Gerd hat über die PSD-Bank einen Freistart für diesen Marathon, doch mit dem Zug ist die Verbindung nicht ideal. So fragt er mich, ob ich nicht auch Lust hätte, in Freiburg zu laufen. Ich zögere lange und entscheide mich dann kurzfristig zur Nachmeldung, mit 58 Euro nicht ganz preiswert, aber durch den späten Start um 11:20 Uhr erspart man sich die Übernachtung.

Die Veranstaltung ist verkehrsgünstig am Messegelände angesiedelt. So findet hier auch eine Marathonmesse statt, auf der auch jagaball einen Stand hat, bei dem Sigrid ja seit letztem Jahr die Vereinskleidung bezieht. Hier gibt es großzügige Messerabatte, so dass ich mir für 25 Euro eine rote Longtight gönne, die ich gleich unter Wettkampfbedingungen testen werde.
In der Halle nebenan ist eine Bewirtung aufgebaut. Hier treffe ich unseren Sturmvogel Sigrid, die zusammen mit Renè über Nacht aus Kiel angereist war. Auch Ulrich ist hier. Ich hatte ihn ja bereits vor zwei Wochen in Kandel getroffen. Auf dem Weg zum Start treffe ich Karl Wolfgang. Er will heute versuchen, unter 4 Stunden zu laufen.

Hoffentlich bleibt uns der Regen erspart. Die dunklen Wolken machen aber skeptisch. Nette Bunnys und blühende Bäume. Auch wenn Freiburg eine der wärmsten Gegenden Deutschlands ist, heute ist davon nichts zu spüren. 9°C zeigt mein Thermometer kurz vor dem Start. Km 5 ist erreicht und es läuft genau so gut, wie in Kandel zwei Wochen zuvor. 42 Bands auf 21 Kilometern waren angekündigt. Auf den ersten Kilometern gibt es aber nur sehr vereinzelt welche, doch dann geht es Schlag auf Schlag und teilweise mit echt tollem Sound. Schade, dass man da so schnell vorbei ist.
  
In der Aussschreibung steht zur Strecke nicht viel, aber dass sie nach 2007 in diesem Jahr wieder über das geheime Wahrzeichen des Marathons, die Wiwilibrücke im Stühlinger mit Blick auf die Herz Jesu Kirche geht. Ich glaube, dass diese Szene gemeint ist. Parallel zum Marathon finden Schülerstaffeln statt. Eine gute Idee, die das Feld etwas streckt und den Schülerinnen und Schülern sicherlich sehr viel Spaß macht. Wir laufen in Richtung Altstadt, sicherlich die interessanteste Kulisse der Strecke, auch wenn es hier sehr viel über Kopfsteinpflaster geht, was mir aber keine Probleme bereitet.

Und in diesem Streckenteil gibt es darüber hinaus meiner Meinung nach die meisten Bands. Kilometer 8 und gleich durchlaufen wir den ersten von zwei Torbögen. Das macht richtig Spaß. Kurz danach laufen wir, wie mehrfach auf dieser Runde, durch das enge Spalier der Schüler, die auf ihren Wechsel warten. Dadurch, dass die Schülerinnen und Schüler nur kurze Abschnitte laufen, können sie mit uns langsameren Marathonis gut mithalten. Manchmal werde ich sogar von recht schnellen Jungs überholt. Es geht durch den zweiten Torbogen. Auch wenn es bei mir heute wieder sehr gut läuft, geht der Blick für interessante Fotoobjekte nicht verloren. Allerdings habe ich mich bezüglich dieser Kirche nicht schlau gemacht, muss ich gestehen.

Bands stehen jetzt an jeder Straßenecke und so läuft es fast wie von selbst.  Zur Abwechslung geht es mal ein kurzes Stück der Dreisam entlang. Der schmale Weg reicht hier aus, denn das Feld hat sich längst auseinandergezogen. Danach folgt ein leicht abschüssiges Stück mit Band Nr. 28 und einer der sehr zahlreichen Verpflegungsstationen. Wasser gibt es immer, auch Iso. Ab und zu Bananen und Energieriegel, sehr selten Tee. Straßen, wie diese, gibt es gerade in diesem Streckenteil sehr viele. Das wird vor allem in der zweiten Runde vermutlich hart werden.

Pumuckel Dietmar läuft auch hier wieder barfuß mit, wie ich ihn kürzlich in Antalya gesehen habe, aber auch viele andere sind kostümiert, wie dieser Indianer. Alle haben Taschen dabei. Vielleicht sammeln sie unterwegs Spenden für einen wohltätigen Zweck?
Dann bin ich schon auf der zweiten Runde, die sehr einsam beginnt und wo einem auf den ersten Kilometern der Wind ganz schön kräftig entgegenweht. Die beiden Bunnys waren mir zwischenzeitlich enteilt, aber bald habe ich sie wieder eingeholt, denn es läuft überraschender Weise immer noch gut.

In den Wohnstraßen gibt es natürlich ein paar Zuschauer am Straßenrand und auf den Balkonen, aber bei der Kälte lockt es halt doch nicht so viele raus. So bei km 28 setzt dann zu allem Überfluss auch noch der Regen ein. Doch zum Glück kein Problem auf den Kopfsteinpflaster Passagen. Es ist nicht rutschig. Dann überholen mich einige Smarts. Sie kündigen die Spitze der Halbmarathonläufer an, die mich so bei km 36,5 erreichen. Sie waren um 14:00 Uhr gestartet.
Anfangs ist so was ja eine willkommene Abwechslung, aber gegen Ende fühlt man sich als Marathonläufer irgendwie fehl am Platz. Da kann man das Tempo einigermaßen durchlaufen und kann so nach und nach noch überholen, aber es schießen permanent die schnellen Halbmarathonis vorbei, mit denen man irgendwann ins Ziel gespült wird. Das ist meiner Meinung nach für die Marathonläufer im 4 Stunden Bereich nicht gut gelöst.

Im Zielkanal bremse ich noch etwas ab, um brutto eine 4:06 zu erreichen. Eine weitere Verbesserung meiner aktuellen Ziel-60 Einstiegszeit. 

Ich springe dann kurz zum Auto, ziehe was wärmeres an, um die restlichen Clubmitglieder beim Zieleinlauf abzulichten. Gerd bleibt aber der einzige, denn der Regen nimmt zu und bei den kühlen Temperaturen ist das nicht gerade angenehm, wenn man bereits durch den Marathon ausgezehrt ist.

Grüße
 Michael Weber