Ein Erlebnisbericht von Thorsten Stohldreier

Sauerland - Mein Herz schlägt für das Sauerland ...
Mit diesem Liedtitel der Band ZOFF aus den 80ern beginne ich meinen Bericht aus dem Landstrich, in dem die Natur am schönsten und die Menschen am ehrlichsten sind!
Am 27./ 28. Mai war ich zu Gast beim Hollenlauf in Bödefeld! Und es hat mir gefallen.

Allgemeines:
Bödefeld ist ein hübsches Naturdorf im Schmallenberger Sauerland auf 488 Meter über NN gelegen, mit gut 1100 Einwohner.
Beim Hollenlauf-/marsch handelt es sich um eine seit 2004 (Marsch) bzw. 2006 (Lauf) bestehende Ausdauerveranstaltung die Wander- und Laufstrecken über unterschiedliche Distanzen anbietet.
Sehr gut angenommen wurden vor allem die Wanderdisziplinen. Bei den Laufstrecken wurden nur noch die langen Kanten angeboten, ab Marathon aufwärts. Dieses und die Absage der Laufstrecken im letzten Jahr haben die Teilnehmerzahlen wohl etwas zurückgehen lassen.

Bei den Hollen, die ja Namensgeber dieser Veranstaltung sind, handelt es sich, der Sage nach, um feenartige Wesen, die in den Felsen bei Bödefeld, dem sogenannten Hollenhaus gelebt haben. Sie waren gut zu den lieben Kindern, halfen ihnen beim Ziegenhüten und schenkten ihnen Edelsteine. Dieses kam rauen Burschen zu Ohr, die sich darauf hin die Schätze der Hollen mit Gewalt holen wollten. Sie traf eine harte Strafe, die Felsen stürzten ein, die Jungen kehrten nicht mehr nach Hause zurück. Die Hollen wurden nie mehr gesehen!

Statistisches:
Im Einzelnen teilten sich die knapp eintausend Teilnehmer auf die Disziplinen folgendermaßen auf:

Wandern 14 km: 132 Finisher, Frauenquote: 63 %
Wandern 21 km: 308 Finisher, Frauenquote: 44%
Wandern 42 km: 154 Finisher, Frauenquote: 32%
Wandern 55 km: 78 Finisher, Frauenquote: 25%
Wandern 101 km: 137 Finisher, Frauenquote: 17%

Laufen 42 km: 56 Finisher, Frauenquote: 27%
Siegerin: Emmanuelle Verge in 3:56:29
Sieger: Christopher Glogau in 3:33:32
Laufen 75 km: 43 Finisher, Frauenquote: 14%
Siegerin: Silke Kaliner in 8:31:24
Sieger: Rolf Schüler in 7:00:19
Laufen 111 km: 30 Finisher, Frauenquote: 17%
Siegerin: Simone Durry in 12:09:08
Sieger: Maximilian Hunold in 11:50:14

Vom 100 Marathon Club waren folgende Clubmitglieder dabei:
Peer Schmidt-Soltau, 101 km
Claudia Cavaleiro, 101 km
Thorsten Stohldreier, 75 km
Klaus Wolfgramm, 75 km
Heinrich Schütte, Marathon
Burkhard Löher, Marathon
Klaus Neumeister, Marathon

Zum Lauf:

Prolog: Am Freitagabend wurde der 101 km Marsch um 19.00Uhr gestartet. Des weiteren gab es in der Grundschule die völlig entspannte Startnummernausgabe, Nachmeldungen waren auch noch möglich. Übernachtungen wurden für wenig Geld in der Sporthalle angeboten. Dort konnten wir uns das 'Séparée' im Geräteraum sichern.
Im Start/Zielbereich, zwischen Grundschule und Sporthalle war noch ein kleiner gastronomischer Bereich aufgebaut, der bei dem milden Wetter zum Verweilen einlud. In einem Zelt gab es Nudeln, draußen eine Bierbude und einen Grill. Da ich etwas spät dran war und die Nudeln schon verzehrt waren, wurde mein Pastagutschein ganz unkompliziert in einen Bratwurstgutschein umgewandelt!
Nette Pläuschchen unter Läufern (mit vielen erlebten Lauf-Heldentaten) und interessante Gespräche mit den Veranstaltern bei frisch gezapftem Veltins rundeten den Tag ab.
Am Samstag morgen gab es dann ein unglaublich opulentes Frühstück. Im Speiseraum der Schützenhalle war eingedeckt. Neben frischen Bäckerbrötchen, Wurst- und Käseaufschnitt, frischem Rührei gab es sogar selbstgemachte!!!! Marmelade! Kaffee, Tee, O-Saft, Milch und Müsli standen natürlich auch bereit! So viel konnte man vor dem Lauf gar nicht essen. Aber es waren ja auch Wanderer am Start.

Die Strecke: Start war um sechs! An der Startlinie waren die W55, L75 und L111 Teilnehmer versammelt. Der Marathon startete dann um neun Uhr.
Erst wurde eine ca. 13 Kilometerrunde östlich von Bödefeld gedreht. Diese führte über die Felsen des Hollenhauses, von wo man eine wunderbare Aussicht hatte. Anschließend ging es dann wieder runter nach Bödefeld mit einem weiteren Ortsdurchlauf.
Anschließend rauf auf sie die Hunau (818m ü.NN). Dieser Berg wird auch als kleines aber feines Skigebiet genutzt. Der Aufstieg verlief größtenteils in der Lifttrasse, also recht steil. Oben auf der Hunau passierte man den weithin sichtbaren, riesigen Fernmeldeturm. Auf einer geteerten Passage ging es dann rasant ins Tal. Von dort herauf auf den Rothaarsteig. Auf diesem Kammweg überquerte man sowohl auf dem Hin- wie Rückweg den 'Kahlen Asten'. Auf und Abstieg war auch wieder in der Liftspur. Der Kahle Asten ist mit seinen 841,9 m ü. NN der bekannteste Berg im Sauerland und Nordrhein-Westfalen, aber nicht wie oft fälschlicherweise behauptet, der Höchste. Überragt wird er von dem Langenberg mit 843,2 m ü. NN und dem Hegekopf mit 842,9 m ü. NN. Nichts des so trotz markiert der Kahle Asten den höchsten Punkt des Sauerlandes und Nordrhein-Westfalens. Der Grund liegt darin, dass der Gipfel des Berges von dem Astenturm gekrönt wird. So erreicht man eine Gesamthöhe von 862m ü. NN.
Beim Rothaarsteig handelt es sich um einen 154 km langen Qualitätswanderweg über den Kamm des Rothaargebierges von Brilon nach Dillenburg. Der Wanderweg markiert eine alte Zoll-, Bistums- und Landesgrenze. Unter anderem grenzten dort die Gebiete der Franken und Sachsen aneinander.  Heute verläuft er auf weiten Teilen auf der Grenze zwischen dem Hochsauerlandkreis und dem Landkreis Siegen-Wittgenstein. Er bildet auch die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Zur Unterhaltung der Wanderer hat man dort riesige Plastiken und Skulpturen in den Wald gestellt.
Wir vertrieben uns derweil die Zeit mit 'Phrasen dreschen'. An Anstiegen wurde gerne betont: 'Der Berg ist dein Freund – Er hilft dir, dass du schneller wirst!' Als Tanja anmerkte sie habe ja so wenig trainiert, antwortete Christoph: 'Training ist für die, die es nicht können'. Das Mädel am Wende- und Verpflegungspunkt Rhein-Weser Turm kannte uns noch von vor zwei Jahren. Sie fragte meinen Kumpel Christoph, wo ich denn sei. Er erklärte ihr, ich laufe heute nur die 75 km. Worauf sie sagte: 'Ach so, nur die Hello Kitty Strecke'!!!
Dem Rothaarsteig folgte man bis zum Wendepunkt, Kühhude für die 75 km Läufer, der Rhein-Weser Turm für die 111 km Läufer. Von dort ging es auf direktem Weg, auf der immer gut markierten Strecke, nach Bödefeld ins Ziel zurück. Auf dem Rückweg bot mir das Kneipbecken bei Langewiese willkommene Abkühlung.
Der Untergrund bestand recht abwechslungsreich aus Wirtschaftswegen, Asphalt, trailigen Passagen mit Matsch und Dreck sowie Strecken über weiche Wiesen. Verpflegungsstellen passierte man in etwa alle 10 Kilometer. Dies war vorher angekündigt und so tat ich gut daran, bei dem warmen Wetter, eine Trinkflasche mitzunehmen. Die Labestationen boten deftige Stullen, belegt mit Wurst ,Schinken, Schmalz und Käse, sowie Obst und Kuchen an. An Getränken etwas Isotonisches, Hollenwasser, Malzbier, Cola und Kaffee. Sehr positiv anzumerken ist, dass es von der ersten Verpflegungsstelle an ordentliches Bier von Veltins gab. Am letzten Verpflegungspunkt gab es sogar 'Schwarze Sau', selbstgemachten Lakritz Likör! Einfach lecker!

Epilog: Im Ziel angekommen, wurde man gleich auf die Bühne geleitet, wo man seine wohl verdiente Medaille umgehangen bekam. Anschließend konnte man sich am Zielbuffet stärken. Duschen konnte man in der Turnhalle. Zum Abend hin startete die Hollenparty mit DJ, Speisen und Getränken!

Fazit:
Ein Klasse Lauf, absolut professionell und liebevoll mit unglaublichem ehrenamtlichen Engagement organisiert. Dazu ein super Startgeld-/Leistungsverhältnis.

P.S. Herr von Bödefeld, die älteren Leser kennen ihn vielleicht noch aus der Sesamstraße, hat übrigens nichts mit dem Ort Bödefeld zu tun.

Zum Foto mit dem Plakat: Ob die aushängenden Pausenregeln nur für die Grundschüler gelten oder ob diese auch für Läufer in Laufpausen Gültigkeit besitzen?

Zum Foto mit dem Anhänger: Bekannt ist ja der Ausspruch 'Schwerter zu Pflugscharen' aus der Friedensbewegung. Bei diesem Anhänger viel mir dazu passend 'Bierwagen zu Landwirtschaftsanhängern' ein.


Tipp:     Wenn du ein Foto anklickst, werden noch mehr Bilder sichtbar.
    Unter crazyrunner.de gibt es schon einen Film vom Holllenlauf 2014.
    Der Film zum Hollenlauf 2016 ist in Arbeit!

Text und Fotos: Stulle