Ende letzten Jahres verfolgte ich in Jörg Chittkas Status, wie er 4 ostasiatische Marathons in einer Tour kombinierte. Dazu gehörte auch Manila auf den Philippinen und der hatte ein Zeitlimit von 7,5 Stunden. Nachdem Doris ihr 100. Land absolviert und ich meinen runden Geburtstag im Juni gefeiert hatte, begann die Planung unserer Reise nach Ostasien.
Manila war für den letzten Novembersonntag angekündigt. Da ich am Wochenende danach wieder den Weihnachtsmann bei der örtlichen Theatergruppe spielen werde, konnte also nur davor erweitert werden. Aufgrund der politischen Lage dachte ich mir, dass Taiwan ein Land ist, worauf man vielleicht nicht allzu lange warten sollte. Deshalb suchte ich uns den Taichung-Marathon am vorletzten November-Wochenende aus. Die Homepage des Veranstalters war auch in englisch verfügbar, allerdings war das Anmeldeformular noch chinesisch. Mit Unterstützung der Mutter von Tochter Caros Schulfreundin Carmen und der Übersetzungs-App auf dem Smartphone konnte ich Doris und mich anmelden. Allerdings blieben einige Punkte ungelöst, wie die Bezahlung der Startgebühr (nur per taiwanesischem Bezahlsystem oder Überweisung von einem inländischen Bankautomaten), wie man zum Start kommt (in der Nähe gab es keine Hotels) und wofür die sog. Komfortstartnummer gut wäre. Zumindest für die Bezahlung konnte ich im email-Dialog mit dem Veranstalter klären, dass wir vor Ort bezahlen dürften. Die Anmeldung für Manila war dagegen ein Selbstgänger, da es sich um einen Lauf aus der Rock’n’Roll-Serie handelt, die von Amerikanern ausgerichtet wird.
Nachdem die Urlaube mit KollegInnen und Chefs abgestimmt waren, konnten Hotels und Flüge gebucht werden. Den Flug von Taipei nach Manila gibt es als Direktverbindung, so dass noch 2 Tage in Taipei eingebaut wurden. Da im Oktober ein Taifun in der Region aktiv war, fragte ich sicherheitshalber bei den Veranstaltern nach, ob vor Ort denn alles ok sei. Wettertechnisch sollte es passen, doch nebenbei erfuhr ich, dass der Manila-Marathon aufgrund eines Nationalfeiertags um einen Tag vorverlegt wurde. (Da der Nationalheld bereits seit über 100 Jahren an diesem Tag geehrt wird, war ich überrascht, dass der Veranstalter erst kurz vor dem Termin auf diesen Terminkonflikt aufmerksam wurde.) Egal, wir hatten zum Glück genug Vorlauf , so dass wir nicht umbuchen mussten. Perfekt an dieser Region, dass wir keine Visa benötigten: man muss sich nur 72 Stunden vor der Einreise online registrieren. Das einzige, was ich nicht vorab buchen wollte, war der Schnellzug von Taipei nach Taichung, weil unklar war, wie lange wir mit Immigration, Gepäckabholung, U-Bahnfahrt, etc. bis zum Hauptbahnhof brauchen würden. Denn es wurde empfohlen, im Schnellzug Sitzplätze zu reservieren. Tochter Caro fuhr uns dankenswerterweise wieder mal mitten in der Nacht zum Hamburger Flughafen und wir flogen nach Umstieg in Istanbul nochmal 11 Stunden weiter bis Taipei, der Hauptstadt Taiwans. Genug Zeit, um in Wiki zu erfahren, dass in Taiwan 23 Mio Menschen leben und dort über 50% der Halbleiter weltweit produziert werden.
Nach der Landung, Einreise, SIM-Kartenkauf mussten wir uns am Bankschalter anstellen (mit Nummer ziehen), da die Tickets für den Flughafen-Zug am Automaten bar bezahlt werden mussten. Am Hauptbahnhof von Taipei angekommen kauften wir die Schnellzugtickets im nächstmöglichen Zug, allerdings mit Plätzen in unterschiedlichen Waggons. Aber auch diese 37 Minuten haben wir überstanden. In Taichung angekommen suchten und fanden wir den Busbahnhof und die Linie in Richtung Hotel im der Innenstadt – zahlbar entweder mit Kundenkarte oder in abgezählten Münzen. Gut, dass wir schon Wechselgeld bekommen hatten. Nach Gepäckabgabe im Hotel mussten wir noch 1,5 Stunden überbrücken und so besuchten wir das große M, um Mittag zu essen. Auf dem Weg und in einem Park fiel uns sofort die Sauberkeit (kein Müll, keine Graffitis, keine Aufkleber) auf. Weiterhin war es recht warm und alle Verkehrsteilnehmer beachteten die Ampeln. An den meisten Ampeln wurde auch die Restzeit der aktuellen Phase in Sekunden angezeigt. Obwohl wir jeder eine Sitzreihe auf der langen Flugstrecke hatten, waren wir froh, früh ins Hotelbett zu gehen und auszuschlafen. Am nächsten Vormittag (Samstag) fuhren wir mit einem Regionalzug zum Veranstaltungsort. Der Aufbau des Zelte für Verpflegung, Sponsoren, Firmenteams war schon voll in Gange. 3 junge Helferinnen gaben uns die Startpakete und sagten, dass am nächsten Morgen ein Bus vom Bahnhof zum Start fahren würde (zwar nur 1,1 km, aber um 5 Uhr war es stockdunkel). Sie suchten uns sogar den ersten Zug am Sonntag raus, so dass wir ohne Taxifahrt zum Start gelangen sollten. Als wir die Zugtickets für die Rückfahrt kauften, entdeckten wir die deutschsprachige Menüführung am Fahrkartenautomaten. Sehr hilfreich. Wir besorgten gleich die Fahrkarten für den Lauftag, genossen zwei große Eisbecher in einem ehemaligen japanischen Kaufhaus (hatte uns eine deutsche Touristin beim Frühstück empfohlen) und ich kaufte mir Laufschuhe meiner Lieblingsmarke. Danach noch schnell bei Pizza Hut jeder eine mittelgroße Pizza verhaftet. Der Wecker klingelte 2:45 und die Straße zum Bahnhof hatten wir fast für uns allein. Auf dem Bahnsteig warteten bereits weitere und der Zug war voll mit Läufern. Dann ging es tatsächlich mit dem Bus zum Startbereich. Dort tanzte bereits der Bär, denn nach uns über 600 Marathonis um 6 Uhr sollten 10 min später noch 1.500 Halbmarathonläufer starten. Umkleiden und Kleideraufbewahrung waren in einer riesigen Tanzsporthalle incl. Toiletten. Nach ein paar Fotos stellten wir uns ins Starterfeld. Dann ging es endlich los auf die große Runde. Wegen des Zeitlimits von 6,5 Stunden und der Ausgestaltung der Strecke und Verpflegung liefen wir zusammen. Immer auf Straßen, asphaltierten oder gepflasterten Wegen waren die Oberflächen gut zu laufen. Allerdings fuhren über eine längere Brücke die Autos direkt neben uns und nach der Hälfte ging es über ca. 2km einen fiesen Anstieg hoch. Da nun die Temperaturen bereits in den hohen 20er war, wurde es recht anstrengend. Kurz vor der Halbmarathonmarke liefen wir 1km in eine Wendepunktstrecke, an deren Ende jeder Läufer ein Armband zur Kontrolle erhielt. Die Verpflegungsstellen waren bis zum Schluss gut ausgestattet, tw. mit gebratenem Fleisch und Fisch. Am vorletzten gab es auf Wunsch sogar einen Becher Bier. Trotzdem waren wir froh, eine Viertelstunde vor Zeitlimit zu finishen, unsere Medaillen, die Soforturkunden in Folientasche (!) und die Zielverpflegung zu erhalten. In trockener Kleidung fuhren wir mit dem Zug zum Hotel, kauften die Bahntickets für den nächsten Tag nach Taipei, duschten und legten uns uns Bett. Irgendwann abends aß jeder noch ein Stück Pizza vom Vorabend und schliefen weiter. An den nächsten zwei Tagen in Taipei besichtigten wir die Chiang-Kai-Shek-Gedenkstätte und fuhren auf die Open-Air-Aussichtsterrasse des Taipei-101-Turms. Der war mit 508m Höhe von 2004 bis 2010 das höchste Gebäude der Welt. Am Mittwoch ging es wieder mit dem Expresszug zum Flughafen, von wo wir mit der philippinischen Fluggesellschaft nach Manila flogen.
Das war der erste Streich (Doris‘ 103. Länderpunkt, Marios 108.)
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Kommentare
Ein sehr ausführlicher…
Ein sehr ausführlicher Bericht, der sich auf jeden Fall lohnt zu lesen. Die gelungenen Bilder sind eine schöne Ergänzung. Glückwunsch zu den Länderpunkten für dich und Doris!
Viele Grüße
Gunla