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Das war (ZUG) SPITZE

Im Juni 2017 verwandelten sich die Orte Grainau, Ehrwald, Leutasch-Weidach, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen in ein Trailrun-Paradies. Für über 2.500 Sportler und Sportlerinnen aus 51 Nationen waren die Orte rund um die Zugspitze für ein Wochenende ein großartiges Zuhause. Vom 16. bis 18. Juni 2017 stand alles im Zeichen der siebten Auflage des ZUT - Zugspitz Ultratrail.

 

Als Wettkampfstrecken wurden angeboten:

Basetrail mit 24,9 Kilometer und 1548 Höhenmeter,

Basetrail XL mit 39,3 Kilometer und 2063 Höhenmeter,

Supertrail mit 62,8 Kilometer und 3.285 Höhenmeter,

Supertrail XL mit 81,4 Kilometer und 4.379 Höhenmeter (Deutsche Meisterschaft der DUV)

und die Königsdisziplin,

Ultratrail mit 101,6 Kilometer und 5.412 Höhenmeter,

die ich gelaufen bin!

 

Aber langsam und der Reihe nach:

Anreise mit der Bahn, zügig in sechs Stunden von Hamburg nach München. Dort am Hauptbahnhof treffe ich, wie geplant, meinen Laufkumpel Christoph, der aus unserer gemeinsamen Heimat - Marsberg im Sauerland- angereist ist. Bei Rubenbauer decken wir uns noch mit Proviant ein und nun noch zwei Stunden mit der Werdenfelsbahn durchs Werdenfelser Land bis nach Garmisch-Partenkirchen (GaPa).

Kurzer Einschub! Bei Werdenfelser Land fällt meiner Frau gleich bei meinen Erzählungen der Werdenfelser Weg ein! Kennst du? Kennst du nicht? Ist kein Wanderweg, sondern ein verfahrensrechtlicher Ansatz im Rahmen des Betreuungsrechts, um die Anwendung von Fixierungen und freiheitseinschränkenden Maßnahmen in Alten- und Krankenpflege zu reduzieren.

 

Aber weiter im Bericht! Nach der Ankunft, zwei Kilometer bergauf Richtung Großer-Olympia-Ski-Schanze. Direkt unter dem Skisprungstadion liegt unsere Unterkunft, das „Hostel der Athleten“ (Nomen est Omen – passt doch!). 26,- Euro die Nacht im 6-Bettzimmer, sauber und freundlich – sehr empfehlenswert.

 

Nach dem Einchecken fand sich ein freundlicher Mitläufer, der uns mit seinem PKW in unseren Start- und Zielort Grainau mitnahm. Kleiner Ort – großer Läuferauftrieb!

 

Dort erst mal ins örtliche Kurhaus, die Startunterlagen entgegengenommen und den Drop-Bag für Kilometer 53 abgegeben. Neben reichlich Werbung gab es aber auch ordentlich Handfestes und Nützliches: ein Startnummernband, etliche PowerBar-Produkte, einen Rucksack, eine kleine Soft Flask Trinkflasche, Brühepulver, Körperpflegeprodukte, ein Regencape und eine Trockenhülle. Die Startnummer mit aufgeklebtem Zeitmesschip.

 

Dann schlendern wir erst einmal über die Fläche, die im Winter wohl als Eisbahn genutzt wird. Dort sind etliche Verkaufspavillons mit Läufer- und Outdoorprodukten aufgebaut.

 

Wenige Meter weiter sind wir schon am Musikpavillon. Dort sitzen schon hunderte Läufer und ihre Begleiter unter einem weiß-blauen Himmel. Mit meiner Wertmarke kann ich mir einen guten Teller Nudeln abholen (mit Tomaten- oder Hackfleischsoße) incl. Getränk und Nachtisch. Einen Nachschlag gibt’s auf Wusch auch. Bier muss extra bezahlt werden, was auch o.k. ist.

 

Um 19.00 Uhr fängt dann das Briefing mit Rahmenprogramm an. Hier treffen wir alte Bekannte, die wir von der Brocken-Challenge kennen und setzen uns gerne zu diesen an den Tisch. Es beginnt mit dem Einzug der Nationen – wie bei Olympia tragen Fahnenträger die Nationalbanner der 51 teilnehmenden Nationen herein. Nach Grußworten vom Organisationskomitee, Sponsoren, sowie der Bürgermeister und Kurdirektoren der verschiedenen Gemeinden um die Zugspitze - kommt es zum kulturellem Höhepunkt, dem Groaßschnalzen. Auf der Bühne spielt ein einsamer Akkordeonspieler eine Melodie, dazu steigen sechs Männer in Tracht auf die Tische und knallen in einer ohrenbetäubenden Lautstärke verschiedene Rhythmen dicht über den Köpfen der Zuschauer mit ihren Fuhrmannpeitschen. Das war schon beeindruckend. Anschließend das klassische Briefing mit Reglement, Streckenbeschreibung und Pflichtausrüstung.

Zum Abschluss gibt’s noch ein paar Fotos am Start-und Zielbogen mit der, in der Abendsonne leuchtenden, Zugspitze im Hintergrund.

Juliane und Anna nehmen uns netterweise mit zurück nach Garmisch ins Hostel. Bevor es auf die Matratze geht, gibt’s aber noch einen Absacker im Garten.

 

Der Renntag startet, nach kurzer Nacht, früh. Der Wecker klingelt um viertel vor sechs. Kurz ins Bad, die Problemzonen einfetten und abkleben, Sonnencreme auftragen, Laufsachen an, Gepäck aufnehmen.... Fertig!

 

Wieder mit Julianes Golf zurück nach Grainau. Nach 15 Minuten Fahrt erreichen wir um 06:45 Uhr den Startbereich. Unterwegs ergibt sich noch die Möglichkeit, in der örtlichen Bäckerei in Grainau zwei Croissants, eins mit Schoko, eins mit Vanille, zu ergattern. Also doch noch Frühstück, hatte ich schon gar nicht mehr mit gerechnet. Aber leider ohne Kaffee, dafür reicht die Zeit dann doch nicht mehr. Die große Reisetasche muss auch noch im Kurhaus bei den netten Helfern deponiert werden. Auch das geht problemlos und Ruck-zuck. So schaffe ich es gerade noch rechtzeitig zur Gepäckkontrolle, wo ich die Pflichtausrüstung vorweisen muss. Als Pflichtausrüstung musste mitgeführt werden: Ein Laufrucksack mit Rettungsdecke und Erste-Hilfe-Set, Notfallpfeife, ausreichend Flüssigkeit, warme und regendichte Bekleidung, ein Mobiltelefon sowie eine Stirnlampe, da das Gros der Teilnehmer das Ziel in Grainau erst nach Einbruch der Dämmerung, im Dunkeln oder wie wir - am nächsten Morgen erreichen wird.

Wegen meiner treuen Augen und des großen Rucksacks werde ich aber nicht im Detail kontrolliert. Christoph schafft es nicht ganz pünktlich, der hat noch was Wichtiges zu erledigen. Aber auf der Startlinie treffen wir uns dann wieder und um 07:18 Uhr gehen wir den Lauf gemeinsam an.

 

Nun zum eigentlichen Lauf! Hierüber zu schreiben, fällt mir bei den langen Kanten immer am schwersten. Ich weiß nicht, ob es an der Masse der Eindrücke liegt, die es zu verarbeiten gibt, an einer Läufer-Amnesie oder schlicht daran, dass der Körper irgendwann ausschließlich auf die Versorgung und Erhaltung der Vitalfunktionen schaltet. Aber hier mein subjektiver und möglicherweise auch etwas verklärter Bericht:

 

Auf geht’s - das Funkeln in den Augen, Spannung und Freude!

 

Durch den Startbogen (km 0) und den Ortskern von Grainau geht’s doch tatsächlich bis Hammersbach (km 2,2) die ersten Kilometer nur ganz seicht bergauf. Dann der Einstieg ins Höllental nach einigen Kilometern verlassen wir das Höllental Richtung Westen und erreichen die Seilbahnstation am Eibsee. Dort ist auch der erste Verpflegungspunkt (VP1) aufgebaut. Ich bin km 9,2 weiter und bereits über 500 Höhenmeter aufgestiegen. Ich erreiche den VP1 nach 1:17 h.

Dann bei Kilometer 14,3 der Grenzübertritt nach Österreich (keine Grenzkontrolle). Es geht nimmer weiter bergauf, laufen und gehen im Wechsel. Auf einer extrem steilen Skipiste, gefühlt schwarz, treffe ich auf Thomas Berkmann aus Hannover, den ich im im Vorfeld des Rennsteiglaufes kennengelernt habe. Die Freude über das Wiedersehen ist groß und die Ablenkung lässt den Aufstieg weniger Steil erscheinen. Die Fotos sind leider nichts geworden.

 

Die Gamsalm – VP2, 19,5 km + 1370 hm sind geschafft, laufe ich nach 03:06h an. Dort ist die Verpflegung großartig!!! Zwar ist es an der Getränkestelle etwas wuselig, weil das Feld noch recht dicht beieinander ist und es einige Experten mit ihren Trinkblasen es beim Nachfüllen nicht so hinbekommen, dafür das Essen: Ein super zweites Frühstück! Liebevoll geschmierte Laugenstangen mit Käse und Schinken, mundgerecht zubereitetes, frisches Obst und eine Brühe, die wie selbst gekocht (war sie wahrscheinlich ja auch) schmeckt. Lecker, Lecker, Lecker!

 

Im wilden auf und ab geht es weiter über Singeltrails und Bergpfade bis zur Pestkapelle (VP3), 27,2 km, 1914 hm – dort werde ich nach 04:34 h gesichtet.

 

Von dort geht es zu den drei höchsten Punkten der Strecke. Nahe des Feldernjöchels geht es zwei mal auf 2100 Meter und einmal auf 2206 Meter dem höchsten Punkt der Strecke, hochalpines Gelände. Dann wieder runter auf 1400 Meter. Es zieht sich wie Kaugummi, die nächste Verpflegung will einfach nicht kommen. Für diese Strecke von lediglich 13 km brauche ich ganze drei Stunden. Dann die Hämmermoosalm (VP4) 40,8 km und 2778 hm habe ich jetzt geschafft. Aber ich fühle mich als hätte ich schon eine viel längere Strecke zurückgelegt. Ich bin mittlerweile 07:32 h unterwegs. Der Verpflegungspunkt hier ist provisorisch unter Pavillons eingerichtet und versorgt uns mit allem was wir brauchen um über den nächsten Pass zu kommen.

 

Es geht über das Scharnitzjoch, auch wieder 2050 Meter hoch. Dann wieder über 1000 Meter runter, steil runter.

 

Und dann, irgendwann, endlich, der Hubertushof (VP5), mehr als die Hälfte ist geschafft, 53,6 km und 3483 hm. Seit 10:27 h bin ich mittlerweile auf der Strecke. Hier, zum Hubertushof habe ich meinen Dropbag geschickt. Also die erste richtige Pause. Eine dreiviertel Stunde Zeit nehmen wir uns. Ich wechsle die Kleidung, ziehe mich komplett um und freue mich über die trockenen Sachen. Frische Laufschuhe gibt’s auch. Zum Essen setzen wir uns auf eine bereitstehende Bierbank. Pellkartoffeln, Linsengemüse, Tomatensuppe, Kuchen, frisches Obst - wieder eine topp Verpflegung, mit allem was das Läuferherz begehrt. Mittlerweile ist es ja auch schon 18:00 Uhr und Zeit fürs Abendessen.

 

Da es jetzt erst mal recht flach weitergeht, entscheide ich mich dafür, auf Erholungsmodus umzuschalten, nicht mehr zu laufen und nur noch stramm zu gehen. So schaffe ich mit Stockunterstützung auch 7 km/h. Mein Kumpel und Begleiter Christoph will und kann noch ein bisschen laufen, so trennen sich hier erst mal unsere Wege. Schon bald gesellt Werner Peters aus Münster sich zu mir, mit dem ich mich sehr kurzweilig unterhalte. So vergeht die Zeit bis zum Schützenhaus Mittenwald recht zügig. Dort am (VP 6) 63,2 km und 3543 hm, gibt’s wieder jede Menge Leckereien.

 

Von dort geht es auf einer breiten Schotterpiste, gut gehbar, leicht wellig bis zum Ferchensee, den ich in der Abenddämmerung erreiche. Sehr idyllisch ist es dort. Noch einmal um den See und schon bin ich am Gasthof Ferchensee (VP7), 67,8 km und 3724 hm habe nach 13:18 h abgerissen. Kurz was gegessen und getrunken, die Trinkflaschen aufgefüllt und weiter geht’s.

 

Dann weiter durch Wälder und über grüne Wiesen. Nach wenigen Kilometern passieren wir Schloss Elmau (kennen wir vom G7 Gipfel im Jahr 2015) danach dämmert es und ich muss die Beleuchtung vor der Stirn einschalten. An der Bergstation der Eckbauerbahn sind wir schon ganz dicht bei Garmisch, aber uns soll nicht der kürzeste Weg ins Ziel führen. Sodann ganz tief und mal wieder steil runter in die Partnachklamm. Nur damit es nach dem Überqueren der Partnach gleich wieder steil bergauf gehen kann. Endlich, lang erwartet die Partnachalm (VP 8) 81,9 km und 4238 hm sind zurückgelegt. Ich bin bereits 16:14 unterwegs! Aber dann, welch eine Freude, an der Verpflegung erblicke ich meinen Kumpel Christoph wieder. Also, mit Laufen ist der auch nur unwesentlich schneller vorangekommen als ich mit Gehen. So beschließen wir den Rest der Strecke gemeinsam zurückzulegen. Sind ja noch 20 km übrig und die werden es noch in sich haben! Hier an der Partnachalm trinke ich unter anderem einen Chai-Latte-Tee aus der Tüte, der mir so unheimlich gut schmeckt, dass ich mich noch Stunden später daran erfreuen werde.

 

Also, jetzt 'nur noch' einmal auf die Albspitze und wieder runter nach Grainau! Ich bin jetzt sicher, das ist machbar, wird aber noch dauern! Es ist mittlerweile halb zwölf. Also, auf geht’s...

Jetzt erst mal die ersten 650 Meter hoch. Da es stockdunkel ist und ich nur das sehe, was meine Stirnlampe anstrahlt, habe ich hier auch nicht viel zu schreiben.

 

Die Talstation Längenfelder (VP 9) 89 km, 4987 hm, wird von uns nach 18:26 h erreicht. Dort machen wir wieder eine gute halbe Stunde Pause, laben uns und liegen eine Weile im Wärmezelt auf einem Liegestuhl.

 

Weitere 400 Meter berghoch bis zu Bergstation der Alpspitzbahn auf 2029 Meter. Hier sind wir am höchsten Punkt der Albsspitze angelangt. Ab jetzt wird es auf den letzten 10 km bis ins Ziel nicht mehr bergauf gehen, aber 1300 m bergab. Erst aber mal wieder zur Talstation Längenfelder (VP 10) 95,8 km, 5412 hm die wir nach 20:50 h erreichen. Für diese Runde haben wir auch wieder zwei Stunden gebraucht.

 

Jetzt das finale Stück, runter nach Grainau. Unterwegs fängt's an zu dämmern und ich schalte meine Stirnlampe aus. Die Nacht weicht, der Tag kommt und wir erreichen nach 5412 Metern bergauf, 5412 Metern bergab und einer Distanz von 101.6 Kilometern nach 22:36:48,6 Stunden um 05:54 Uhr am Sonntagmorgen das Ziel!

Wir haben auf deutscher und österreichischer Seite die Zugspitze und das Wettersteingebirge komplett umrundet, außerdem das Karwendelgebirge gequert.

 

Zielmoderation, Zielverpflegung alles topp!!! Dann ins Schwimmbad zum duschen. Anschließend hat mich noch ein netter Mitläufer zum Bahnhof gefahren, 07:48 Uhr saß ich in der Bahn, Umsteigen in München, Nachmittags zum Kaffee war ich wieder Zuhause in Hamburg!

 

Schön wars, ein einmaliges und außergewöhnliches Rennen in einer fantastischen Umgebung. Aber ich habe mich zwischendurch immer mal gefragt, warum das Ganze 'Trailrunning' heißt, wo doch gefühlt 70% der Teilnehmer (wie auch ich) ca. 70% der Strecke nicht rennen oder laufen sondern gehen oder wandern? Na ja, hört sich wahrscheinlich einfach spektakulärer an.

 

Fazit: Sollte man mal gemacht haben, super professionell vorbereitet und durchgeführt, ich habe mich trotz der z.T. Abgeschiedenheit und Dunkelheit immer sicher und aufgehoben gefühlt! Die Streckenmarkierung war bei Tag und Dunkelheit immer vorbildlich! 119 Euro Startgeld empfinde ich bei dem Aufwand der betrieben werden muss, als gerade noch angemessen.

 

Ein ganz großen Dank den Profis unter den Veranstaltern, aber vor allem den ehrenamtlichen Helfern die uns zu Hunderten beigestanden und unterstützt haben. Als da wären (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Ausgabe der Startunterlagen, Annahme Dropbags, Transport Dropbags, Personentransport, Materialtransport, Verpflegungsstellen, Bergwacht, Zielverpflegung, Moderation, Unterhaltungsprogramm, Absperrungen, Personal Schwimmbad, Helfer beim Briefing, Streckenmarkierung.....GUT GEMACHT, DANKE!!!

 

Tipp: Wenn du ein Bild anklickst, kannst du dir in der Magnific Popup Lightbox noch viel mehr Bilder und alle Bilder in groß ansehen.

 

 

Text und Bilder: Der Stulle