Nachdem sich der Frühling im März hierzulande noch ziemlich zurückgehalten hatte, sollte es im April doch endlich mal etwas werden. Doch weit gefehlt. Fast täglich längere Regenperioden und so wurde der ein oder andere Trainingslauf unvermeidlich zu einer feuchten Angelegenheit. Auch der Marathon in St. Wendel, der im vergangenen Jahr bei schon sommerlichem Wetter seine Premiere feierte, bleibt von dieser Schlechtwetterperiode nicht verschont.
Es regnet leicht knapp zwei Stunden vor dem Start der Wettbewerbe als ich mich kurz nach acht Uhr in den Saalbau begebe, um meine Startnummer abzuholen.

Der Saalbau ist wenige hundert Meter vom Start- und Zielbereich in der Bahnhofstraße am Schlossplatz entfernt. Die Organisation ist sehr professionell und ich bekomme die Startnummer sehr schnell, ohne Warteschlange, zumindest um diese frühe Uhrzeit.
Auf dem Rückweg zum Auto sehe ich einen Läufer im Vereinsanzug. Es ist Dietmar Mintgen. Zeit zu einem kurzen Smalltalk mit meinem ehemaligen Arbeitskollegen Hans-Jürgen Groesz ist noch genug vorhanden.
Im Start-/ Zielbereich gibt es große Wegweiser, denen auch der Regen nichts anhaben kann. Interessant auch die Hausbemalung. Hier wird gerade die Zielverpflegung aufgebaut. Es gibt leckere Wecken mit kleinen Schokoladenstückchen, sowie Bananen und als Erfrischung Wasser, Coca Cola, Hefeweizen und Lemmon-Bier.

Es sind knapp 10°C und ich entscheide mich, wieder lang zu laufen. Kurze Hose und Trägerhemd bleiben in der Sporttasche. Immerhin, zum Start um 10 Uhr hat der Regen aufgehört und er verschont uns im großen und ganzen auf der ersten der zwei zu laufenden Runden.
Cheerleader am Start sorgen für eine gute Stimmung. Auch ein kurzes Stück später, als die Strecke nach links abbiegt in die Mommstraße, erwarten uns schon weitere gut gelaunte Cheerleader.
Der Abstecher in die Werkstraße mit erstem Wendepunkt ist dagegen weniger ansprechend, aber man sieht hier praktisch das gesamte Starterfeld. Die Spitze, die einem schon wieder entgegen kommt und die Läuferinnen und Läufer die noch hinter einem kommen. Auf diese Weise entdecke ich schon nach zwei bis drei Kilometern den ein- oder anderen Vereinskollegen, wie z.B. Klaus-Peter Ulmschneider.
Zurück auf der Mommstraße geht es immer nach links, zunächst zum Kreisel Fausenmühle, zum Kreisel August-Balthasar-Straße und dann auf der B41 in Richtung Niederlinxweiler. Bis dahin hatten zahlreiche Bands trotz des trüben Wetters alle paar hundert Meter für Stimmung gesorgt. 30 Bands, so die Ausschreibung, seien über die Strecke verteilt und bis dahin war wirklich für gute Stimmung gesorgt.

Auf dem Weg auf der B41 läuft Dietmar Mintgen locker an mir vorbei. Ich habe zu kämpfen, fühle mich heute nicht gut. Aber ich beiße mich durch. Schon kommt mir das Führungsduo mit dem späteren Sieger (1) Sergej Zachepa aus der Ukraine entgegen, der den Marathon in 2:17:14 mit großem Vorsprung gewann.
Auch die Marathonsiegerin kommt aus der Ukraine. Mit 2:37:21 erzielte Anna Kovalenko ebenfalls eine ausgezeichnete Zeit. Das Feld der Marathonläufer (410 Finisher) ist zusammen mit den Halbmarathonteilnehmern (2038 Finisher) noch einigermaßen dicht und die Musikgruppen ganz unterschiedlicher Art sorgen für Abwechslung.
Die Verpflegung ist bei dieser Witterung ausreichend. Es gibt Wasser, Iso und Cola sowie Bananen. Je weiter wir uns aber auf diesem eintönigen Abschnitt auf der B41 von St. Wendel entfernen, um so weniger Musikgruppen feuern uns nun an. Nicht, dass gerade hier keine eingeplant waren, nein, deren Plätze waren schon eingerichtet, aber die Bands waren zum Teil nicht da, obwohl deren überdachte Plätze, wie hier auf Wagen einer „Eisenbahn“, eigentlich den besten Rahmen bildeten. So war es für mich und viele andere ein Kampf mit sich selbst.

Immerhin hat man auf diesem Abschnitt auch wieder die Möglichkeit, die schnelleren und langsameren Läufer zu beobachten. Bis zur Wende bei Niederlinxweiler ist es jetzt nicht mehr weit und schon kommen mir Hans-Jürgen Groesz und Dietmar Mintgen entgegen, die schon auf ihrem Rückweg nach St. Wendel sind.
Auf der B41 gibt es nur gelegentlich Zuschauer, die uns anfeuern und alle alle Läufer hoffen, dass dieser Abschnitt bald geschafft ist.
Kurz vor km 14 geht es dann endlich runter von der B41 und dann wieder auf die Mommstraße. Der Abstecher in die Werkstraße bleibt uns auf dem Rückweg erspart und es geht auch nicht rechts hinunter zum Ziel in der Bahnhofstraße.
Es geht zunächst gerade aus und über die Kreisweiler-, Jahn- und Hauptstraße zum 3. Wendepunkt in Urweiler.
Unterwegs fällt der Blick wieder auf interessante Hausbemalungen.

Ich entdecke Birgit Lennartz, die den Wendepunkt in Urweiler bereits hinter sich hat und gleich auf die zweite Runde geht. Sie wird in 3:12:47 die fünfte Frau. Ich muss noch die leichte Steigung dort hinauf bewältigen, wobei die unterschiedlichen Musikgruppen bei dem trüben Wetter auch optisch eine willkommene Abwechslung bieten.
Dann erreiche ich bei etwa km 18 auch diesen 3. Wendepunkt. Jetzt kenne ich die ganze Strecke und weiß, was noch vor mir liegt. Wieder zurück auf der Mommstraße biegen jetzt die Halbmarathonläufer nach links auf die Zielgerade ein, wir Marathonläufer haben die gesamte Strecke noch mal zu bewältigen. 
Die fehlenden Meter hinunter zum Ziel und wieder herauf werden auf der Werkstraße angehängt, indem die Wende dort nun weiter nach hinten verlagert ist. Hans-Jürgen Groesz, Klaus-Peter Ulmschneider und Dietmar Mintgen haben diese Wende bereits hinter sich.

Bernhard Hertinger überholt mich kurz vor dieser Wende und dann geht es wieder auf den Weg auf die jetzt sehr einsame B41. Dort kommt mir auf meinem Rückweg auch Bernhard Sesterheim entgegen.
Eigentlich hatte ich mir für meinen Ziel-60-Marathon eine 4:20 vorgenommen, aber gegen Ende merke ich, dass dies heute nicht errichbar ist. Dann eben die nächste Lücke bei 4:35 und bis dahin ist noch Zeit genug, z.B. für ein Foto mit den Cheerleadern. Bernhard Hertinger hat in der zweiten Runde mächtig Gas gegeben und kommt mir schon wieder entgegen. 

Hans Jürgen Groesz ist auch langsamer geworden und nachdem auch ich die letzte Wende in Urweiler passiert habe und auf der leicht bergab führenden Strecke in Richtung Ziel schleiche öffnet der Himmel vollends die Schleusen. Hatte es auf der zweiten Runde immer mal wieder Regenphasen gegeben, goss es jetzt wie aus Kübeln. Naß bis auf die Haut erreiche ich endlich die Zielgerade, wo die Ampel bei 4:35 auf grün steht.

Hier noch die Ergebnisse der Clubmitglieder:

238. Bernhard Hertinger 3:59:11 (28. M50)
272. Klaus-Peter Ulmschneider 4:08:09 (69. M45)
294. Dietmar Mintgen 4:15:07 (36. M50)
333. Michael Weber 4:35:01 (45. M50)
344. Bernhard Sesterheim 4:56:04 (8. M60)

Viele Grüße
 Michael Weber