war beeindruckend und die Medaille gab es sofort. Dann einen Becher Wasser – und das war es. Also schnell zum Kleiderbeutel, in trockene Sachen gewechselt, Kamera mitgenommen und wieder auf die Strecke, wie schon so oft dem Läuferfeld  entgegen. Nach kurzer Preisverhandlung noch eine große Cola gekauft und los geht’s. In der gleichen Reihenfolge wie vorher kamen die Finnen und Klaus. Und natürlich wurden auch die anderen, mir nicht bekannten Läufer angefeuert und abgeklatscht: alle freuten sich, hielten den Daumen nach oben oder gratulierten mir zum Finish. Kurz nach dem Gebäude des palästinensischen Ministeriums für Öffentlichkeitsarbeit traf ich Doris. Die Cola war willkommen und nun rannten wir gemeinsam gen Ziel ohne uns von den inzwischen wieder verkehrenden Fahrzeugen anfahren zu lassen und trotzdem im Zeitlimit zu bleiben. Auf dem Bürgersteig zu laufen war keine Option, da entweder sehr uneben, zugeparkt, durch Müll versperrt und nichts davon zutraf, dann zu weit von der Straße entfernt. Trotz allem passte es zeitlich genau und Doris war happy – vor allem, als nach kurzer Wartezeit weitere Medaillen in den Zielbereich gebracht wurden und ihr eine überreicht wurde. Klaus lag ko im Ziel, Doris ruhte sich auf einer Steinbank aus und ich holte meinen Kleiderbeutel. Nun gab es wenigstens einen Apfel. Nach einigen Regenerationsminuten wanderten wir zum Hotel zum Entspannen von diesem Temperaturschock. Später, schon fast am Abend, planten wir beim Abendessen (Falafel-Sandwich: lecker!) den nächsten Tag. Es sollte zum Toten Meer gehen, mit einer Bustour früh morgens ab Jerusalem. Dazu brauchten wir noch einen Taxitransfer, da die arabischen Busse so früh nicht fahren. Da palästinensische Taxis nicht über die Grenze fahren dürfen, war also ein israelisches Taxi erforderlich, welches wir über den Hotelportier, wo die finnischen Lauffreunden wohnten, buchten. (Unser Portier erschien uns für diesen Job nicht „seriös“ genug.) Zu berücksichtigen war noch der Zeitunterschied zwischen Jerusalem und Bethlehem, denn laut internet sollte die Zeitumstellung in Bethlehem erst am kommenden Samstag stattfinden. Nach der Taxi- und Reisebuchung also die Koffer gepackt und mal früher ins Bett. Um 4 Uhr morgen weckt mich wieder der Muezzin. 4 Uhr nach meiner Uhr! Aber eigentlich betet der doch das erste Mal um 5 Uhr. Also aufstehen und rausgucken: nicht viel los auf der Straße! Ist auch noch dunkel. Vielleicht hat er ja die falsche Zeit auf seinem Handy gelesen. Langsam anziehen und zum Treffpunkt mit dem Taxifahrer gehen. Der wartet bereits, ist sichtlich angefressen und teilt uns mit, dass die Uhren in Palästina heute Nacht umgestellt wurden und er bereits seit einer Stunde auf uns wartet. Doris und Klaus setzen sich nach hinten und ich darf mir das „Gemecker“ anhören und versuche ein wenig smalltalk zur Beruhigung zu machen. Wir kommen problemlos durch den Checkpoint und sind bald am Treffpunkt mit dem Tourbus. Wir sind die ersten. Mit der Zeit wächst die Gruppe der Wartenden auf ca. 25 – 30 Personen. Hoffentlich ist der Bus, der bereits in Tel Aviv gestartet war, groß genug. Es kommen mehrere Busse, die jedoch verschiedene Touren fahren. Unser kommt als letzter. Aber erst jetzt öffnen auch die anderen ihre Türen, damit möglichst wenige Teilnehmer im falschen Bus landen (natürlich nur versehentlich, aber wohl mit der Absicht, überhaupt an diesem Tag eine Tour zu machen). Endlich sitzen alle im richtigen Bus und wir machen Stopps am Nullpunkt in der Wüste, also auf Meereshöhe. Dann am Fluss Jordan, durch dessen Mitte die Grenze zwischen Israel und Jordanien verläuft. Hier hat Johannes seinerzeit getauft. Einige Gläubige (nach uns kommt eine ganze Busladung mit äthiopischen Christen) sitzen sehr ergriffen am Wasser – andere nehmen sich Wasser in Behältnissen mit und in einem überdachten Predigtplatz feiern asiatische Gläubige einen Gottesdienst. Danach halten wir zu einem Frühstücks- und Versorgungsstop am tiefsten Punkt der Erde: Lido, 394 Meter unter dem Meeresspiegel. Der nächste und letzte Stop ist eine israelische Hotelanlage am Toten Meer – hier haben wir mehrere Stunden Aufenthalt. Wir baden im Toten Meer, bestreichen unsere Haut mit Mineralschlamm, der ein bisschen wie Lehm-Sand-Gemisch aussieht und sammeln Mineralsalzkristalle vom Meeresboden. Am Ufer wird es schnell sehr warm und die Sonne sticht. Also wieder nach oben unter das Sonnensegel und den Nachmittag ausklingen lassen. Die Einheimischen verbringen hier ihren freien Tag mit Freunden oder ihren Familien. Haben Grillgut dabei oder machen Picknick – alles scheint erlaubt. Der Wind macht die Temperaturen erträglich – irgendwann gehen wir duschen und begeben uns auf die Rückfahrt nach Jerusalem. Dort kaufen wir nahe der Altstadt bei den arabischen Händlern Essen und Getränke für den Rückflug – wg. des Sabbats steht im jüdischen Teil noch bis zur Dunkelheit alles still: Läden und Restaurants geschlossen, ÖPNV-Busse und Straßenbahn fahren nicht. Als es dunkel wird und noch ein bisschen später, fährt endlich die erste Bahn in Richtung Haltestelle vom Flughafenbus. Da wir verschiedene Abfahrorte genannt bekommen, machen wir noch eine kleine Odyssee durch das Bahnhofsviertel, werden aber schließlich fündig. Hier wartet schon eine ansehnliche Anzahl Menschen in einer Schlange. Am Flughafen sind wir die einzigen, die am EL AL-Terminal aussteigen. Wir ziehen am Self-Service-Automaten unsere Bordkarten und auch das Kofferlabel und kommen in eine leere Wartehalle. Nach kurzer Zeit erklärt man uns warum: dieses Terminal wir nachts geschlossen und erst um 3 wieder geöffnet, 3 Stunden vor Abflug unserer Maschine nach Berlin. Prima! Also mit dem Shuttlebus zu einem anderen Terminal, an dem die ganze Nacht Flüge ankommen und abfliegen. Als wir -leicht übernächtigt- um 3 Uhr in einen Shuttlebus steigen, wird uns an der Endhaltestelle mitgeteilt, dass diese Linie nur zu den Parkplätzen fährt und nicht zu unserem Terminal. In diesem Moment frage ich mich, wieso in der Jerusalemer Straßenbahn jede Station zweisprachig angesagt und angezeigt wird, am Tel Aviv-Flughafen jedoch nur auf hebräisch in Wort und Schrift. Endlich am richtigen Terminal angekommen werden wir zwar in einer relativ kurzen Warteschlange für das Interview einsortiert, allerdings werden diese Schlangen über Kreuz abgefertigt. Einige Interviewer können dann auch keine ausländischen Pässe kontrollieren und insgesamt sind sehr viel weniger Interviewer als in Berlin zugegen. Irgendwann überwinden wir auch diese Hürde, müssen nur noch unseren Koffer abgeben und sitzen endlich im Flieger, so dass wir etwas schlafen können, bevor draußen die Sonne aufgeht. Am Vormittag landen wir in Berlin bei zum Glück etwas wärmerer Temperatur als bei unserem Abflug am Mittwoch. Nun noch schnell die 350 km nach Hause gefahren, wo wir die Medaillen vom 68. Länderpunkt an die Wand hängen.