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Folgender hochinteressanter Bericht zu einem Rennsteiglauf der besonderen Art erreichte die Redaktion, geschrieben von Jürgen Kuhlmey irgendwo in der Gegend von Island ( siehe auch entsprechendes Foto ):

"Nun schon zum 13. Mal war ich beim Rennsteig Super-Marathon. Die Anzahl der Läufe hätte mir zu Bedenken geben sollen, aber dies wurde mir erst später bewusst. Die Anreise zur Turnhalle in Eisenach mit meinem Motorrad verlief unauffällig. Am Vortag zum 73 km-Lauf trafen wir uns vom 100 Marathon Club auf dem Marktplatz zum traditionellen Knödel-Essen. Der Start des Feldes erfolgte bei schönstem Läuferwetter;  erst durch die Stadt, dann die lange Steigung hoch und schließlich über den Inselberg. Bei km 54 berichtete ich noch kurz mit dem Mikrophon des Ansagers von meinem diesjährigem Lauf-Abenteuer in der Karibik mit 6 Marathons in 6 Ländern in 1 Woche.

Auf der weiteren Strecke schwächelten schon einige Läufer und ich konnte langsam das Feld von hinten aufrollen, bis ich nach km 60 irgendwann stolperte. - - - Sendepause, keine Ahnung was dann geschah. Ich fand mich erst wieder in dem Rettungszelt bei km 64, sollte mich hinlegen. Mir ist bis heute unklar, wie ich in das Rettungszelt gelangt war und wieso ich in meinem Alter immer noch den Rennsteiglauf mitmachen wollte. Man nahm mir Blut ab und stellte fest, dass mein Blutzuckergehalt bei 0 war - konnte ich nicht verstehen, da ich bei allen Verpflegungsstellen immer Cola getrunken hatte.  Man rief einen Hubschrauber, der mich in das Krankenhaus in Suhl flog. Ich fühlte mich inzwischen wieder wohl und wollte eigentlich den Lauf beenden. Während des Fluges saß ein Arzt mir gegenüber und fixierte mich ununterbrochen und nach der Landung stützten mich 2 Helfer auf beiden Seiten und führten mich in die Notaufnahme. Erneute Blutzuckerbestimmung und  Anschluss einer Infusion. Ich sollte ganz ruhig liegen bleiben und mich durch meine Frau aus dem Krankenhaus abholen lassen, die war aber 500 km entfernt in Oldenburg. Als die Ärztin das Zimmer verließ, machte ich heimlich 10 Kniebeugen ohne irgendwelche Anzeichen von Schwäche.

Später wurde noch ein CT (Computer-Tomographie) gemacht, um sicher zu sein, dass ich keine Gehirnerschütterung hatte, zumal ich eine Schürfwunde am Kopf hatte. 

Nach 2-3  Stunden wurde ich wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Mit einem Taxi kam ich mit großer Verspätung schließlich im Ziel an. Meinen Beutel mit meiner Kleidung konnte ich dort auch noch von den Organisatoren erhalten. Wie sollte ich aber das Taxi bezahlen? Schweren Herzens ließ ich mich dann für ca. 200 Euro nach Eisenach zur Schule fahren, wo mir Läufer mit der Bezahlung aushalfen bis ich Geld vom Automaten geholt hatte.

Nach der Rückfahrt mit dem Motorrad nach Oldenburg meldete ich mich gleich bei meinem Hausarzt zu einer Untersuchung an. Alle Werte waren in Ordnung! Der Arzt meinte: ich hätte zwar  ausreichend Cola getrunken, jedoch nicht genügend gegessen. Denn der Zucker der Cola geht zwar in das Blut, wird aber sofort von den Muskeln verwertet. Jedoch die Nahrung wie Kohlehydrate, Haferschleim und Schmalzbrot werden durch Enzyme relativ langsam abgebaut und bilden so einen  Glykogen(Zucker)-Speicher, der dann auch für die Versorgung der Hirnfunktionen zur Verfügung steht.

In den nächsten Wochen lief ich den Gornegrat-Ultra in Zermatt und den Andorra-Marathon ohne Probleme, weil ich immer bei den Verpflegungsstellen neben ausreichend Flüssigkeit für eine genügende Kohlehydrataufnahme gesorgt habe.

Also man lernt nie aus, trotz des Alters und trotz der vielen Marathon-Läufe !"