Wie sich ein Land innerhalb von 5 Jahren verändern kann, erfuhr ich als ich vor dem Yangon Marathon zum zweiten Mal Myanmar bereiste. Während es bei meinem ersten Besuch in diesem außergewöhnlichen Land noch keinen einzigen Geldautomaten gab war es dieses Mal überhaupt kein Problem sich mit einheimischer Währung zu versorgen, anstatt wie damals mit ausreichend Dollarnoten ausgestattet die Reise anzutreten. Inzwischen sind auch Inlandsflüge vorher problemlos buchbar.
Das Training absolvierte ich bei sehr angenehmen Temperaturen im schönen Mandalay rund um den ehemaligen Königspalast. Von allen mir bekannten asiatischen Ländern bietet Myanmar kulinarisch die größte Vielfalt und das Land ist viel zu facettenreich, um sich dort auszuruhen. Also ging es an jedem Tag an einen anderen sehenswerten Ort. Nach Mandalay (Jademarkt, Bronzeherstellung, Goldschmiede etc.), der U-Bein-Bridge, dem Mahagandayon-Kloster und Maha Bodhi Tahtaung in der Nähe von Monywa, wo der mit 129 Metern zweithöchste Buddha der Welt steht, stand das mystische Bagan auf dem Programm, wo auf ca. 36 Quadratkilometern an die 2.000 teils über 1.000 Jahre alte Pagoden und Tempel zu bewundern sind.
Unvergesslich sind die dort zu erlebenden Sonnenauf- und untergänge. Und dort findet jährlich auch einer der beiden einzigen Marathonläufe Myanmars statt. Als ich das erste Mal Myanmar besuchte hatte das ehemalige Burma sich gerade, nach 60 Jahren Abschottung, geöffnet. Damals gab es nicht viele Individualtouristen was die Reise durch das Land schwierig und auch sehr abenteuerlich gestaltete. Inzwischen ist es kein Problem mehr, ein E-Bike oder ein Mofa auszuleihen. Selbst Ballonfahren über Bagan ist möglich. Das Abenteuer ist geblieben doch das Reisen gestaltet sich inzwischen als durchaus einfacher. Meinen Reiseplan konnte ich aufgrund der Zuverlässigkeit der jeweiligen Ansprechpartner und der Pünktlichkeit der Reisemittel gut einhalten. Reisen in diesem Land ist vom Kosten-Erlebnisfaktor unschlagbar günstig. Ja, alles hat sich ziemlich verändert und doch bleibt ein asiatisches Land, das seinesgleichen sucht und welches ich so nicht einmal 1986, als ich das erste Mal nach Asien, nämlich nach Vietnam, kam, erlebte. In Myanmar, auch „Goldenes Land“ genannt, ist es nichts Ungewöhnliches, viele Mönche zu sehen, welche am Morgen zu den Hotels und Geschäften ziehen, um sich mit Essen zu versorgen.
Schon 2011 fiel mir auf, wie angenehm respektvoll die Menschen in Myanmar sind. Und auch damals sowie dieses Mal gab es nicht eine einzige negative Erfahrung. Ein Reisender aus der Schweiz, den ich traf, sagte zu mir „ich bin jetzt noch gereist, wer weiß, wie lange man das noch so erleben kann“. Da ist sicherlich etwas dran, denn die Moderne hält beschleunigt Einzug in das Land der unzähligen goldenen Pagoden. Das Land ist reich an Bodenschätzen, an Kultur und menschlicher Vielfalt. Also noch bietet Myanmar das zum Vergleich mit anderen Ländern wohl ursprünglichste Asien, welches mit religiöser und kulturhistorischer einher geht. Zu erwähnen ist auch die enorme Anzahl an unterschiedlichen Erlebnissen, welche ich dort innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes wieder einmal machen konnte.
Zwei Tage vor dem Marathon traf ich in Yangon ein. Die Startunterlagen konnten abgeholt werden. Ich hatte Glück, denn bei meiner Anmeldung im Dezember hatte die Registrierung schon geschlossen und der Veranstalter war so freundlich mir und meiner Partnerin doch noch einen Start zu ermöglichen.
Der Marathontag begann für asiatische Verhältnisse relativ spät. Start war um 05:00 Uhr bei ca. 25 Grad. Auf den Strecken Marathon, Halbmarathon, 10 Kilometer und 3 Kilometer Fun-Run hatten sich über 8.000 LäuferInnen angemeldet. 550 davon, laut Veranstalter, mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft.
Der Marathon wird auf einer großen Runde innerhalb Yangons ausgetragen. Es wurde pünktlich gestartet. Am Start des Marathons standen geschätzte 300 LäuferInnen. Davon erreichten 181 das Ziel. Ich lief im 5er Schnitt los. Mir war vorher bekannt, dass die Strecke auf der zweiten Hälfte lange Anstiege bereit halten sollte (gemessener Aufstieg: 288 Meter, Abstieg: 321 Meter). Mit mir liefen junge Myanmare und einer erzählte mir, er sei Sportstudent in Yangon. Nach und nach lief ich dann alleine, vor mir und hinter mir auch niemand zu sehen. Ich verzichtete darauf, 10 Minuten schneller ins Ziel zu kommen als ich es hätte können und entschied mich, möglichst viel von den Menschen entlang der Strecke mit meiner Kamera einzufangen. Denn mit dieser wohlwollenden Freundlichkeit hatte ich absolut nicht gerechnet.
Der Marathon eignet sich auch für schnelle Zeiten wenn man damit zurecht kommt, dass der Straßenbelag öfter uneben ist. Die Absperrung des Verkehrs war immer gegeben. Unzählige HelferInnen, Polizistinnen und MitarbeiterInnen des Roten Kreuzes säumten die Strecke. Die Verpflegungsstellen waren ideal bestückt (anfangs Wasser und Iso, später Bananen). Die Bevölkerung nahm außerordentlich großen Anteil an dem Lauf. Aus Bussen oder Straßenküchen wurde ich immer wieder angefeuert. Nach dem Zieleinlauf gab es ein Finisher-Shirt und eine schöne Medaille. Auf der Bühne sangen einheimische Stars und viele LäuferInnen sangen mit. Mit einer Zeit von 3:41:56 h erreichte ich den 10. Platz bei den Männern.
Fazit: Ein lohnenswerter Marathon mit internationalem Standard der nun schon zum fünften Mal ausgetragen wurde. Die Menschen entlang der Strecke werden mir unvergesslich in Erinnerung bleiben.