Pheidippides soll seinen sagenhaften Lauf von Marathon nach Athen am 12. September 490 v. Chr. gelaufen sein und somit jährt sich dieser Lauf zufälliger Weise mit dem 10 Wald- und Naturlauf in Rannungen (Lankreis Bad Kissingen).
Deshalb, und weil der TSV Rannungen in diesem Jahr sein 100. Jubiläum feiert, hat der Veranstalter einen einmaligen Jubiläumsmarathon in das Programm aufgenommen. Auf unserer Clubseite hatten wir diese Veranstaltung ja beworben.
Durch den späten Start um 10:00 Uhr sind die 220 km Anreise aus Stuttgart auch am Morgen vor dem Marathon problemlos möglich, wenn auch einige Nebelbänke unterwegs erhöhte Aufmerksamkeit fordern.
Etwas Nebel liegt auch über dem Veranstaltungsgelände, so dass es eine Stunde vor dem Start noch recht frisch ist.
Die Startnummernausgabe ist am Ende eines schmalen Flurs oberhalb der Bewirtungshalle nicht gerade groß, so dass wir uns in eine kleine Schlange einordnen müssen. Geht dann aber doch recht zügig.
Wenig später allerdings geht die Schlange schon über die Treppe hinunter, wenn da mal pünktlich gestartet werden kann.
Der Nebel hat sich inzwischen verzogen. Uns erwartet ein laut Ausschreibung landschaftsbezogener Erlebnislauf mit einem zum Teil hügeligen Kurs auf Feld-, Wald-, Wiesen- und Teerwegen. In der günstigen Startgebühr ist auch ein schönes Funktionsshirt inbegriffen, das wir hier an diesem Stand erhalten.
Gerd habe ich wieder mitgenommen und auch Bernhard ist hier am Start.
Daniel konnte mit Bernhard mitfahren, ich hatte ihn ja vor zwei Wochen in Egelsbach bereits getroffen.
Lange nicht gesehen hatte ich Jürgen, hier mit Anton von Marathon 4 you. Aber genau wie Hartmann läuft Jürgen jeden Marathon nur einmal, so dass bei so einem einmaligen Event die Chancen, ihn zu treffen, natürlich größer sind.
Gerhard vom Club Super Marathon Italia, dem italienischen 100 MC, hat sich auf die Brust geheftet, was er heute laufen wird, nämlich seinen 391. Marathon.
Wir sind pünktlich im Startbereich auf dem inzwischen durch die Sonne abgetrockneten Rasen, aber es geht noch nicht los.
Hatte ich mir schon fast gedacht, angesichts der Schlange bei der Startnummernausgabe.
Wir starten erst mit 14 Minuten Verspätung.
Dann geht es erstmal eine große Runde über den großen Rasenplatz.
Und ein zweites Mal über die erst Gerade,
bevor wir dann am Wasserturm vorbei auf den Rundkurs gehen.
Das Wetter ist hervorragend. Blauer Himmel, aber nicht warm. Da macht das Laufen Spaß.
Die farbige Markierung auf der Startnummer verrät die Strecke, für die sich die Läuferinnen und Läufer angemeldet haben. Gleichzeitig gestartet sind in grün die 10 km Läufer, in rot die Halbmarathonis und in gelb die Marathonteilnehmer.
Das Läuferfeld schlängelt sich leicht bergab, nach der Rasenpassage sehr gut zum Einlaufen.
Das läuft ganz locker.
Kann aber natürlich nicht ewig so gehen. Bei km 2 ist Schluß damit, nun folgt ein erster leichter Anstieg in den Wald.
Jürgen hat zu mir aufgeschlossen, hat sehr viel zu erzählen. Wir laufen lange zusammen.
Der Veranstalter hat sich einiges einfallen lassen, um uns Läufer bei Laune zu halten. Hier ist es diese fröhliche Musikgruppe,
da das alkoholfreie Bier an einer Verpfelgungsstation.
Und das habe ich auch noch bei keinem Marathon erlebt: Eine Radarkontrolle! Zu Beginn einer leicht ansteigenden Wiesenpassage wird unsere Geschwindigkeit gemessen. 13 km/h wäre natürlich traumhaft. Es wurden aber bei mir tatsächlich 10 km/h angezeigt, was zu diesem Zeitpunkt exakt richtig war. Bis jedoch der Fotoapparat einsatzbereit war, war die Anzeige wieder verschwunden, so dass ich einen Helfer bat, hier mal kurz ein paar Meter zu laufen. Ausgeruht war der auf der Kurzdistanz natürlich schneller.
Daniel hat inzwischen auch zu uns aufgeschlossen. Der 100 Marathon Club läuft nun als Dreiergruppe. Wenn das keine Werbung ist?
In der Tat ist die Strecke sehr abwechslungsreich, aber auch nicht einfach zu laufen. Wiederholt haben wir Anstiege zu bewältigen. Das kostet Kraft auf diesem weichen Waldboden.
Aber wichtiger als eine schnelle Zeit ist das abwechslungsreiche Panorama. Ein wirklich reizvoller Landschaftslauf.
Und so ein schmaler Weg zwischen den Bäumen hindurch macht einfach nur Spaß.
Nur selten mal geht es ein paar Meter auf Straßen, so wie hier, als wir kurz vor der Halbmarathonmarke Rannungen wieder erreichen
und natürlich gebührend empfangen werden.
Noch ein paar Meter durch den Ort
und wir sind wieder auf dem Sportplatz. Bei km 10 waren wir bereits hier, nun ist es die Halbmarathondistanz.
Laut Ausschreibung geht es auf der ersten Hälfte im und in der zweiten gegen den Uhrzeigersinn. Ich hatte daraus gefolgert, dass wir die komplette Strecke in umgekehrter Reihenfolge laufen. Das ist auch richtig. Zu einer Begegnung mit den vor und hinter einem Liegenden kommt es aber nicht, denn die Strecke ist wie eine große 8. Am Anfang waren wir eine 10 km Schleife gelaufen, dann eine andere etwas größere und nun wieder beide dieser Schleifen, aber jeweils andersrum. Und trotzdem ist das sehr reizvoll, denn die Strecke kommt einem tatsächlich aus diesem Blickwinkel ganz anders vor.
Wieder was neues: Honigbrot an einer Verpflegung. Die Helfer weisen extra darauf hin. Aber diese Brote sind "nur" dick mit Butter bestrichen. Schmeckt auch hervorragend, die Honigbrote waren wohl den schnelleren Läufern vorbehalten.
Die 10 km Schleife ist schon wieder geschafft und auf geht es in die letzte lange Schleife, zu deren Anfang wir nun von den Cheerleadern angefeuert werden.
Wasser, Apfelschorle, Iso, Cola. Recht bunt die Getränke, die uns an den Verpflegungsständen angeboten werden und bei solch netten Damen kann man die Strapazen, die das Laufen inzwischen doch mit sich bringt, kurz vergessen.
Jürgen hatten Daniel und ich schon lange ziehen lassen. Er hatte uns anfangs doch etwas zu schnell gezogen. 4:17 hatte Daniel angepeilt, als Lücke im Ziel-60 Marathon. Danach würde erst wieder eine 4:39 passen.
"Daniel, eine 4:17 auf dieser Strecke halte ich heute für unrealistisch." Er musste mir zustimmen und so peilen wir nun die 4:39 an, die auch ich gebrauchen kann.
Doch wir sind beide müde nach 35 km. Um die 4:39 zu schaffen müssen wir uns nochmal ins Zeug legen. Gemeinsam gelingt dies aber und so können wir beide diese Lücke
schließen.
Jürgen war bereits nach 4:21 Stunden im Ziel. Anton gar schon nach 3:55.
Aber das ist ja das tolle am Marathonlauf. Hinterher sind alle glücklich über die vollbrachte Leistung.
Auch Gerhard, der es sich nicht nehmen läßt, im Ziel verwöhnt zu werden.
Bernhard hat es auch geschafft, kommt nach einer Verletzungspause wieder langsam in Fahrt. Heute sind es 4:51. Bald wird er wieder vor mir im Ziel sein.
Gerd darf auch die Holzmedaille in Empfang nehmen und ist überglücklich, es unter fünf Stunden geschafft zu haben. Am Ende steht eine 4:53 zu Buche. Alle Achtung bei diesem Streckenprofil.
Viele Grüße
Michael Weber