Kürzlich hatte ich schon mal angemerkt, dass ich richtig neidisch bin, ob der vielen Startmöglichkeiten im norddeutschen Raum. Ok, ich hätte eine Woche zuvor nach Sonthofen fahren können, ist aber auch nicht der nächste Weg und im Nachhinein bin ich froh, dass ich mir diesen Bergmarathon bei hochsommerlichen Temperaturen nicht angetan habe, dafür hatte ich aber mit einigen Lauftreffkolleginnen und -kollegen zu Hause am Neckar entlang einen 32 km Trainingslauf als langen Lauf gemacht, zusammen mit dem Lauf zum Treffpunkt und wieder nach Hause kamen so für mich 37 km heraus. Auch ok, wenn auch nicht zählbar.
Heute soll es aber wieder ein richtiger Wettkampf sein und dafür fahre ich um 4:45 Uhr mit Gerd los in das 200 km entfernte Egelsbach bei Darmstadt.     

Im großen Zelt, wo wir ohne Warteschlange unsere Startnummern erhalten, finden sich so nach und nach weitere Clubmitglieder ein, wie Klaus-Peter, Daniel und Klaus. Es ist wie schon bei meinem letzten Marathon in Füssen wieder mal nicht sommerlich, sondern mit rund 13°C dafür ideales Laufwetter. Ich entscheide mich für mein langes Laufshirt. Dieter, kein Clubmitglied, aber ein Läufer aus der Nähe von Stuttgart, läuft gar mit dünner Jacke. Eva hat auch den Weg nach Egelsbach gefunden. Klaus-Peter schaut auch noch etwas skeptisch, hat dieses Jahr ein paar gesundheitliche Probleme. Wie wird es heute laufen? Klaus hat sich warm eingepackt. Wie er wohl läuft, wenn es richtig kalt ist?

Endlich mal zwei, die gute Laune ausstrahlen: Gerd und Ulrich. So langsam füllt sich der Startbereich auf der Straße vor dem Sportplatz. Gabriel versucht es auch erstmal mit einer dünnen Jacke, die kann er später evtl. wegpacken. Daniel und Eva laufen kurz. Vergangenes Jahr hatte ich hier einige Damen in Laufröckchen gesehen, doch da war es wärmer und heute? Ja, sie sind auch wieder hier. Und diese Dame lief doch im Vorjahr lange Zeit mein Tempo, bis ich leider abreißen lassen musste. Wie wird es heute? Pünktlich um 8:00 Uhr erfolgt der Start. Kilometer drei und sie ist verdammt schnell unterwegs, hat ihre Jacke bereits weggepackt. Nein, da laufe ich mich kaputt. Ich lasse sie ziehen.

Nach der ersten Verpflegung überholt mich mich ein bekanntes Gesicht. "René, dreh dich mal um, dass ich dich von vorne sehe". Nach einer Verletzungspause läßt er es heute langsamer angehen und nimmt sich die Zeit. Kilometer 11 und da sind die Damen in ihren Laufröckchen wieder. Hatten Sie sich zu Anfang übernommen oder habe ich an Tempo zugelegt? Vielleicht beides. Mit meiner 57:17 bei km 10 bin ich auf jeden Fall mehr als zufrieden.

Warum nicht mal eine schnelle Zeit versuchen, bei diesen optimalen Laufbedingungen? Kurz nach km 24 biegen wir ab in unsere zweite Waldrunde, aus Egelsbach sind die Teilnehmer des 10 km Laufs gerade im Anmarsch, die uns ein Stück begleiten. Das Tempo derer, die gerade kommen, ist nahezu gleich mit meinem. Sie ziehen mich mit. 
Km 15 hatte ich mit 1:25:46 gestoppt (28:29 für diesen 5 km Abschnitt). Km 20 bei 1:53:47 (28:01) und die Halbmarathonmarke nach 2:00:01. Könnte ich unter 4 Stunden schaffen? geht es mir durch den Kopf.  Eigentlich ja nicht, denn dann müsste die zweite Hälfte sogar etwas schneller sein.
Was zeigt die Uhr bei km 25? 2:22:36 (28:49). Na schau'n mer mal.

Kilometer 30 ist passiert in 2:50:45 (28:09), doch jetzt kommen zwei leichte Anstiege. Wenn ich die einigermaßen hochkomme...
Wenn ich sub 4 tatsächlich versuche, dann nur, wenn ich nun keine Fotos mehr mache. Entweder - oder!
Die Steigungen komme ich gut hoch und die lange Asphaltgerade gibt die Möglichkeit, etwas auszuschnaufen.
Und danach geht es leicht bergab, da heißt es dann Tempo bolzen, zumindest für meine Verhältnisse.
So werde ich bei km 35 belohnt mit einer 3:18:58 (28:12). Noch ein letzter leichter Anstieg. 
3:30 glatt bei km 37. Noch 5 km und 195 Meter und das in weniger als 30 Minuten. Schaffe ich das? Ab km 38 geht es größtenteils bergab. Wenn kein Einbruch kommt, dann vielleicht.
Kilometer 40 erreiche ich nach 3:46:16 (27:18). Wird das reichen?
Natürlich reicht das. Ich mobilisiere die letzten Reserven und erreiche das Ziel nach 3:57:50. Über drei Jahre war ich nicht mehr unter vier Stunden gelaufen. Es geht also noch, ein tolles Gefühl.   

Es ist kühl und so ziehe ich mich erst einmal um, um danach zu sehen, wer noch so alles einläuft. Klaus läuft in 4:21 ein. Daniel war schon vor Klaus im Ziel in 4:11. Klaus-Peter hat noch ein paar Meter. Dann kommt Ulrich, der noch im Frühjahr unter 4 Stunden unterwegs war, aber ich habe ihn auch nicht nach seinem Programm gefragt, weiß also nicht, was er schon alles in den Beinen hat. Gerd kommt nach 4:54 als wiederum ältester Teilnehmer ins Ziel und hat sich doch tatsächlich unterwegs diese nette Dame geschnappt. Wenn das seine Helene wüßte!

Wer mehr von der Strecke sehen will, den verweise ich auf meinen Vorjahresbericht:
http://www.100-marathon-club.de/de/node/551 

Hier noch die Ergebnisse der Clubmitglieder, die sich erfreulicher Weise auch alle unter dem Clubnamen angemeldet haben:
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Viele Grüße
 Michael Weber