Den Aruba-Marathon hatten wir schon ein paar Jahre im Visier. Schließlich war es die Ergänzung zum Curacao-Marathon 2016, da beide Inseln mit Bonaire die sog. ABC-Inseln in der Karibik bilden. Bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Veranstalter, schickte der mir den Anmeldelink für Curacao, da er den auch betreut. Auf meinen Hinweis, dass ich da schon gewesen bin, entschuldigte er sich und bot mir den Einheimischen-Tarif an, da wir schließlich Stammgäste wären. Letztes Jahr passte es nicht, da mein Arbeitskollege zu dem Zeitpunkt Urlaub hatte. Aber 2025 sollte es klappen. Bereits im Herbst in die Urlaubspläne eingetragen und Doris‘ Länderpunkte schon geplant, dass Aruba ihr 100. Land wird. Doch die Flugpreise von Amsterdam schreckten wahrlich ab, als ich eine Alternative über New York City fand. Zum weniger als dem halben Preis mit Delta, wobei die Transatlantik-Flüge von Air France und KLM durchgeführt werden. Gebucht in der Annahme, dass wir dann ein paar Wochen vor dem Reisetermin neue ESTA-Einreisegenehmigungen für die USA beantragen müssen. Bekannt aus 2022, als uns Air France statt über Panama nach El Salvador über Los Angeles reisen ließ. Aber Pustekuchen: glücklicherweise stellte ich früh fest, dass aufgrund früherer Reiseziele nun ESTA nicht mehr reicht, sondern ein US-Visum notwendig ist. Die mehrseitige Antragstellung (u.a. Auflistung der letzten 5 US-Reisen mit Datum und die Angabe der Auslandsreisen der letzten 5 Jahre (bei uns doch ein paar mehr!) und dann Anfang Januar zum Interview nach Berlin. 45 Minuten draußen in der Kälte warten, bevor wir nach Foto-Check und Fingerabdrücken dem Interviewer glaubhaft erklären konnten, dass unsere Reiseziele in teils spezielle Länder ausschließlich dem Marathonlaufen galten: Puh, das war nicht ohne und kostete das 4-fache vom ESTA! Bekanntlich musste Doris sportlich in Peking „nachsitzen“, um das 99. Land zu erlaufen. Nun sollte es bald soweit sein, und der Veranstalter schickte kurz vor unserem Reisebeginn noch eine Rundmail, in der er mitteilte, dass er selbst nicht gern im Dunkeln laufe und deshalb wegen der Startzeit um 3:00 Uhr morgens an 2 Stellen Zusatzscheinwerfer aufbauen lassen würde, ansonsten wäre die Strecke gut beleuchtet. Wir haben trotzdem Stirnlampen eingepackt. Wir flogen über Paris nach New York City, verbrachten dort eine Nacht am Flughafen, um am nächsten Tag nach Aruba zu fliegen. Da der JFK-Flughafen diverse Terminals mit Bahnverbindungen hat, waren wir froh, dass der Rückflug mit KLM am gleichen Terminal, also ohne Einwanderung und Sicherheitskontrolle ablaufen würde, denn da sollten wir nur 2 Stunden Umsteigezeit haben. Ach ja, kurz vor Reisebeginn teilte uns die Fluggesellschaft mit, dass man vorab ein Einreisedokument für Aruba online bestellen müsse. Gesagt, getan: wieder 20 Dollar pro Person weg. Dafür war die Immigration aber recht einfach. Vom Flughafen fuhren wir diesmal mit dem Bus, weil die Tourismusbehörde Arubas ausdrücklich mitteilte, dass ein gut ausgebautes Liniennetz mit regelmäßigen Verbindungen zu günstigen Preisen existiert. Nur schade, dass der Link dahin nicht funktionierte, so dass wir uns dann vor Ort orientieren mussten. Der erste Kleinbus fuhr nur bis in die Hauptstadt, wo wir Getränke kauften (geht dort alles auch mit der Parallelwährung US-Dollar), in einem Souvenirshop die üblichen Mitbringsel besorgten, bevor wir mit einem Linienbus zu der Hotelzone fuhren. Der Busfahrer hatte Mitleid, weil unser Hotel in einem anderen Ortsteil lag und wir noch 1 km zu Fuß gehen müssten. Wir haben es trotz Nachmittagshitze geschafft und sind dabei gleich beim großen M eingekehrt, um Mittag zu essen. Unsere Unterkunft war eher eine Lodge, mit ebenerdigen Appartements rund um den Pool. Der Nachmittag wurde verschlafen und als ich am nächsten Morgen eine Runde laufen wollte, warteten schon 3 Kolumbianer in Sportklamotten. Ich schloss mich an und schließlich ging‘s mit 10 Läufern auf eine Erkundungsrunde zum Hotel, in dem es später Startnummern geben sollte, am Samstag Pastaparty und am Sonntag den Start- und Ziel-Bereich. Nach dem Frühstück holten wir unsere Startunterlagen (Doris hatte überraschenderweise die Startnummer 600 bekommen!) und erfuhren, dass ca. 180 Teilnehmer für den Marathon gemeldet hatten - und dass das Zeitlimit für den Halbmarathondurchgang sehr hart kontrolliert würde mit dem Angebot, dass man sich bei Zeitüberschreitung auf Halbmarathon umbuchen lassen könne und dann auch eine Medaille bekäme. Die bauten schon ein „bisschen“ Druck auf. Wir fragten, ob man nach dem Durchgang bei Halbmarathon denn die Stirnlampen abgeben könne, was die Orga etwas irritierte, aber man würde eine Lösung finden, diese zur Kleiderbeutelabgabe zu bringen. Am Ende war der ganze Bereich so klein, dass der Gedanke überflüssig gewesen wäre. Danach haben wir uns ein Auto gemietet und sind den Nordbogen der Strecke abgefahren, haben Kakteenfelder bestaunt und haben an 2 tollen Stränden gebadet und zum Abschluss des Tages gab‘s Fish’n’Chips. Nächsten Morgen haben wir gemeinsam die Testrunde gedreht, sind noch mal schwimmen gewesen und nach dem Frühstück und Mietwagen-Rückgabe haben wir uns ausgeruht. Am späten Nachmittag Pizza ins Hotel liefern lassen und haben weiter geschlafen. So ausgeruht gingen wir am nächsten Morgen (2:00 Uhr) zum Start. Dort trafen wir neben der Kanadierin Karen (Teilnehmerin beim selbstveranstalteten Cap Verde-Marathon 2022) und dem Schweizer Alex (CC-Mitglied, so dass wir die erforderliche Personenzahl fürs Foto erreichten) auch noch die Laufkultour aus Deutschland – in der Gruppe war unglaublicherweise Marita, mit der Doris 2008 große Teile der 100 km von Biel gelaufen war. Zufälle gibt’s. Vor dem Start kündigte der Moderator an, dass Doris heute ihren 600. Marathon laufen würde. Karen meinte, sie kenne die Strecke und Stirnlampen wären, wie vom Veranstalter mitgeteilt, nicht erforderlich, und so packten wir unsere Lampen in den Kleiderbeutel. Ziemlich unklug, denn es waren lange nicht alle Streckenabschnitte beleuchtet, tw. Schwellen auf der Straße zur Temporeduzierung und die Scheinwerfertürme blendeten ziemlich, wenn man auf sie zulief. Egal, dafür konnte man auf der ersten Runde die Steigungen nicht sehen und ich war auf der zweiten Runde überrascht, dass wir sie in der ersten Runde hochgelaufen waren. Und das ungestörte Laufen der ersten Runde war auch wichtig, damit wir uns einen Zeitpuffer für den Cut-Off beim Halbmarathondurchlauf erarbeiteten. 15 Minuten Vorsprung waren nicht so viel, aber nach dem zweiten Erreichen des nördlichen Wendepunkts sahen wir die Läufer, die in Schlagweite vor uns liefen. Da war Doris‘ Motivation gleich etwas größer. Einmal wurde sogar ich nervös, als nämlich bei Kilometer 25 ein weißer Kleinbus langsam hinter uns herfuhr. Ich hatte Sorge, dass wäre schon der Besenwagen und der würde uns jetzt die nächsten 17 km verfolgen. Zum Glück bog der Bus bei der nächsten Hoteleinfahrt ab und ließ dort das Personal aussteigen. Die Getränkestationen waren im Übrigen bis zum Ende gut ausgestattet und ich habe Doris literweise Wasser über Kopf, Arme, Nacken und Rücken gegossen. Leider gab es keine Kilometerangaben, so dass ich mich auf den Garmin verlassen musste, um unser Tempo zu bewerten. Es sah gut aus und Doris hatte schließlich DEN Edelhelfer an ihrer Seite. Dazu nannte ich die letzten gut 10 km immer wieder Namen aus ihrer Laufhistorie, die einen Kilometer als Motivatoren dienten. Es half! Wir schafften die zweite Hälfte auch in knapp über 3 Stunden, so dass wir deutlich unter dem Zeitlimit die Ziellinie überquerten. Ich umarmte Doris, denn SIE hatte es geschafft. Sie hatte ihre Aufregung (ja, die gibt es auch nach 599 Marathons noch) in Willenskraft umgewandelt und trotz der hohen Temperatur war sie nur 9 Minuten langsamer als in Hamburg im April unterwegs. Im Ziel bekamen auch einige Helfer mit als ich Doris Urkunde und Pokal überreichte und applaudierten. Von Karen bekam sie eine Schärpe für das 100. Land überreicht. Nach den Fotos wanderten wir zurück zum Hotel und konnten dort aufgrund der nächtlichen Startzeit sogar noch frühstücken. Wir duschten und schliefen bis zum Nachmittag. Dann aßen wir den Rest Pizza und schliefen weiter. Am Pfingstmontag flogen wir via New York City (der Transfer hat bestens geklappt, da im gleichen Terminal) und Amsterdam nach Hamburg. Das war die Geschichte von Doris‘ 600. Marathon im 100. Land.

Kommentare

Submitted byWerner.Kerkenbusch on Don, 19.06.2025 - 16:30

Herzlichen Glückwunsch Doris zum doppelten Jubiläum. 600 in 100 Ländern was für eine Leistung ! Viel Spaß und Erfolg für die weitere Zukunft.
Viele Grüße auch an Mario aus Oberhausen