Es war das Jahr 1987, als der „Quentsch“ zum ersten Mal die 42,195 km unter die Laufschuhe nahm. Nach 3:35 Stunden überlief (bzw. überkroch) er völlig fertig die Ziellinie beim 2. Hamburg Marathon und war danach nicht einmal mehr in der Lage sich hinter das Steuer von seinem Auto zu setzen. Die im Vorwege anvisierte Zeit von unter drei Stunden klar verfehlt, sie wurde aber ein Jahr später in Hamburg bei seinem zweiten Marathonversuch erlaufen. Insgesamt 22 Mal überlief der Kaltenkirchener von 1987 bis 2021 in Hamburg die Ziellinie. 2018 übernahm er die Rolle des fünf Stunden Tempomachers.
Der „2020“ Event wurde wegen Corona erst im September 2021 ausgetragen. Waren es 2018 und 2019 nach knapp über 10.000 Finisher, so erreichten 2021 durch die mehrfachen Verschiebungen des Event keine 2000 Teilnehmer (mit dem Quentsch) die Ziellinie. 2022 bis 2024 meldete sich der 100 MC Läufer nicht in Hamburg an, fuhr aber 2024 mit seiner Frau von Kaltenkirchen nach Hamburg mit dem Rad an die Laufstrecke und bekam Lust auf einen erneuten Start beim Hamburg Marathon. Als die Anmeldung ein paar Tage später für 2025 freigeschaltet wurde, ergatterte der „Quentsch“ einen Startplatz in der untersten Preiskategorie für 99 Euro. Zwei Gutscheine (8 + 20 Euro) konnte er noch einsetzen und nach einer Spende von 1 Euro lag die Startgebühr für ihn bei „nur“ noch 72 Euro.
Nachdem der „Quentsch“ Karfreitag, eine gute Woche vor dem Hamburg Marathon 2025, zum ersten Mal nach seiner Achillessehnen Operation (Juli 2023) wieder eine Zeit unter 5 Stunden (4:39) geschafft hatte, war er hoch motiviert auch in Hamburg unter 5 Stunden zu bleiben. Ein paar Kilos hatte er auch noch im April schnell abgebaut, also beste Voraussetzungen.
Ein Großstadt Marathon ist nicht unbedingt das Ding von dem Quentsch, der ganze logistische Aufwand ist ihm eigentlich zu groß und verschlingt natürlich auch immer viel Zeit. So fuhr der Kaltenkirchener am Freitag auf die A7 um seine Startunterlagen in Hamburg abzuholen. Erster Stau auf der A7 bei Quickborn, zweiter Stau auf der Autobahn ab Stadtrand Hamburg. Eine Ausfahrt früher als geplant in Hamburg abgefahren, durch die Stadt gewühlt und eine Straße ca. einen Kilometer entfernt von den Hamburger Messehallen angefahren. Dort fand der Kaltenkirchener noch 2021 ohne Probleme einen freien und kostenlosen Parkplatz beim Marathon. Kein Parkplatz frei und ein Parkautomat steht da jetzt auch. Durch zahlreiche Baustellen gefahren und irgendwann endlich einen Parkplatz mit Parkautomaten in einer Straße Nähe der HH Messe gefunden. 4,6 Euro für eine Parkdauer von ca. 1,5 Stunden bezahlt.
In ca. 8 Minuten zur Messe gegangen und dort z.B. die 100 MC Vereinskameraden Birgit Graupner, Doris und Mario Sagasser und Martina Ramthun getroffen. Startunterlagen abgeholt und zurück zum Auto. In Stellingen schlug der Versuch auf die A7 aufzufahren fehl. Fünf Autos vor dem Quentsch sprangen alle Lichtzeichen ganz plötzlich auf Rot und zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei fuhren mit Blaulicht und Sirene die Auffahrt schon wenige Sekunden später runter. Also neue Wegstrecke durch Hamburg zu einer anderen A7 Auffahrt gesucht. Genervt dann irgendwann zu Hause wieder angekommen. Wie hatte ein Arbeitskollege noch am Morgen gesagt: „Arne hole die Startunterlagen doch einfach mit dem Rad ab, die ca. 80 km sind doch kein Problem für dich“. Hätte man vielleicht wirklich bei dem schönen Wetter machen sollen, hätte wahrscheinlich auch nicht länger gedauert.
Der Tag vor dem Marathon war dann ein Traumwettertag, der noch für 72 km auf dem Rad genutzt wurde. 72 Bahnen (1,8 km) wanderten auch noch in die Schwimmstatistik.
Um 5:20 Uhr klingelte der Wecker am Marathontag. In aller Ruhe noch eine Gymnastik-und Krafttrainingseinheit absolviert und noch läppische 3 km auf dem Rad gefahren (komplett Radlose Tage mag der Quentsch in seiner Statistik überhaupt nicht). Auch ganz wichtige Vorbereitung, noch gut mit Sonnencreme eingeschmiert! Kurz vor 7 Uhr Abfahrt mit dem Auto Richtung Hamburg bei nur 5 Grad Temperatur. Da anscheinend fast ganz Hamburg seit 2021 mit Parkautomaten ausgestattet wurde, die an allen sieben Wochentagen größtenteils nur das Parken von maximal 180 Minuten zulassen, fuhr der Quentsch zum ersten Mal ab Hamburg Stellingen (dort ein kostenloser Parkplatz bei einem Discounter/ Sonnenbrille dummerweise für den Lauf im Auto vergessen) mit der Bahn die knapp 15 Minuten bis zum Dammtor Bahnhof und ging von dort zu den Messehallen. War er bisher nach dem Zieleinlauf immer direkt zum Auto gegangen und hatte sich dort umgezogen, so gab er diesmal seinen erhaltenen roten Kleiderbeutel mit Wechselklamotten ab.
Bei der Kleiderbeutelabgabe traf er Jaqueline Hasse, mit der er ihren Premierenmarathon (HH-Öjendorf September 2019) gemeinsam gelaufen war und inzwischen haben die beiden Marathonläufer aus dem Kreis Segeberg so einige hunderte Marathonkilometer in Deutschland und Dänemark gemeinsam zurückgelegt. Jaqueline wollte eine Zielzeit von unter 5 Stunden anpeilen. Also ein Fall für Tempomacher Quentsch, der diese Zeit ja auch laufen wollte.
Startaufstellung im letzten Startblock (N) und als einer der letzten 10 Aktiven ca. 18 Minuten nach dem 9:30 Uhr Startschuss die Startlinie überlaufen. Kontinuierliches Überholen und nach knapp 1:07 Stunden die 10 km Marke passiert. Danach wurden die Zeiten langsam und die 21,1 km Marke wurde erst nach 2:30:11 Stunden erreicht. Jaqueline „meckerte“ bei ihren 58. Marathon inzwischen, dass es erst ab km 25 Cola geben sollte. Genau wie der Quentsch trinkt Jaqueline bei Marathonläufen gerne durchgehend den Treibstoff Cola.
Bei km 21,1 trennten sich dann die Wege. Der 100 MC Läufer, der bis dahin mit angezogener Handbremse auf der ersten Streckenhälfte unterwegs gewesen war, wollte nun im Alleingang versuchen doch noch unter die 5 Stunden Marke zu kommen. Da der Quentsch fast immer deutlich schnellere erste Hälften läuft, sollte dies allerdings nicht leicht werden. Bis Kilometer 29 lief es optimal, doch dann kam plötzlich recht überraschend der Einbruch. Die Cola zeigte komischerweise gar keine Wirkung und war leider am letzten Stand des Laufes bereits komplett weggetrunken (darf einem Veranstalter eigentlich nicht passieren, wenn noch ca. 600 Teilnehmer dort vorbeikommen). Die Hitze (18 Grad, keine Wolke) nervte und als die 5 Stunden Tempoläufer bei km 33 ganz locker vorbeizogen, war die Motivation endgültig völlig weg.
Zahlreiche der Zuschauer, die auch nach 5 Stunden zu tausenden bei dem tollem Wetter noch an der Laufstrecke standen und die Läufer anfeuerten, riefen den Quentsch mit Namen an, der auf seiner Startnummer gedruckt war. Die meisten Anfeuerungsrufe waren in der Art: „Arne, du hast es fast geschafft, jetzt nicht aufgeben“. Sah ich tatsächlich so schlecht aus? Der Quentsch hat doch noch nie einen seiner über 600 Wettkämpfe abgebrochen, auch wenn er oft große Lust dazu gehabt hätte.
Für das Hahn/Weber Spiel fehlte noch die 5:05 und 5:07 Zeiten. Mist, den „Gorch Fock Wall“ geht es im Bereich Kilometer 41 bis 42 in Hamburg immer leicht aufwärts. Leichte Steigung heißt für den Quentsch Berg und da wird schon seit einigen Jahren fast grundsätzlich gegangen. Also ein weiterer Zeitverlust. Wenige 100 Meter vor dem Ziel dann die Hochrechnung, wird eventuell ganz knapp mit der 5:05 Std. Zeit. Zu viel körperlicher Stress muss auf den letzten Metern für den alten Mann nun wirklich nicht mehr sein, also lieber die 5:07 Zeit wegspielen und noch einmal eine kurze Pause vor dem Ziel eingelegt (sonst wäre es eine 5:06 Zeit geworden) und die Haare für das Zielfoto schön machen. Mit der bisher langsamsten Hamburg Marathon Zielzeit von 5:07:10 Stunden in die Ergebnisliste, alles gut! Zur Überraschung (Event war ausgebucht) keine 8800 Läufer im Ziel angekommen und der Quentsch hat nur gute 500 Teilnehmer hinter sich gelassen.
Nach dem Umziehen wurde in der Halle noch auf Jaqueline gewartet, die das Ziel nach 5:27:49 Stunden erreicht hatte, der sub 30 Frau fehlen jetzt noch 42 x 42,2 km bis zur Vollmitgliedschaft im 100 Marathon Club. Ab zum Dammtor Bahnhof und zurück nach Hamburg Stellingen. Übrigens hatte die Bahn tatsächlich während des Laufes ihre Preise nicht erhöht und kam auch noch pünktlich. Für beide Touren je 3,1 Euro bezahlt. In Stellingen das bereits im Vorwege befürchtete Chaos. Der HSV hatte gegen Karlsruhe gespielt bzw. verloren und hunderte HSV Fans wollten den Zug von Hamburg Stellingen nehmen. Das Auto auf dem Discounter Parkplatz erreicht und dann ging gar nichts mehr, denn die Straßen waren durch den Fußballfanrückreiseverkehr völlig verstopft.
Die Hamburger Polizei und die Sanitätsdienste hatte an diesem Sonntag mit den zwei Großveranstaltungen Marathon und HSV sicherlich einen sehr hohen Arbeitsaufwand!
Nach der Ankunft in Kaltenkirchen in der HolstenTherme ausgiebig geduscht, noch 550 Meter geschwommen und ab zum Griechen und die Quentsch Standartnummer 185 zum Mitnehmen bestellt. Nach dem reichhaltigen Essen war der Tag (bzw. nach ein paar Ouzo auch die etwas schwache Laufzeit) wieder völlig in Ordnung.
Nach dem Marathon ist vor dem Marathon: Der nächste eingeplante Marathon (ein Quentsch Event) ist zum Glück wieder deutlich ruhiger. Keine Startnummern, keine 10 Minuten Anfahrtsweg, bestimmt kein Stau unterwegs, freie kostenlose Parkplätze, keine drei Sekunden bis über die Startlinie und man trifft wohl nur die beiden Sagassers als HSV Fans.
AF (Quentsch) Nr. 379 / Nr. 23 beim Hamburg Marathon
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Kommentare
Hallo Arne, danke für deinen…
Hallo Arne,
danke für deinen sehr ausführlichen und wie immer sehr humorvollen Bericht! Herzlichen Glückwunsch zu deinem Finish. Es waren ja fast tropische Temperaturen für euch Läufer, aber ... nur die Harten kommen in den Garten!
Viele Grüße
Gunla