Von Jana Bieler:
Der Saal tobt. Die erschöpften Läufer pfeifen, klatschen, jubeln, noch bevor der Moderator Line Caliskaner auf die Bühne bittet. In nur 13:53 Stunden hat die über 50-jährige Ultraläuferin den Mauerweglauf geschafft - 42 Minuten vor dem ersten Mann. Die Anwesenden geben ihr den Applaus, den sie verdient hat. Wir feiern Line, wir feiern das Laufen, wir feiern 100 Meilen!
Doch der Reihe nach.
Zum 62. Jahrestag des Mauerbaus fand in der Hauptstadt zum elften Mal der Mauerweglauf statt. Die "100 Meilen Berlin" führen Läufer entlang des Mauerwegs um die ehemalige Grenze zwischen West-Berlin und Ost-Berlin bzw. West-Berlin und Brandenburg auf einer hauptsächlich asphaltierten Strecke. Und wie in den vergangenen Jahren sind viele Kameraden aus dem 100 Marathon Club Deutschland e.V. dabei gewesen, als Läufer oder als Helfer - oder beides.
Seit 11 Uhr am Freitagvormittag trafen sich Sportler aus der ganzen Welt am Hotel in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes, holten die Startnummer und die Drop-Bags ab, nahmen am Briefing teil, genossen die Pasta-Party und grüßten Freunde und Bekannte. So groß ist die Ultra-Szene nicht! Irgendwo hat man sich schon mal gesehen.
Am Samstagmorgen gingen dann um 6 Uhr die Einzelläufer auf die 161 Kilometer lange Strecke. Später starteten die Staffeln im Erika-Heß-Eisstadion. Neben 550 Startplätzen für Einzelläufer gab es 40 Startplätze für 2er-Staffeln, 75 Startplätze für 4er-Staffeln und 55 Startplätze für 10-Plus-Staffeln.
Zunächst führte die Strecke durch das Brandenburger Tor und entlang der East-Side-Gallery durch die Millionenmetropole. Dann wurde es grüner mit vielen Wald-Passagen und weniger Häusern. Der Himmel zog sich immer wieder mit Wolken zu. Doch die Temperaturen von bis zu 26 Grad im Schatten und die hohe Luftfeuchtigkeit machten vielen Teilnehmern zu schaffen. Am Abend kam etwas Regen und die Dunkelheit nach bereits 15 gelaufenen Stunden dazu. 100 Meilen weit zu rennen, ist nicht einfach. Viele Teilnehmer sind irgendwann gewandert. Hauptsache, man kommt vorwärts!
Lange Zeit hatte ich mich als "zu klein" für eine Distanz von 100 Meilen betrachtet. Doch seit ich nun im WordMegaMarathonRanking aufgeführt werde, habe ich mich mutiger gefühlt, es auch zu probieren. Mein 341. "Zähler" ist also ein 100-Meilen-Lauf geworden. 26:53 Stunden habe ich bis ins Ziel gebraucht und bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Unter dem rechten Fuß habe ich vier schmerzende Blasen bekommen und die verschwitzte Kleidung hat etliche Striemen auf der Haut hinterlassen. Aber, wie heißt es doch: Der Schmerz geht, der Stolz bleibt. Micha hat nun eine 100Meilerin zur Frau.
In der Bildergalerie könnt ihr Fotos von Vereinskameraden sehen, die mir vor die Kamera gelaufen sind.