In Abstimmung mit dem race director Mirko erscheint dieser Laufreisebericht erst nach der gesamten Tour und meiner nächsten Reise mit US-Transit.
Zu Jahresbeginn kam die Anfrage, ob wir Ende Mai Lust zu einer Laufreise in den Iran und in den Kaukasus hätten. Doris hatte als Cheforganisatorin unseres Dorflaufs keine Zeit. Also allein in den Iran, denn den Rest kannte ich schon. Der Stress begann schon beim Versuch, dass Startgeld per paypal an den Veranstalter zu senden. Blockiert von paypal, weil der Begriff „Teheran Park Marathon“ als Verwendungszweck gegen US-Recht verstoßen könnte, da der Kauf oder Verkauf von Waren aus oder in den Iran verboten ist. Alles klar: also Bezahlung ohne Betreff per Banküberweisung.
Nächstes Problem bei der Buchung des empfohlenen Hotels im Zentrum der Hauptstadt. Die üblichen Helferlein wie booking.com, expedia und Co. bieten in dem Land nichts an. Also ging es nur über Mirkos link bei Trip.com mit dem klitzekleinen Nachteil, dass die Stornofrist bereits Mitte April enden sollte, also 6 Wochen vor der Reise. Half ja nichts, denn ich wollte ja nicht unter der Brücke schlafen, somit mit Risiko gebucht. Dafür habe ich beim Flug auf Sicherheit gesetzt und gegen eine Extragebühr die kostenlose Stornierung oder Umbuchung gewählt. Nun hatte ich fast alles zusammen, bis auf das Visum. Die Botschaft weist auf die Möglichkeit des eVisums zum Preis von 50 EUR hin, dass man selbst online beantragen kann oder bei ausgewählten Reisebüros in den größeren deutschen Städten (u.a. die, in denen es vor den EU-Sanktionen Generalkonsulate gab). Diese Agenturen dürften den Kunden keine weiteren Leistungen (wie Flüge) aufdrängen und auch nur eine geringe Bearbeitung für die Weiterleitung des Visumantrags nehmen. Ich probiere natürlich die Online-Variante und der Antrag wird nach 5 Werktagen abgelehnt. Da mir unser Frankfurter Laufkumpel Giuseppe Fußballkarten fürs HSV-Spiel in Darmstadt besorgt hatte, stelle ich natürlich auch für ihn den Online-Antrag: ebenfalls abgelehnt. Also wenden wir uns an ein Reisebüro, bei dem Mirko, schon die Visa für sich und seine Begleiter besorgt hatte. Der Herr ist sehr nett, kommuniziert über Whatsapp und nach knapp 2 Wochen haben wir unsere eVisa erhalten. Die Servicegebühr war zwar ETWAS höher, aber wenigstens hat es schnell, gut und transparent funktioniert. Ende April musste aus familiären Gründen mein Doppelzimmerpartner Thomas absagen, dafür konnte ich kurz vor Reisebeginn Giuseppe aufnehmen, da sein geplanter Zimmergenosse kein Visum erhalten hatte, und somit auch kein Zimmer mehr brauchte. Ende Mai ging’s dann endlich los. Mit Pegasus nach Istanbul und beim Flughafen Mäkkes die Lauffreunde Andrea, Mirko und Michael aus Dresden und Giuseppe getroffen. Der Nachtflug war, wie Nachtflüge eben so sind: ätzend. Übermüdet kamen wir in Teheran an, wechselten Geld und fuhren mit dem Taxi ins Hotel. Dort hatten wir schon die Vornacht gebucht, so dass wir nach dem Frühstück uns hinlegen konnten. Mittags trafen wir uns, um mehr Geld zu wechseln, denn das Land ist vom internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen, also kein Einsatz von Kredit- oder Geldkarten, paypal oder wie sie alle heißen, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen und in den großen Basar zu gehen. Nachdem wir den richtigen gefunden hatten, stellten wir fest, dass der wirklich groß war. Am anderen Ende angekommen, verspürten wir Hunger, aber ein junger Mann begrüßte uns mit „Welcome to hell“ und warnte uns, dass das Essen auf dieser Seite nichts für europäische Mägen wäre. Also gingen wir zurück auf die andere Seite und aßen in einem Restaurant, in dem wir mit google-Translator die Speisekarte übersetzten, was teilweise interessante Speisen hervorbrachte (blumiger Fleischberg oder Muskel am Knochen) – hätte mich als Vegetarier ja nicht weiter gestört, nur sind Vegetarier dort eher selten, so dass Andrea und ich ziemlich „diskutieren“ mussten, damit wir zumindest ein paar Beilagen bekamen. Die Taxifahrt zum Hotel war genauso spannend, da wir uns nicht aufteilen wollten und der Fahrer auch nichts dagegen hatte, dass wir zur viert auf der Rückbank saßen. Und nun: endlich schlafen. Am Montag sollte noch Lauftroll Peter dazustoßen – tat er auch, ging aber sofort schlafen und hatte leider seinen Koffer nicht erhalten. Dort waren seine Laufsachen und –schuhe drin, dementsprechend war seine Laune, denn er wollte damit auch an den 3 weiteren Läufe teilnehmen. Für den ersten Lauf bekam er Unterstützung von Giuseppe, der ihm eine Laufhose und seine Ersatzschuhe anbot. Nach dem Frühstück kamen 2 Einheimische, wovon einer aus der internationalen Weltenläufergruppe ist, und der Finne Raoul dazu,. Die Details des Laufs wurden besprochen und danach deckten wir uns mit Verpflegung (hauptsächlich Getränke, denn es sollte warm werden), ein. Mit Taxis fuhren wir zu einem künstlichen See im Norden der Stadt, der von einer asphaltierten Promenade umgeben ist und der Mittelpunkt einer Freizeitanlage ist. Vor Ort kam noch ein Helfer dazu, der unsere Ausrüstung bewachte. Um 16 Uhr war Start bei 36°C. Auch hier wurde ich von 2 jungen Damen mit „Welcome to hell“ begrüßt, was mich aber nicht davon abhielt, die ersten 6 (von 8) Runden zu laufen. Danach begann es zu dämmern und die Promenade füllte sich zusehends mit Spaziergängern, Kindern, die in elektrischen Spielautos fuhren oder Radfahren übten, und sogar einigen Läufern. Alle Teilnehmer sollten ihre Kilometer zur Kontrolle mit einem GPS-Gerät dokumentieren. Leider zeigte mein Garmin bereits nach 1,5 km „Kein Signal“ an, was sich erst kurz vor dem Rundenende änderte. Genauso in Runde 2. In Runde 3 überholte ich Mirko und Michael und die berichteten mir vom umgekehrten Effekt, dass Mirkos Uhr zu viele km anzeigte. Damit war der GPS-Nachweis erledigt, was ich dann als erster Läufer allen anderen bei den Überrundungen mitteilte. Irgendwann sah ich auch das WC-Schild, so dass ich den Abbieger dorthin nehmen konnte. Fließend Wasser, um das Kühltuch wieder zu befeuchten. Die Getränkevorräte passten recht genau, später dann auch Magnesium-Pulver. Da auf der gegenüberliegenden Seite ein Metallbogen wie eine große Eisenbahnbrücke aufgestellt war, spielte in einer Runde mein Garmin komplett verrückt und zeigte einen sprunghaften Versatz von ca. 40 km nach Süden an. Nach den vorgegebenen 8 Runden sagte mir die Garmin, dass ich über 90 km gelaufen wäre. Mal ein gutes Beispiel, dass GPS-Geräte manchmal ein bisschen zickig sein können. Nach 5:11 h war ich als Erster im Ziel, wobei ich am Ende mit zwei Einheimischen mitgelaufen bin, die mich beim Gehen überholten und ich dabei die Gelegenheit ergriff, doch noch eine halbe Runde zu laufen. Sie fragten ziemlich viel, nachdem ich mich als Deutscher zu erkennen gegeben hatte. Nach Hotel, Grund der Reise, was ich arbeite, wo ich noch hinwollte, etc.  Später kam raus, dass beide Soldaten waren und meine Strategie, dass ich als Tourist zum Sightseeing im Land wäre, bewies sich als goldrichtig. Als sie ihre Runde fertig hatten, war ich froh, dass ich noch Restmeter zu laufen hatte, da sie fast an unserem Verpflegungspunkt stehenblieben. Nach meinem Finish kaufte ich in einem Lebensmittelladen im Kellergeschoss des kleinen Einkaufzentrums 2 große Malzgetränke mit Zitrone – schmeckte wie eine Faßbrause, also lecker. Mit einem Fahrdienst, der stark an Uber erinnerte, fuhren der Finne und ich zu unseren Unterkünften. Im Hotel kurz geduscht, 2 trockene Laugenbrezel gegessen und als Giuseppe kam, war ich schon im Halbschlaf. Beim nächsten Frühstück konnte endlich probiert werden, was an lokalen Spezialitäten im Angebot war, denn vor dem Lauf bin ich da lieber vorsichtig. Es ging so. Da war das vegetarische Sandwich zum Lunch unserer Stadtrundfahrt viel besser. Die Besichtigungstour führte zu einem Palast des ehemaligen Schahs, die mich an Versailles, Schloss Schönbrunn oder Sanssouci erinnterten: Spiegelsäle, riesige Kronleuchter, edles Porzellan und Silberbesteck. Die Geschenkvitrinen von europäischen Gästen waren ebenfalls gut gefüllt. Später ging es noch zum Nationaldenkmal und in einen Park. Hier konnte man es durch den Schatten der Bäume gut aushalten, auch weil ein Wind vom Gebirge kühlte. Apropos Berge: auf einigen der entfernten Gipfel lag vereinzelt Schnee. Außerdem fuhren wir am Fernsehturm vorbei – immerhin der 6-höchste weltweit. Abends gingen wir in ein gutes Lokal mit Musik zum Essen und zur Siegerehrung. Michael begeisterte die anderen Gäste mit einer Tanzeinlage, die sich sehen lassen konnte. Danach ging es ins Hotel, wo Giuseppe und ich nur noch das Gepäck abholten und zum Flughafen fuhren. Die Getränke dort waren nicht viel teurer als in den Läden in der Stadt  - daran dürfen sich andere Flughäfen gern ein Vorbild nehmen. Aufgrund der internet-Blockade im Herbst in China habe ich mich diesmal im Vorwege von einem Bekannten beraten lassen, der mir ein VPN-Tunnel-Programm empfohlen hat, welches perfekt funktionierte. Dazu eine eSIM, die ich bereits in Deutschland gekauft hatte.
PS: die Leute waren alle nett zu uns. Wenn sie merkten, dass wir aus Deutschland kamen, freuten sie sich. Wenn ich Hamburg, den HSV und den Fußballer Mehdi Mahdavikia, erwähnte, gingen die Herzen der Menschen auf.